Chronische-Bienenparalyse-Virus – quo vadis? Auftreten in Bayern und Betrachtung von Therapiemaßnahmen
Zusammenfassung Gegenstand und Ziel Das Chronische-Bienenparalyse-Virus (CBPV), ein bisher nicht klassifiziertes RNA-Virus, das bei Honigbienen neurologische Symptome sowie Schwarzsucht hervorrufen kann, trat in den letzten Jahren in verschiedenen europäischen Ländern verstärkt auf. Die Erkrankung führt mitunter zu immensen Arbeiterinnenverlusten und deutlichen Leistungseinbußen v. a. bei starken Bienenvölkern. Ziel dieser Studie war es, retrospektiv die Verbreitung des CBPV in Bayern von 2018–2020 zu betrachten und Therapiemaßnahmen zu evaluieren. Material und Methoden In Teil 1 der Studie wurden Analyseergebnisse des Tiergesundheitsdienstes Bayern e. V. von 302 Bienenvölkern hinsichtlich der Virusdiagnostik und klinischen Symptomatik mit Fokus auf CBPV untersucht. In Teil 2 wurden per Fragebogen erhobene Daten von 105 labordiagnostisch CBPV-positiven und klinisch auffälligen Völkern ausgewertet. Ergebnisse In Teil 1 konnte in Bayern ein signifikanter (p = 0,004) Anstieg CBPV-positiver Proben von 2018 bis 2020 festgestellt werden. Zusätzlich stieg die Anzahl der Fälle mit klinischer Symptomatik in den letzten beiden Jahren an. Teil 2 der Studie zeigte eine Häufung der Berichte über das Erstauftreten der CBPV-Symptomatik im Frühjahr. Die meist mit kombinierten Symptomen belasteten Völker erholten sich in 57 % der Fälle von der Erkrankung. Dabei war maßgeblich, dass therapeutisch eingegriffen wurde. Eine Vielzahl verschiedener Maßnahmenkombinationen führte zum Überleben, kein Eingriff in den meisten Fällen zum Tod des Volks. Bei 62 % der erkrankten und isolierten Völker konnte die Isolation eine Weiterverbreitung am Bienenstand verhindern. Schlussfolgerung und klinische Relevanz Den Resultaten zufolge traten klinisch apparente CBPV-Infektionen in den letzten Jahren auch in Bayern signifikant häufiger auf. Durch die Vielzahl angewendeter Maßnahmenkombinationen lässt sich basierend auf diesen Auswertungen keine evidenzbasierte Therapieempfehlung ableiten. Es zeigte sich aber, dass jeder therapeutische Eingriff besser ist, als abzuwarten. Für gezielte Therapieempfehlungen sind Versuche unter Standardbedingungen notwendig.