Inanspruchnahme von Unterstützungsangeboten in Familien mit einem psychisch belasteten Elternteil
Zusammenfassung Hintergrund Kinder psychisch erkrankter Eltern sind vielfach mit familialen Belastungen konfrontiert und haben ein erhöhtes Risiko, selbst an einer psychischen Störung zu erkranken. Präventionsangebote auf Eltern- und Kindebene haben entsprechend hohe Relevanz. Wenig Beachtung in der Forschung fand bislang die Frage, inwieweit therapeutische und beratende Unterstützungsangebote für psychisch belastete Eltern auch der gesundheitlichen Versorgung ihrer Kinder zugutekommen. Fragestellung Die vorliegende Studie untersucht eltern- und kindbezogene Prädiktoren der Inanspruchnahme von therapeutischen und familienbezogenen Unterstützungsangeboten bei Eltern mit selbstberichteter psychischer Belastung. Zusammenhänge zur Inanspruchnahme von Kinder- und Jugendtherapie, auch in Abhängigkeit von der kindlichen psychischen Gesundheit, werden geprüft. Material und Methode Ausgehend von 844 Eltern mit 1146 Kindern im Alter von 7 bis 16 Jahren, die in den Wellen 11 und 12 des pairfam-Panels befragt wurden, umfasst die Stichprobe der Hauptanalysen 161 Kinder, deren Elternteil über Depressionssymptome oder eine psychische Erkrankung berichtete. Angaben zur Inanspruchnahme von Therapie und weiteren Angeboten stammen von dem Elternteil, Angaben zur psychischen Gesundheit der Kinder von diesen selbst. Ergebnisse Etwa ein Drittel der Eltern mit selbstberichteter psychischer Belastung nimmt eine Therapie in Anspruch. Hierbei werden häufiger auch weitere Angebote für Familien und Kinder genutzt. Selbstberichtete Verhaltensauffälligkeiten der Kinder haben jedoch keinen weiteren Effekt auf ihre Versorgungslage. Schlussfolgerung Die Befunde sprechen für eine unzureichende Versorgungslage von auffälligen Kindern psychisch belasteter Eltern, auch dann, wenn die Eltern selbst in Behandlung sind.