Veränderungsmessung mit der Kurzform des
OPD-Strukturfragebogens (OPD-SFK)
AbstractDas transdiagnostische Konzept der Ich- bzw. Persönlichkeitsstruktur spielt in der psychodynamischen Krankheitslehre eine zentrale Rolle, gelten doch viele psychische und psychoso-matische Störungen als Ausdruck struktureller Vulnerabilitäten und Defizite. Daher kommt der Strukturdiagnostik eine besondere Bedeutung zu, gerade unter differenzialindikatorischen und behandlungstechnischen Aspekten. Weil Veränderungen der Persönlichkeitsstruktur auch als Therapieziel immer mehr Beachtung finden, sollten strukturdiagnostische Verfahren änderungssensitiv sein, um diese angemessen zu erfassen. Die Kurzform des OPD-Strukturfragebogens (OPD-SFK) wird zwar aufgrund ihrer Anwendungsökonomie klinisch und wissenschaftlich vielfach eingesetzt, ist bisher jedoch nicht auf ihre Eignung zur Veränderungsmessung analysiert worden. Zwei große, unabhängige und diagnostisch heterogene Stichproben stationärer Psychotherapiepatienten (N=1183 bzw. 967) wurden bei Aufnahme und Entlassung mit dem OPD-SFK untersucht. Als Indikatoren der Änderungssensitivität wurden die Standardized Effect Size (SES), der Standardized Response Mean (SRM) sowie die Smallest Real Difference (SRD) berechnet. Für den OPD-SFK Gesamtwert sowie die Subskalen wurden in beiden Stichproben Veränderungseffekte in niedriger Größenordnung gefunden (SES zwischen 0,23 und 0,48 sowie SRM zwischen 0,27 und 0,53). Zudem wurde gezeigt, dass mit dem OPD-SFK größere Veränderungen für Patienten mit strukturellen Störungen nachweisbar sind als für jene mit geringen Strukturdefiziten und dass die Gruppenunterschiede signifikant sind. Mittels der SRD wurde in beiden Stichproben ein Anteil von 22% signifikant strukturell verbesserter Patienten ermittelt. Trotz einiger methodenkritischer Aspekte legen die Befunde nahe, dass sich der OPD-SFK bei stationären Psychotherapiepatienten eignet, um Veränderungen persönlichkeitsstruktureller Fähigkeiten zwischen Beginn und Abschluss der Behandlung abzubilden. Da Untersuchungen zur Änderungssensitivität anderer strukturdiagnostischer Verfahren ausstehen, können bislang keine empirisch abgesicherten Empfehlungen formuliert werden, welches Instrument am besten therapeutisch induzierte Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur erfasst.