Zwischen Forensifizierung und Neglect?
ZusammenfassungDer therapeutische Umgang mit den schizophrenen Patienten, die gewalttätige Delikte begehen, ist auf einer allgemeinpsychiatrischen Station häufig problematisch. Gemeint sind hier diejenigen Patienten, die im Vorfeld der Aufnahme z.B. eine Bedrohung ausgesprochen oder eine Körperverletzung begangen haben und sich im Rahmen der Landesgesetze für Psychisch Kranke in Behandlung befinden.Psychiater und Juristen bewegen sich im Umgang mit gewalttätigen Patienten vor dem Hintergrund der juristischen Rahmenbedingungen im Spannungsfeld zwischen Forensifizierung, d.h. die Gewalttätigkeit als Delikt und nicht vorrangig als Symptom im psychopathologischen und -dynamischen Zusammenhang zu sehen, und Neglect, d.h. die Gewalttätigkeit als Symptom und nicht vorrangig als Delikt zu werten.Die Schwierigkeit der Grenzziehung zwischen der Notwendigkeit einer allgemeinoder forensisch-psychiatrischen Therapie im Einzelfall ist ein Dilemma, das wir anhand einer Kasuistik und der Literatur diskutieren.