Molekulare Medizin: Pathobiochemie als Schlüssel zur personalisierten Therapie vererbter Krankheiten
ZusammenfassungGenetische Defekte werden vielfach noch als Schicksal empfunden, mit dem man sich Zeit seines Lebens abfinden muss. Es stimmt, dass vererbte Anlagen in vielen Fällen zu schweren Krankheiten führen, allerdings stimmt es auch, dass der Anteil von genetischen Defekten, bei denen eine Therapieoption besteht, stetig wächst und sich der Ausbruch von Krankheitssymptomen bei einigen davon bestenfalls gänzlich verhindern lässt. Die Kenntnis des genauen molekularen Krankheitsmechanismus liefert oft die Grundlage für einen Therapieansatz. Zum Auffinden des genetischen Defekts haben die Möglichkeiten der genomweiten Sequenzierung und ihr mittlerweile breiter Einsatz in der Diagnostik entscheidend beigetragen. Nach dem Nachweis einer genetischen Veränderung braucht es aber noch die Untersuchung der pathobiochemischen Konsequenzen auf zellulärer und systemischer Ebene. Dabei handelt es sich oft um einen längeren Prozess, da der volle Umfang von Funktionsausfällen nicht immer auf Anhieb erkennbar ist. Bei metabolischen Defekten kann die Therapie ein Auffüllen von fehlenden Produkten oder eine Reduktion von giftigen Substraten sein. Oft lässt sich auch die Restfunktion von betroffenen „pathways“ verbessern. Neuerdings haben Therapien mit direkter Korrektur des betroffenen Gendefekts Einzug in die therapeutische Anwendung gefunden. Da die ersten Krankheitssymptome in vielen Fällen früh im Leben auftreten, trifft die Kinderheilkunde eine Vorreiterrolle in der Entwicklung von Therapieansätzen.