Diagnostik und Therapie der Thrombophlebitis unter besonderer Berücksichtigung niedermolekularer Heparine

2002 ◽  
Vol 22 (04) ◽  
pp. 154-160 ◽  
Author(s):  
H. Partsch

ZusammenfassungDie klinische Diagnose der oberflächlichen Thrombophlebitis ist charakterisiert durch das Auftreten von schmerzhaften und entzündeten Strängen im Bereich von oberflächlichen Venen und Varizen. Eine Duplexsonographie wird empfohlen, um eine asymptomatische tiefe Venenthrombose auszuschließen, die in ca. 20% vorliegen kann, und um potentielle Eintrittspforten des thrombotischen Prozesses in tiefe Venen (z. B. Mündung von Vena saphena magna und parva) abzuklären. Die klassische Behandlung basiert auf einer festen Kompression sowie Gehübungen. Inzisionen mit Expression von Gerinnseln sowie entzündungshemmende Medikamente können Schmerzen und Entzündung lindern. Wenn die Phlebitis auch den Oberschenkel und besonders die proximalen Anteile der Vena saphena magna betrifft, kann eine Mündungsligatur und eine lokale Thrombektomie überlegt werden, bevorzugt unter ambulanten Bedingungen. Neue Daten einer randomisierten kontrollierten Studie beweisen die Wirksamkeit von unfraktioniertem Heparin in der Dosierung von zweimal 12 500 I.E. s. c. bei dieser Indikation.Aufgrund einer weiteren randomisierten kontrollierten Studie kann niedermolekulares Heparin (NMH) die Entwicklung von thromboembolischen Komplikationen und die relativ häufige Ausbreitung der Thromben in den oberflächlichen Venen verzögern. Therapeutische Dosen scheinen effektiver zu sein als prophylaktische. Während die herkömmliche Behandlung mit Kompression und Gehübungen für die meisten Fälle ausreicht, wird die zusätzliche Gabe von niedermolekularen Heparinen bei erhöhtem Thromboembolierisiko und bei Oberschenkelmitbeteiligung empfohlen. Die wenigen Studien berichten von einer Behandlungszeit von 6-12 Tagen. Mehr Studien speziell im Hinblick auf Indikation, Dosierung und Therapiedauer von NMH sind erforderlich, um klare Therapierichtlinien geben zu können.

Phlebologie ◽  
2008 ◽  
Vol 37 (03) ◽  
pp. 122-129 ◽  
Author(s):  
Chr. Schwahn-Schreiber ◽  
M. Marshall

ZusammenfassungEs werden Klinik, Diagnostik und Therapie der Thrombophlebitis superficialis in ihren verschiedenen Erscheinungsformen dargestellt. Die grundlegende Therapie der oberflächlichen Venenentzündung (Thrombophlebitis und Varikophlebitis) hat sich nicht geändert. Geändert haben sich die Prognosebeurteilung und die Anforderungen an eine angemessene Diagnostik: Bei einer Magna- oder Parvaphlebitis kann der Entzündungsprozess mit Thrombosierung deutlich weiter nach proximal reichen als der klinische Befund dies vermuten lässt mit der Gefahr des Übergreifens der oberflächlichen Phlebitis über die Mündung der Stammvenen auf das tiefe Venensystem (sapheno-femorale Thrombose). Die Koinzidenz zwischen oberflächlicher Venenentzündung und tiefer Venenthrombose liegt bei rund 10 bis 40%. Daher sind duplexsonographische Kontrollen zum Ausschluss einer zusätzlichen tiefen Venenthrombose und/oder einer Aszension der Entzündung in den Mündungsbereich der Stammvenen erforderlich.Die grundlegende Therapie der Thrombophlebitis superficialis ist die Kompressionsbehandlung mit Mobilisierung. Niedermolekulares Heparin wird inzwischen häufig eingesetzt, obwohl der Stellenwert noch nicht ausreichend definiert ist (Anwendung ohne Beweis). Als Behandlungsdauer wird gegebenenfalls in den vorliegenden Studien ein Monat vorgegeben. Die Indikation zur „Notfall-Krossektomie” bei mündungsnaher Magna-Phlebitis bedarf weiterer Abklärung. Nach dem heutigen Kenntnisstand ist die oberflächliche Thrombophlebitis ein ernst zu nehmendes Krankheitsbild mit dringlicher Betreuungsindikation.


Phlebologie ◽  
2005 ◽  
Vol 34 (01) ◽  
pp. 5-14
Author(s):  
H. K. Breddin

ZusammenfassungAusgehend von der Virchow-Trias werden die prädisponierenden Faktoren zur Thromboseentstehung sowie angeborene und erworbene Hämostasedefekte diskutiert, die thrombosefördernd wirken können. Voraussetzung für die Entstehung einer Thrombose sind wohl immer lokale Endothelschäden, die zur Plättchenhaftung und -aggregation an der veränderten Gefäßwand führen. Neben der direkten Endothelschädigung nach Traumen oder bei Operationen entstehen auch multiple Endotheldefekte nach operativen Eingriffen als Folge einer Dilatation großer Venen. Bei experimentellen Thrombosen sollte der Blutfluss nicht völlig unterbrochen werden. Entscheidend für die Brauchbarkeit der Thrombosemodelle sind außerdem ein definierter Gefäßwandschaden und eine gut definierte Methode zur Messung der Thrombusbildung. Thrombosediagnostik: Die meist verwendete Nachweismethode ist die Duplexsonographie (Kompressionssonographie). Die Phlebographie ist in manchen Situationen erforderlich, eignet sich aber nicht für kurzfristige Kontrollen. Bei Verdacht auf eine tiefe Venenthrombose schließt ein negativer D-Dimer-Test diese praktisch aus. Die Standardbehandlung der akuten tiefen Venenthrombose besteht in einem Kompressionsverband und der Gabe eines niedermolekularen Heparins (NMH) und anschließender Behandlung mit einem Vitamin-K-Antagonisten. Die Patienten sollten früh mobilisiert werden. Oft, besonders bei Malignomen, ist eine langfristige Gabe eines NMH in therapeutischer oder subtherapeutischer Dosierung notwendig. Endpunkte in klinischen Studien: Bisher wird in erster Linie die Phlebographie verwendet. Die Änderung im Marder-Score eignet sich zur Beurteilung von Thrombusregression oder -progression. In Zukunft sollten hierfür sonographische Endpunkte verwendet werden. Entsprechende Scores sind in der Entwicklung. Zukünftige Entwicklungen: Besonders zur Verhütung des postthrombotischen Syndroms ist bei einigen Patienten aber eine intensivere oder andere Behandlung für eine ausreichende Thrombusregression in den ersten Wochen nach tiefer Venenthrombose nötig. Bessere Kontrollen und weitere Studien werden dringend benötigt.


Phlebologie ◽  
2002 ◽  
Vol 31 (01) ◽  
pp. 26-37 ◽  
Author(s):  
Tran van-Thann ◽  
P. Glowacki ◽  
Ch. Subasinghe ◽  
N. Frings

ZusammenfassungVarizenoperationen gehören zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Zuverlässige, prospektiv erhobene Daten zur Komplikationsrate gibt es kaum. Mit dieser Arbeit, für die wir Daten aus retro- und prospektiver Literatur ausgewertet haben, wollen wir einerseits einen Durchschnittswert bzgl. der Komplikationsrate aufzeigen und andererseits Strategien diskutieren, um Komplikationen zu verhindern. Folgende Parameter wurden untersucht: Letalität, Major-Verletzungen am Gefäß- und Nervensystem, Blutungsschock, thromboembolische Komplikationen und Wundinfektion. Da die Literaturangaben teilweise unzuverlässig sind, wird die durchschnittliche Häufigkeit einzelner Komplikationen nur als Zehnerpotenz angegeben. Sie liegt im Bereich 0-100 000 (0,00x %) für Letalität (einschließlich tödlicher Blutung), Nervenläsion bei Operation der Vena saphena magna und tiefen Wundinfekt mit Sepsis. Für Durchtrennung großer Gefäße und Sepsis bewegt sich die Häufigkeit im Bereich um 100 000 (0,00x %), für Lungenembolie, Wandläsion großer Venen, Blutungsschock und Nervenläsion bei Vena-saphena-parva-Operation um 10 000 (0,0x %), für tiefe Venenthrombose um 1000 (0, x %) und für oberflächliche Wundinfektion um 1%.


Phlebologie ◽  
2020 ◽  
Vol 49 (05) ◽  
pp. 296-298
Author(s):  
Lena Dietze ◽  
Dieter Metze ◽  
Tobias Goerge

ZusammenfassungEin 26-jähriger Sportler stellte sich in unserer phlebologischen Ambulanz zur Diagnostik und Therapie bei sichtbarer Varikosis am linken Bein vor. Sonografisch stellte sich eine insuffiziente Vena saphena magna links dar. Es wurde eine VNUS-Closure der VSM links komplikationslos durchgeführt. Trotz sonografisch unauffälligen Kontrollen berichtet der Patient im weiteren Verlauf über ein zunehmendes Schweregefühl und eine Verhärtung der Haut. In der Histologie konnte eine eosinophile Fasziitis nachgewiesen werden. Bisher gibt es keine Berichte zum Zusammenhang von chronisch-venöser Insuffizienz, der endoluminalen Behandlung und eosionphiler Fasziitis. Der Fallbericht stellt eine seltene, aber in diesem Fall wichtige Differenzialdiagnose bei postinterventionellen venösen Beschwerden dar.


CME ◽  
2016 ◽  
Vol 13 (3) ◽  
pp. 49-58
Author(s):  
Isabel Wustrow ◽  
Tareq Ibrahim

2001 ◽  
Vol 12 (4) ◽  
pp. 314-323
Author(s):  
Kerstin Konrad ◽  
Siegfried Gauggel

Zusammenfassung: In diesem Beitrag wird eine Übersicht über Störungen der Stimmung und des Antriebs bei Kindern und Jugendlichen mit erworbenen Hirnschädigungen unterschiedlicher Ätiologie (Hirntumoren, Schädel-Hirn-Trauma) gegeben. Obwohl es in den letzten Jahren immense Fortschritte im Bereich der Diagnostik und Therapie von kindlichen Depressionen gegeben hat, stellen die depressiven Symptome nach Hirnschädigungen im Kindesalter ein noch weitgehend unerforschtes Gebiet dar. Ausgehend von den bislang vorhandenen empirischen Studien werden Vorschläge für Diagnostik und Therapie von organisch bedingten Stimmungs- und Antriebsstörungen im Kindesalter gemacht.


2007 ◽  
Vol 64 (6) ◽  
pp. 337-343 ◽  
Author(s):  
Riecher-Rössler

Die Früherkennung und Frühbehandlung von schizophrenen Psychosen ist von entscheidender Bedeutung zur weiteren Verbesserung des Verlaufs dieser bisher häufig chronisch verlaufenden und zur Frühberentung führenden Erkrankungen. Frauen erkranken im Durchschnitt etwa 4–5 Jahre später als Männer, oft noch nach dem 40. Lebensjahr. Diese «Spätschizophrenien», die bei Frauen immerhin etwa 20% aller Schizophrenien ausmachen, sollten nicht übersehen werden. Prodromi und andere Vorboten der Erkrankung sind bei Frauen ganz ähnlich wie bei Männern, auch die Verzögerung von Diagnostik und Therapie zeigt keine Geschlechtsunterschiede. Durch die Tatsache, dass Frauen im Mittel erst in höherem Alter erkranken als Männer, sind sie in ihren verschiedenen sozialen Rollen schon besser etabliert. Allerdings besteht offensichtlich die Gefahr, dass bei Frauen die berufliche Integration vernachlässigt wird. Früherkennung, Frühintervention und Frührehabilitation sollten aus den genannten Gründen immer auch geschlechtersensibel sein.


1999 ◽  
Vol 56 (9) ◽  
pp. 481-483
Author(s):  
Züger ◽  
Demarmels Biasiutti

Wir berichten über einen 76jährigen Patienten, welcher trotz gut eingestellter oraler Antikoagulation mit Phenprocoumon rezidivierende Thrombosen erlitt bei leichtgradiger chronischer disseminierter intravasaler Gerinnung. Die Abklärungen ergaben das Vorliegen eines Bronchus-Karzinoms (Non small cell cancer of the lung, NSCCL) mit hilären und mediastinalen Lymphknotenmetastasen. Aufgrund der Assoziation von rezidivierenden Thrombosen, aktivierter Gerinnung und Tumorleiden wurde die Diagnose eines Trousseau Syndroms gestellt. Basierend auf Fallberichten aus der Literatur wurde die Therapie auf intravenöses Heparin gewechselt, welches die thrombotische Koagulopathie stoppte. Aus praktischen Gründen erfolgte dann eine Umstellung der Therapie auf subcutanes niedermolekulares Heparin in therapeutischer Dosierung, welches während 6.5 Monaten ebenso effektiv war und eine Alternative zur etablierten Therapie mit unfraktioniertem Heparin bei Trousseau Syndrom darstellen dürfte.


2018 ◽  
Vol 75 (1) ◽  
pp. 31-36
Author(s):  
Sebastian Walther ◽  
Katharina Stegmayer

Zusammenfassung. Motorische Auffälligkeiten gehören zum klinischen Bild der Schizophrenie-Spektrumsstörungen. Sie können sowohl spontan als auch in Folge der antipsychotischen Pharmakotherapie auftreten. Die vier wichtigsten Symptomgruppen sind abnorme unwillkürliche Bewegungen oder Dyskinesien, Parkinsonsymptome, Katatonie und neurologische Soft Signs. Daneben gibt es eine Reihe anderer Auffälligkeiten, die weniger gut operationalisiert sind. Bei der Ätiologie dieser motorischen Auffälligkeiten geht man von Hirnreifungsstörungen aus, die mit späteren Umwelteinflüssen zusätzlich verstärkt werden können. Obwohl vieles noch unklar ist, gibt es Hinweise auf subtile Störungen des Zusammenspiels zwischen kortikalen und subkortikalen Komponenten des motorischen Systems. Für die vier oben genannten Gruppen existieren klinische Untersuchungen und Skalen, die die Erfassung und die Bestimmung des Schweregrades erleichtern. Die Therapie ist dann notwendig, wenn subjektiver Leidensdruck besteht. Sie bleibt heute noch symptomatisch. Am ehesten muss die antipsychotische Pharmakotherapie evaluiert werden, wobei ein Wechsel auf Clozapin hilfreich sein kann. Aktuell werden spezifische Substanzen gegen tardive Dyskinesien sowie nicht-invasive Hirnstimulationstechniken auf ihre Wirksamkeit bei motorischen Störungen der Schizophrenie getestet.


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