Die oberflächliche Thrombophlebitis, ein Nicht-der-Rede-wert-Krankheitsbild?
ZusammenfassungEs werden Klinik, Diagnostik und Therapie der Thrombophlebitis superficialis in ihren verschiedenen Erscheinungsformen dargestellt. Die grundlegende Therapie der oberflächlichen Venenentzündung (Thrombophlebitis und Varikophlebitis) hat sich nicht geändert. Geändert haben sich die Prognosebeurteilung und die Anforderungen an eine angemessene Diagnostik: Bei einer Magna- oder Parvaphlebitis kann der Entzündungsprozess mit Thrombosierung deutlich weiter nach proximal reichen als der klinische Befund dies vermuten lässt mit der Gefahr des Übergreifens der oberflächlichen Phlebitis über die Mündung der Stammvenen auf das tiefe Venensystem (sapheno-femorale Thrombose). Die Koinzidenz zwischen oberflächlicher Venenentzündung und tiefer Venenthrombose liegt bei rund 10 bis 40%. Daher sind duplexsonographische Kontrollen zum Ausschluss einer zusätzlichen tiefen Venenthrombose und/oder einer Aszension der Entzündung in den Mündungsbereich der Stammvenen erforderlich.Die grundlegende Therapie der Thrombophlebitis superficialis ist die Kompressionsbehandlung mit Mobilisierung. Niedermolekulares Heparin wird inzwischen häufig eingesetzt, obwohl der Stellenwert noch nicht ausreichend definiert ist (Anwendung ohne Beweis). Als Behandlungsdauer wird gegebenenfalls in den vorliegenden Studien ein Monat vorgegeben. Die Indikation zur „Notfall-Krossektomie” bei mündungsnaher Magna-Phlebitis bedarf weiterer Abklärung. Nach dem heutigen Kenntnisstand ist die oberflächliche Thrombophlebitis ein ernst zu nehmendes Krankheitsbild mit dringlicher Betreuungsindikation.