Antithrombin-III-Konzentrate: Klinische Anwendung*
ZusammenfassungSeit kurzer Zeit stehen hochgereinigte, kommerziell hergestellte AT-III-Konzentrate für die klinische Erprobung und teilweise auch zur therapeutischen Anwendung zur Verfügung. Bezüglich ihres In-vivo-Verhal-tens scheinen sie gleichwertig zu sein. Über ihre klinische Wirksamkeit existieren allerdings noch keine größeren kontrollierten Studien. Aus bisherigen Untersuchungsergebnissen kann bereits eine vorläufige Wertung über weitgehend gesicherte und wahrscheinliche Indikationen zur Verabreichung von AT-III-Konzentraten aufgestellt werden.Klare Indikationen zur AT-III-Substitution sind der angeborene und erworbene AT-III-Mangel, wenn eine akute tiefe Venenthrombose oder eine Pulmonalembolie eine gerinnungshemmende Therapie erforderlich macht oder in Situationen erhöhter Thrombosegefährdung eine prophylaktische, niedrig dosierte Heparintherapie angezeigt ist.Eine mögliche Indikation zur AT-III-Substitution ist die klinisch relevante disseminierte intravaskuläre Gerinnung mit nachgewiesenem AT-III-Mangel, bei welcher bisher mit einer alleinigen Heparintherapie kein klinischer Erfolg erzielt werden konnte, jedoch von einer wirksamen Anti-koagulation zu erwarten wäre. Wahrscheinlich erfolgversprechend ist die AT-III-Substitution beim akuten Leberversagen, wenn Hoffnung auf eine Regeneration des Leberparenchyms besteht. Unter AT-III-Substitution und niedrigdosierter Heparintherapie konnten ohne intravasale Gerinnungskomplikationen Prothrombinkom-plexkonzentrate substituiert, sowie auch extrakorporale Blutreinigungsverfahren effektiver und komplikationsärmer durchgeführt werden. Eine weitere, erfolgversprechende Indikation ist die prophylaktische Substitution bei Patienten mit Leberzirrhose, wenn ein peritoneo-jugularer Shunt angelegt werden soll oder das Hämo-stasesystem mit Faktorenkonzentraten vor und nach großen operativen Eingriffen normalisiert werden muß. Über weitere mögliche Indikationen existieren bisher nur kasuistisch positive Berichte. Empfehlungen zur AT-III-Substitution können in diesen Fällen nur für gut geplante klinische Studien abgegeben werden.Ungeachtet dessen kann in Einzelfällen in Situationen mit AT-III-Mangel, D.I.G. und lebensbedrohlicher Erkrankung der Therapieversuch mit AT-III-Konzentrat auch absolut indiziert sein. Um aus solchen Situationen lernen zu können ist aber eine ausreichende Dokumentation wünschenswert.