Tyrosinkinase-Inhibitoren in der Behandlung der chronisch myeloischen Leukämie

2006 ◽  
Vol 63 (4) ◽  
pp. 249-254 ◽  
Author(s):  
Heim

Die chronisch myeloische Leukämie (CML) ist durch das Philadelphia-Chromosom charakterisiert, ein verkürztes Chromosom 22, welches durch die reziproke Translokation t(9;22) entsteht. Auf molekularer Ebene kommt es zu einer Fusion zwischen dem auf 22q11 lokalisierten BCR-Gen und dem auf 9q34 lokalisierten und translozierten ABL-Gen. Das Produkt dieses Fusionsgens ist das p210 BCR-ABL Onkoprotein. Die deregulierte Tyrosinkinase-Aktivität von BCR-ABL ist für die Entstehung eines CML-Phänotyps notwendig und genügend. In Kenntnis dieser molekularen Mechanismen wurde der Tyrosinkinase Inhibitor Imatinib mesylate (Glivec) entwickelt. Imatinib ist ein kleines Molekül das die ATP-Bindungsstelle der ABL-Tyrosinkinase besetzt und dadurch die transformierende Wirkung des BCR-ABL Oncoproteins aufhebt. Klinische Studien haben die Wirksamkeit von Imatinib bei Patienten mit CML in allen Stadien der Krankheit erwiesen. Bei einem deutlich günstigeren Nebenwirkungsprofil ist Imatinib bei Patienten mit CML in chronischer Phase der früheren Standardtherapie mit Interferon-alpha in Bezug auf progressionsfreies Überleben und auf das Erreichen einer hämatologischen oder einer zytogenetischen Remission überlegen. Bei Patienten mit einer CML in akzelerierter Phase oder in Blastenkrise ist die Ansprechrate auf die Imatinibtherapie geringer und die Dauer erreichter Remissionen kürzer. Das schlechtere Ansprechen von Patienten mit einer fortgeschrittenen CML ist häufig auf zusätzliche, erworbene, BCR-ABL unabhängige zytogenetische Anomalien zurückzuführen. Schon früh in der klinischen Erprobung von Imatinib hat sich aber auch gezeigt, dass Mutationen in der BCR-ABL Kinasedomäne zu einer Imatinib-Resistenz führen können. Bereits ist eine zweite Generation von ABL Tyrosinkinase-Inhibitoren in klinischer Erprobung.

2004 ◽  
Vol 04 (01) ◽  
pp. 25-30 ◽  
Author(s):  
Meinolf Suttorp

ZusammenfassungAls chronisch myeloproliferative Erkrankungen (CMPE) werden die essenzielle Thrombozythämie (ET), die Polycythaemia vera (PV), die idiopathische Myelofibrose (IM) und die chronisch myeloische Leukämie (CML) zusammengefasst. Gemeinsame Ursache ist eine primäre somatische Mutation, welche eine hämatopoetische Stammzelle mit einem klonalen Proliferationsvorteil ausstattet. Die einzelnen Entitäten sind durch die Proliferation von einer oder mehreren myeloischen Zellreihen (Granulopoese, Erythropoese oder Megakarypoese) mit relativ normaler, effektiver Ausreifung charakterisiert. Der Nachweis des Philadelphia-Chromosoms trennt die CML scharf von den anderen CMPE ab. Die extreme Seltenheit einiger Entitäten und zum Teil Schwierigkeiten bei der Klassifikation bedingen für pädiatrische Patienten schwankende Angaben zur Inzidenz von 0,05-0,40 pro 100 000. Eine moderne WHO-Klassifikation der CMPE wurde in den letzten Jahren für die internistische Hämatologie etabliert, welcher auch die pädiatrische Einteilung folgt.


2017 ◽  
Vol 38 (06) ◽  
pp. 373-380
Author(s):  
Kurt Miller ◽  
Lothar Bergmann ◽  
Christian Doehn ◽  
Jürgen Gschwend ◽  
Ulrich Keilholz

ZusammenfassungDie Prognose von Patienten mit einem metastasierten Nierenzellkarzinom (mRCC) hat sich dank zielgerichteter Substanzen deutlich verbessert. Überlebenszeiten von mehr als 2 Jahren sind realistisch. Die Fortschritte zeigen sich auch darin, dass zunehmend Therapieoptionen in Dritt- und weiteren Linien thematisiert werden.Sunitinib, Pazopanib, die Kombination Bevacizumab+Interferon-alpha sowie Temsirolimus sind für die Erstlinie beim mRCC zugelassen. Sunitinib und Pazopanib haben eine Zulassung auch für die Zweitlinientherapie – für Pazopanib ist diese auf den Einsatz nach Zytokinen beschränkt. Everolimus (nach Therapie mit einem Tyrosinkinase-Inhibitor; TKI), Axitinib (nach Sunitinib- oder Zytokintherapie) sowie Sorafenib (nach Zytokintherapie) sind weitere Wirkstoffe für die Zweitlinien-Therapie.In der Zweitlinientherapie gab es 3 Neuzulassungen: Nach Versagen einer gegen VEGF gerichteten Therapie können nun Nivolumab, Cabozantinib und Lenvatinib in Kombination mit Everolimus eingesetzt werden. Damit stehen zum ersten Mal eine zielgerichtete Immuntherapie und eine Kombination zielgerichteter Substanzen beim mRCC zur Verfügung.Zur Frage nach der optimalen Sequenztherapie gibt es keine neuen Erkenntnisse. Bisher liegen Ergebnisse einer Phase-III-Studie vor, in der die geprüften Sequenzen Sorafenib-Sunitinib und Sequenz Sunitinib-Sorafenib gleichwertig waren.Ziel eines interdisziplinären RCC-Expertengesprächs war es, gemeinsame Therapieempfehlungen auf Basis der aktuell publizierten Daten und der eigenen klinischen Erfahrung zu erarbeiten und für den Praxisalltag abzuleiten. Die Ergebnisse werden in dieser Publikation vorgestellt.


Cancer ◽  
2012 ◽  
Vol 118 (12) ◽  
pp. 3116-3122 ◽  
Author(s):  
Hagop Kantarjian ◽  
Susan O'Brien ◽  
Guillermo Garcia-Manero ◽  
Stefan Faderl ◽  
Farhad Ravandi ◽  
...  

Blood ◽  
2009 ◽  
Vol 114 (22) ◽  
pp. 4268-4268
Author(s):  
Bjorn W. Hackanson ◽  
Cornelius F Waller

Abstract Abstract 4268 Before the introduction of imatinib mesylate, the median survival of chronic myeloid leukemia (CML) patients was approximately 60 months and the standard treatment with interferon-alpha (IFN-α) resulted in major cytogenetic responses of 20-25 %. As an alternative treatment approach at that time, intensive chemotherapy followed by autologous hematopoietic stem cell transplantation (autoHSCT) was investigated with the rational of debulking disease burden and mobilisation and transplantation of Philadelphia chromosome-negative (Ph-) stem cells. In the era of tyrosine kinase inhibitors (TKIs) as state-of-the-art therapy for CML, the concept of autoHSCT has attracted only little interest and long-term follow-up and outcome data after autoHSCT in CML patients is scarce. In this long-term analysis, we report on 21 CML patients, mobilized in early chronic phase (ECP) and transplanted with largely Ph- grafts, who received interferon alpha (IFNα) as maintenance. Imatinib mesylate was given upon cytogenetic relapse or disease progression after IFN-α. The 10-year survival was 61% and 11 patients (52%) were alive at a median follow-up of 12.5 years (range 0.3 - 13.8) with 8 patients in complete hematologic remission (CHR) and 3 of 8 in major molecular remission (MMR). While all patients in MMR and 2 of 5 patients in CHR received imatinib, it is noteworthy that three patients remaining in CHR only received IFN-α maintenance after autoHSCT. With the limitations of a small patient population, this is the longest follow-up analysis demonstrating that autoHSCT in CML is very efficient to debulk the disease and able to induce major and sustained molecular responses in the majority of patients with substantial long-term survival rates. Disclosures: Waller: Hospira UK Ltd: Consultancy.


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