Arzneimittelverordnung bei Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz in der hausärztlichen Versorgung
Zusammenfassung Hintergrund Viele Medikamente erfordern bei Patienten mit CKD (chronic kidney disease) eine Dosisanpassung oder sind kontraindiziert, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Ziel der Studie war es zu untersuchen, wie gut die Medikation bei Patienten mit CKD in der Hausarztpraxis an die Nierenfunktion angepasst ist, welche Medikamente häufig fehlverordnet werden und Prädiktoren für Fehlverordnungen zu identifizieren. Methoden Im Rahmen einer Querschnittstudie in 34 Hausarztpraxen wurde die Medikation von Patienten mit einer CKD-Stadium ≥ 3 auf Grundlage der Fachinformation ausgewertet. Bei Fehlverordnungen wurden kontraindizierte und überdosierte Verordnungen unterschieden. Prädiktive Faktoren für Fehlverordnungen wurden mittels logistischer Regressionsanalyse untersucht. Ergebnisse 589 Patienten (Ø 78 Jahre, 63 % weiblich) mit einem CKD-Stadium ≥ 3 aus 34 Hausarztpraxen wurden eingeschlossen. Sie erhielten 5102 Verordnungen (94,6 % Dauermedikationen, 5,4 % Bedarfsmedikationen). 4,2 % aller Verordnungen waren nach Auswertung der Fachinformationen in der gegebenen Dosierung kontraindiziert (2,1 %) oder überdosiert (2,1 %). Bei 173 Patienten (29 %) war mindestens eine Verordnung betroffen. Der Anteil der Fehlverordnungen sank bei Berücksichtigung neuerer Empfehlungen auf 3,5 %. Die häufigsten Fehlverordnungen betrafen ACE-Hemmer, orale Antidiabetika, Diuretika, Methotrexat und Kaliumpräparate. Prädiktoren für Fehlverordnungen waren CKD-Stadium ≥ 3b und die Anzahl der verordneten Dauermedikamente. Diskussion Ein Viertel aller Patienten hatte mindestens eine formal unangepasste Verordnung. Trotzdem war der Anteil der formalen Fehlverordnungen an der Gesamtzahl aller Verordnungen gering. Unter Berücksichtigung von Empfehlungen der Fachgesellschaften sank die Zahl der formalen Fehlverordnungen. Zur klinischen Relevanz der Fehlverordnungen fehlen valide Daten und hier besteht weiterer Forschungsbedarf. Wegen des hohen Aufwands des Einzelabgleichs sollten sich Maßnahmen zur Qualitätssicherung auf Patienten mit CKD-Stadium ≥ 3b, Patienten mit Polypharmazie und auf kritische Wirkstoffe konzentrieren.