Der Raum des Politischen. Occupy und die Demokratie des Protestes
Im Herbst 2011, als Occupy Wall Street die Aufmerksamkeit der großen Medien erregte, handelte sich die Bewegung natürlich auch eine ganze Litanei an Verleumdungen seitens amerikanischer Reaktionäre ein. Frank Miller, Autor und Zeichner der Graphic Novel Batman - die Rückkehr des Dunklen Ritters, verstieg sich zu den grellen Worten: «Occupy ist nichts als ein Haufen Lümmel, Diebe und Vergewaltiger, ein renitender Mob, der von Woodstock-Nostalgie und einer ekelhaften falschen Rechtschafenheit lebt.» Ann Coulter, eine Polemikerin aus dem rechen Lager, bezog Occupy ohne viel Federlesens auf die These ihres kurz zuvor erschienenen Buches, für das sie gerade die Werbetrommel rührte, ein Werk mit dem unmissverständlichen Titel Demonic. How the Liberal Mob is Endangering America.Und David Horowitz verurteilte «diesen finsteren Karneval aus Vergwaltigung, Polizistenhasse, Haschdealen und sogar Mord.» Die Rhetorik dieser Schmähtiraden ist vertraut, ja zeitlos. In ihr klingt zweifellos auch die Sprache nach, die die jungen Sozialwissenschaften im späten 19. Jahrhundert etablierten, als Gelehrte wie Gustave Le Bon, Hippolyte Taine und Cesare Lombroso Menschenmengen als Manifestation einer Massenhysterie, als pathologische Aussetzt der individuellen Vernuft oder als evolutionären Atavismus daignostizierten.