Orale Antikoagulation im Alter – Praktische Aspekte und Risikoabwägung bei Vorhofflimmern
Orale Antikoagulantien kommen zunehmend auch bei betagten Personen zum Einsatz. Wird bei der Eindosierung und bei Veränderungen der Erhaltungsdosis (Wochendosis) vorsichtig vorgegangen und werden medikamentöse Interaktionen beachtet, ist die Behandlung auch im hohen Alter einsetzbar. Nötig sind aber häufigere Gerinnungskontrollen, v.a. bei Änderungen des Gesundheitszustandes und der Komedikation. Die Korrektur überhöhter INR-Werte bei stabilen Patienten ohne Blutung kann gemäss den Empfehlungen erfolgen, evtl. Vitamin K in kleinen Dosen eingesetzt werden. Bei Vorhofflimmern besteht das Dilemma, dass ähnliche Faktoren das Hirnschlagsrisiko wie das Blutungsrisiko bestimmen, sodass die Patienten mit dem grössten Nutzen der Antikoagulation auch das höchste Blutungsrisiko aufweisen. Zur Orientierung über das Embolierisiko ist der CHADS2-Score gut geeignet und einfach anwendbar. Sturzrisiko ist als Kontraindikation nicht zu überschätzen, hingegen sprechen kognitive Einschränkungen und instabiles Betreuungssystem gegen eine orale Antikoagulation. Schlussendlich muss die Entscheidung pro und kontra Antikoagulation individuell getroffen werden.