ZusammenfassungDie kindliche Haut bietet verglichen mit Erwachsenen weniger morphologische als vor allem funktionelle Besonderheiten, die für die topische Applikation von Wirksubstanzen von praktischer Bedeutung sind. Um die Zusammenhänge bewerten zu können, sind Grundkenntnisse von der physikochemischen Organisation des Stratum corneums als Grenzkompartiment zwischen Präparation und vitaler Epidermis von essenzieller Bedeutung. Zudem bedarf es eines Grundverständnisses von galenischen Abläufen und Interaktionen, um Behandlungssituationen hinsichtlich einer individuellen Nutzen-Risiko-Bewertung beurteilen zu können. Insgesamt wird deutlich, dass praktisch relevante Risiken insbesondere bei pathologisch veränderter Haut mit Defekten der physikalischen Barriere- und Reservoir-funktion, bei Wärmeeinwirkung und unter Okklusion beachtet werden müssen. Diese liegen vor allem in einer erhöhten systemischen Bioverfügbarkeit mit toxikologischer Relevanz und in irritativen Effekten insbesondere durch Emulgatorwirkungen. Besonders bedeutsam ist im klinischen Alltag der Umgang mit arzneilichen Präparationen, die nicht für die Anwendung im Kindesalter zugelassen sind (Off-label-use). Hierbei gelten besondere juristische Rahmenbedingungen, die eine besondere Sorgfalt in der Therapiewahl voraussetzen.