Sportmotorische Entwicklung über die Lebensspanne
Zusammenfassung. Obwohl sich die Entwicklungspsychologie der Lebensspanne seit etwa 15 Jahren in der Sportwissenschaft als theoretische Rahmenkonzeption durchgesetzt hat, liegen kaum empirische Studien vor, die auf dieser Grundlage theoriegeleitet die motorische Entwicklung untersuchen. Zentrales Anliegen dieses Beitrags ist es, den heuristischen Nutzen dieser Konzeption aufzuzeigen. Vorgestellt werden zentrale Ergebnisse der MODALIS-Studie (Motor Development across the Life Span) mit 1206 Versuchspersonen zwischen 6 und 89 Jahren. Im Rahmen eines querschnittlichen Designs wurden die Probanden hinsichtlich ausgewählter motorischer Fähigkeiten (Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit, Koordination) sowie des Lernens der sportmotorischen Fertigkeit Jonglieren untersucht. Die Ergebnisse zu ausgewählten Leitsätzen der Entwicklungspsychologie der Lebensspanne geben Hinweise darauf, dass (a) eine starke Multidirektionalität zwischen einzelnen Dimensionen der Motorik für einzelne Phasen des Lebensverlaufs vorliegt, (b) die Gewinn-Verlust-Dynamik in Abhängigkeit von der betrachteten Fähigkeit durchaus unterschiedlich sein kann und (c) in allen Altersklassen, bis ins hohe Alter, eine hohe Plastizität für das Neulernen der Fertigkeit Jonglieren besteht. Bisherige Erkenntnisse zur motorischen Entwicklung auf der Grundlage von lebensabschnittbezogenen Untersuchungen werden diskutiert und z. T. revidiert und ergänzt.