Chronisch myeloproliferative Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen

2004 ◽  
Vol 04 (01) ◽  
pp. 25-30 ◽  
Author(s):  
Meinolf Suttorp

ZusammenfassungAls chronisch myeloproliferative Erkrankungen (CMPE) werden die essenzielle Thrombozythämie (ET), die Polycythaemia vera (PV), die idiopathische Myelofibrose (IM) und die chronisch myeloische Leukämie (CML) zusammengefasst. Gemeinsame Ursache ist eine primäre somatische Mutation, welche eine hämatopoetische Stammzelle mit einem klonalen Proliferationsvorteil ausstattet. Die einzelnen Entitäten sind durch die Proliferation von einer oder mehreren myeloischen Zellreihen (Granulopoese, Erythropoese oder Megakarypoese) mit relativ normaler, effektiver Ausreifung charakterisiert. Der Nachweis des Philadelphia-Chromosoms trennt die CML scharf von den anderen CMPE ab. Die extreme Seltenheit einiger Entitäten und zum Teil Schwierigkeiten bei der Klassifikation bedingen für pädiatrische Patienten schwankende Angaben zur Inzidenz von 0,05-0,40 pro 100 000. Eine moderne WHO-Klassifikation der CMPE wurde in den letzten Jahren für die internistische Hämatologie etabliert, welcher auch die pädiatrische Einteilung folgt.

2013 ◽  
Vol 70 (3) ◽  
pp. 163-169 ◽  
Author(s):  
Dirk L. Kienle

Die Milz als lymphatisches und hämatologisches Organ spielt eine wichtige Rolle bei hämato-onkologischen Erkrankungen. Eine Splenomegalie kann zur Diagnose einer hämato-onkologischen Erkrankung führen, umgekehrt sollte bei Verdacht auf eine hämato-onkologische Erkrankung eine Milzuntersuchung erfolgen. Bei unklarer Splenomegalie führt eine erste diagnostische Aufarbeitung mit gezielter Anamnese, klinischer Untersuchung, Laboruntersuchungen einschließlich gründlicher Beurteilung eines Blutbildausstriches häufig zu einer Verdachtsdiagnose, sodass weitere diagnostische Maßnahmen gezielt ergriffen werden können. Eine diagnostische Splenektomie ist in aller Regel nicht erforderlich. Zu den häufigsten hämato-onkologischen Erkrankungen mit Splenome galie zählen wenig aggressive Lymphome (v. a. chronisch lymphatische Leukämie, Haarzellleukämie, splenisches Marginalzonenlymphom) und chronisch myeloproliferative Erkrankungen (v. a. chronisch myeloische Leukämie, Polycythämia vera, essentielle Thrombozythämie, Myelofibrose). Die therapeutischen Optionen sind sehr differenziert, und bis auf wenige Ausnahmen kann heutzutage auf eine therapeutische Splenektomie verzichtet werden.


2006 ◽  
Vol 63 (4) ◽  
pp. 249-254 ◽  
Author(s):  
Heim

Die chronisch myeloische Leukämie (CML) ist durch das Philadelphia-Chromosom charakterisiert, ein verkürztes Chromosom 22, welches durch die reziproke Translokation t(9;22) entsteht. Auf molekularer Ebene kommt es zu einer Fusion zwischen dem auf 22q11 lokalisierten BCR-Gen und dem auf 9q34 lokalisierten und translozierten ABL-Gen. Das Produkt dieses Fusionsgens ist das p210 BCR-ABL Onkoprotein. Die deregulierte Tyrosinkinase-Aktivität von BCR-ABL ist für die Entstehung eines CML-Phänotyps notwendig und genügend. In Kenntnis dieser molekularen Mechanismen wurde der Tyrosinkinase Inhibitor Imatinib mesylate (Glivec) entwickelt. Imatinib ist ein kleines Molekül das die ATP-Bindungsstelle der ABL-Tyrosinkinase besetzt und dadurch die transformierende Wirkung des BCR-ABL Oncoproteins aufhebt. Klinische Studien haben die Wirksamkeit von Imatinib bei Patienten mit CML in allen Stadien der Krankheit erwiesen. Bei einem deutlich günstigeren Nebenwirkungsprofil ist Imatinib bei Patienten mit CML in chronischer Phase der früheren Standardtherapie mit Interferon-alpha in Bezug auf progressionsfreies Überleben und auf das Erreichen einer hämatologischen oder einer zytogenetischen Remission überlegen. Bei Patienten mit einer CML in akzelerierter Phase oder in Blastenkrise ist die Ansprechrate auf die Imatinibtherapie geringer und die Dauer erreichter Remissionen kürzer. Das schlechtere Ansprechen von Patienten mit einer fortgeschrittenen CML ist häufig auf zusätzliche, erworbene, BCR-ABL unabhängige zytogenetische Anomalien zurückzuführen. Schon früh in der klinischen Erprobung von Imatinib hat sich aber auch gezeigt, dass Mutationen in der BCR-ABL Kinasedomäne zu einer Imatinib-Resistenz führen können. Bereits ist eine zweite Generation von ABL Tyrosinkinase-Inhibitoren in klinischer Erprobung.


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