Intrajejunale Levodopa- und Apomorphin-Infusion zur Therapie motorischer Komplikationen bei fortgeschrittener Parkinson-Krankheit

2018 ◽  
Vol 86 (S 01) ◽  
pp. S5-S9
Author(s):  
Angelo Antonini ◽  
Wolfgang H. Jost

ZusammenfassungDie Entwicklung motorischer Fluktuationen und Dyskinesien charakterisiert den Übergang vom frühen zum fortgeschrittenen Parkinson-Stadium. Aktuelle Strategien der oralen Therapie umfassen die stärkere Verteilung von Levodopa, ihre verlängerte Wirkdauer durch Gabe von Enzymblockern (MAO- und COMT-Hemmern) und Dopaminagonisten. Mit fortschreitender Krankheit wird die Motorik jedoch zunehmend abhängig von der Levodopa-Resorption und dessen Bioverfügbarkeit im Plasma, was schließlich zu motorischen Fluktuationen führt. Wenn Patienten nach der optimierten oralen Medikationsanpassung weiterhin funktionelle Einschränkungen bei den Aktivitäten des täglichen Lebens haben, sollten Infusionstherapien mit Apomorphin oder Levodopa und operative Verfahren (Tiefe Hirnstimulation) in Betracht gezogen werden. Im Vergleich zur pulsatilen oralen Therapie kann durch die Infusion von Apomorphin oder Levodopa eine kontinuierlichere striatale Stimulation der Dopaminrezeptoren erzielt werden, was zu einer signifikanten Reduktion der off-Zeiten und Dyskinesien, insbesondere der peak-dose-Dyskinesien, führt. Langjährige Erfahrungen mit diesen Behandlungen zeigen bedauerlicherweise, dass die motorischen Komplikationen durch eine kontinuierliche Stimulation des Rezeptors nicht komplett reversibel sind, was darauf hindeutet, dass Veränderungen der synaptischen Plastizität und Konnektivität nicht einfach rückgängig gemacht werden können, nachdem sie erst einmal etabliert sind. Wünschenswert wäre ein Einsatz zu einem früheren Zeitpunkt, zu dem sich motorische Komplikationen erst entwickeln und nicht in einem späten Stadium, wenn diese schon ausgeprägt sind. Vorläufige Ergebnisse beim frühen Einsatz der Tiefen Hirnstimulation oder einer frühen Pumpenbehandlung legen nahe, dass dies erfolgsversprechend erscheint, aber bevor es in der klinischen Praxis implementiert wird, bedarf es auch einer detaillierten Kosten-Nutzen-Analyse.

2016 ◽  
Vol 35 (04) ◽  
pp. 222-229
Author(s):  
A. O. Ceballos-Baumann

ZusammenfassungMedikamentenpumpen mit Apomorphin subkutan oder mit Levodopa/Carbidopa-Gel jejunal via perkutaner enteralen Gastrostomie (PEG) und die tiefe Hirnstimulation stellen die Eskalationstherapien bei Levodopa-Wirkfluktuationen und Dyskinesien dar, wenn die Optimierungsmöglichkeiten der oralen Medikation erschöpft sind. Bei unterschiedlicher Datenlage und Patientenpräferenzen dieser drei Eskalationstherapien ist die Beratung schwierig. Die Entscheidung muss in einem Abwägungsprozess zusammen mit dem Patienten und den Betreuungspersonen diskutiert werden. Ziel dieses CME-Artikels ist es, Indikationen sowie Vorteile und Nachteile dieser drei Eskalationstherapien bei der Parkinson-Krankheit vorzustellen.


2017 ◽  
Vol 36 (08) ◽  
pp. 647-654
Author(s):  
P. Kolber ◽  
C. Stallinger ◽  
R. Krüger

ZusammenfassungDas idiopathische Parkinson-Syndrom ist eine heterogene neurodegenerative Erkrankung. Während konservative pharmakologische Therapien in den anfänglichen Phasen der Krankheit gut wirken, können in fortgeschrittenen Stadien mit motorischen Komplikationen invasive Methoden wie die tiefe Hirnstimulation sowie die pumpengestützte Dauerinfusion von L-Dopa bzw. Apomorphin notwendig sein. Durch die in den letzten Jahrzehnten gewonnene Studienevidenz und klinische Erfahrung ist bei indikationsgerech tem Einsatz dieser Therapien auch bei einer fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit ein er heblicher Gewinn an Lebensqualität für den Patienten möglich. Der Prozess zur Auswahl der individuell am besten geeigneten Therapie bleibt für den Patienten und den Neurologen komplex und schließt das Erkennen und Besprechen der Indikation auch außerhalb spezialisierter Zentren als notwendig ein. Hierzu bedarf es eines Überblicks über die einzelnen Therapieoptionen und ihrer Besonderheiten, der in den folgenden Abschnitten dargestellt wird.


2003 ◽  
Vol 22 (10) ◽  
pp. 498-503
Author(s):  
G. Deuschl ◽  
J. Volkmann ◽  
J. Herzog

ZusammenfassungDie tiefe Hirnstimulation stellt mittlerweile ein etabliertes therapeutisches Verfahren für Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Krankheit dar. Der chirurgische Eingriff kommt insbesondere für solche Patienten in Frage, die unter den Langzeitkomplikationen der dopaminergen Therapie leiden und mit konservativen Therapieregimen nicht mehr zufriedenstellend behandelt werden können. Als Zielpunkte der Stimulation stehen heutzutage der Nucleus subthalamicus (STN) und der Globus pallidus internus (GPi) zur Verfügung. Sowohl die STN- als auch die GPi-Stimulation führen zu einer deutlichen Verbesserung der Off-Phasen-Symptome sowie der Dyskinesien; die STN-Stimulation wird jedoch aufgrund einer deutlicheren Reduktion der dopaminergen Medikation und des niedrigeren Energieverbrauches als überlegen angesehen. Allerdings steht eine kontrollierte randomisierte Studie zum Vergleich zwischen STN- und GPi-Stimulation noch aus. Die Stimulation im Nucleus ventralis intermedius (Vim) des Thalamus wird heute beim Morbus Parkinson nur noch selten eingesetzt und kommt nur bei älteren Patienten mit einem im Vordergrund stehenden Ruhetremor und gering ausgeprägten akinetisch-rigiden Symptomen in Betracht.


2010 ◽  
Vol 29 (06) ◽  
pp. 359-365
Author(s):  
A. Ceballos-Baumann

ZusammenfassungMedikamentenpumpen (Apomorphin subkutan, Dopa duodenal via perkutanen enteralen Gastrostomie = PEG) und die tiefe Hirnstimulation stellen aufwendige und kostspielige Therapien der Parkinsonkrankheit dar, deren Nachfrage stetig wächst. Die Hauptindikation sind hypokinetische Wirkfluktuationen oder Dyskinesien, wenn die Optimierungsmöglichkeiten der konventionellen, vor allen oralen Medikation, erschöpft sind. Ziel dieses CME-Artikels ist es, Indikationen sowie Vorteile und Nachteile der kontinuierlichen subkutanen Apomorphin, duodenalen Dopa-Infusion und der tiefe Hirnstimulation bei fortgeschrittene Parkinson-Krankheit vorzustellen.


2010 ◽  
Vol 81 (6) ◽  
pp. 669-679 ◽  
Author(s):  
J. Herzog ◽  
G. Deuschl

2018 ◽  
Vol 86 (07) ◽  
pp. 394-395

Die Dopaminersatztherapie (DET) und die subthalamische tiefe Hirnstimulation (THS) sind etablierte Therapieformen für die Behandlung motorischer Komplikationen bei M. Parkinson (MP). Kontroverse Berichte über damit verbundene Verhaltensstörungen verunsichern jedoch hinsichtlich der Wahl der geeigneten Therapie. Das Ziel einer Studie aus Frankreich bestand darin, Verhaltensänderungen bei MP-Patienten zu bewerten, die entweder eine kombinierte Behandlung aus THS plus medikamentöse Therapie oder eine alleinige medikamentöse Therapie erhielten. Die Kombinationstherapie stellte sich dabei als überlegen heraus.


1999 ◽  
Vol 56 (11) ◽  
pp. 659-663 ◽  
Author(s):  
Nau ◽  
Behnke-Mursch

Die verursachenden Erreger von Hirnabszessen variieren in Abhängigkeit von der Grunderkrankung. Typisch sind Mischinfektionen aus Aerobiern und Anaerobiern. Hirnabszesse entwickeln sich meist subakut. Sensibelster Entzündungsparameter im Blut ist das C-reaktive Protein (bei 80–90% der Patien-ten erhöht). Die entscheidende diagnostische Maßnahme ist das kraniale CT ohne und mit Kontrastmittel (KM). Die rasche Kultur von Abszeßinhalt durch Punktion, Drainage oder Abszeßexzision ist entscheidend für die Erregeridentifikation. Eine alleinige Chemotherapie zur Abszeßbehandlung wird nur angewandt, wenn 1. multiple, tief gelegene und/oder sehr kleine Abszesse vorliegen oder 2. sich der Patient in einem so schlechten Allgemeinzustand befindet, daß ihm ein invasiver Eingriff nicht zugemutet werden kann oder 3. eine Hirnphlegmone und kein abgekapselter Abszeß vorliegt. Gebräuchliche operative Verfahren sind die Abszeßaspiration (meist nach stereotaktischer Abszeßpunktion), die offene Kraniotomie mit Abszeßexzision und die offene Abszeßevakuation ohne Kapselentfernung. Für die ungezielte Chemotherapie vor Erregernachweis bevorzugen wir die Kombination von Cefotaxim (3×2–4 g/d i.v.) mit Metronidazol (3–4×0,5 g/d i.v.). Kortikosteroide sind indiziert, wenn der Prozeß raumfordernd ist und eine Herniation droht oder multiple Abszesse vorliegen, die nur teilweise operativ angehbar sind, oder Hirnregionen mit besonderer Ödemneigung betroffen sind.


2018 ◽  
Vol 75 (7) ◽  
pp. 448-454
Author(s):  
Thomas Grunwald ◽  
Judith Kröll

Zusammenfassung. Wenn mit den ersten beiden anfallspräventiven Medikamenten keine Anfallsfreiheit erzielt werden konnte, so ist die Wahrscheinlichkeit, dies mit anderen Medikamenten zu erreichen, nur noch ca. 10 %. Es sollte dann geprüft werden, warum eine Pharmakoresistenz besteht und ob ein epilepsiechirurgischer Eingriff zur Anfallsfreiheit führen kann. Ist eine solche Operation nicht möglich, so können palliative Verfahren wie die Vagus-Nerv-Stimulation (VNS) und die tiefe Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation) in eine bessere Anfallskontrolle ermöglichen. Insbesondere bei schweren kindlichen Epilepsien stellt auch die ketogene Diät eine zu erwägende Option dar.


Pflege ◽  
2006 ◽  
Vol 19 (4) ◽  
pp. 214-222
Author(s):  
Miriam Unger ◽  
Rebecca Spirig

In der Schweiz leben zwischen 15000 und 16000 Menschen mit HIV/AIDS. Diese Population leidet unter einer Vielzahl von Symptomen und Beschwerden. Besonders schwerwiegend und häufig ist die Fatigue, welche gemäß aktueller Studien bei 20 bis 74% der HIV-infizierten Menschen auftritt. Das Symptom beeinträchtigt alle Aktivitäten des täglichen Lebens, das Empfinden körperlicher und mentaler Gesundheit sowie die Lebensqualität der Betroffenen stark. An der HIV-Sprechstunde des Universitätsspitals Basel, Schweiz, äußern viele Patienten und Patientinnen Beschwerden, die auf das Bestehen von Fatigue hinweisen, oder sprechen direkt über ihre starke Erschöpfung. Eine systematische Literatursuche wurde durchgeführt und ein evidenzbasiertes Praxisprogramm erarbeitet, um den Betroffenen eine angepasste Betreuung bieten zu können. Das Programm enthält die Elemente: Screening, systematisches Assessment, Interventionen und Beratung. Für das Assessment werden der adaptierte Global Fatigue Index und eine visuelle Analogskala eingesetzt. Die Patientinnen werden durch systematische Interventionen bei der Verbesserung ihres Selbstmanagements unterstützt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, Pflegenden, die HIV-infizierte Menschen betreuen, eine Zusammenfassung der aktuellen Literatur bezüglich HIV-induzierter Fatigue zu präsentieren und die Elemente, den Ablauf sowie des Praxisprogramms darzustellen. Es kann davon ausgegangen werden, dass mit Hilfe des Praxisprogramms Menschen, die mit HIV/AIDS leben und unter Fatigue leiden, positiv beim Management dieses Symptoms ihrer chronischen Erkrankung unterstützt werden können.


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