Chronisch entzündliche Darmerkrankungen – Diagnostik und Therapie

Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (5) ◽  
pp. 145-150
Author(s):  
Vogt

Das vorrangige Ziel in der Betreuung von Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung ist die Verbesserung der Lebensqualität. Es gilt, unnötige und den Patienten belastende Diagnostik zu minimieren oder wenn möglich zu vermeiden und den Patienten vor Therapieformen zu schützen, die in ihrer Wirksamkeit nicht bewiesen sind. Die dargestellten Ausführungen basieren auf den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) zur Diagnostik und Therapie der Colitis ulcerosa und des M. Crohn. Als Therapieziele im engeren Sinne zu definieren sind eine adäquate Diagnostik, die Therapie des akuten Schubs, die Remissionserhaltung bzw. Rezidivprophylaxe sowie die Behandlung von Komplikationen. Die Therapie richtet sich nach der Schwere des akuten Schubs sowie nach der Krankheitslokalisation. Beim steroidabhängigen sowie steroidrefraktären Verlauf besteht die klare Indikation zur immunsuppressiven Therapie mit Azathioprin oder Mercaptopurin.

2018 ◽  
Vol 75 (5) ◽  
pp. 261-270
Author(s):  
Jan Hendrik Niess ◽  
Tanay Kaymak ◽  
Petr Hruz

Zusammenfassung. Colitis ulcerosa und Morbus Crohn sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) mit einer komplexen Pathophysiologie. Eine Kombination von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren beeinflussen die normale Interaktion zwischen dem mukosalen Immunsystem und der intestinalen Mikrobiota des Wirts. Bei beiden Erkrankungen spielt eine gestörte Mukosabarriere in genetisch prädisponierten Individuen und eine überschiessende Aktivierung des mukosalen Immunsystems auf im gastrointestinalen Trakt vorhandene Antigene, mikrobielle oder diätetische Produkte eine wichtige Rolle. Die zunehmende Prävalenz dieser Erkrankungen in industrialisierten Ländern lässt vermuten, dass neben genetischen Suszeptibiliätsfaktoren auch andere (Umwelt)Faktoren an der Krankheitsentstehung beteiligt sein müssen. Beim Konzept des Exposoms wird die Exposition gegenüber allen Umweltfaktoren, welchen man übers gesamte Leben ausgesetzt ist, erfasst. Die Kenntnisse sind in diesem Bereich zwar noch sehr limitiert, doch einige Umweltfaktoren konnten mit der Entstehung von CED oder der Auslösung eines Krankheitsschubes assoziiert werden.


2016 ◽  
Vol 16 (01) ◽  
pp. 11-22 ◽  
Author(s):  
P. Gerner ◽  
C. Speckmann ◽  
C. Klemann ◽  
D. Tegtmeyer ◽  
U. Baumann

ZusammenfassungChronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED), mit ihren beiden prominentesten Vertretern M. Crohn und Colitis ulcerosa, zeichnen sich durch eine multifaktorielle Ätiologie mit komplexer Regulation zwischen polygenetischer Grundlage und Umwelteinflüssen aus. In den letzten Jahren wurden zahlreiche, jedoch insgesamt seltene, monogenetische Erkrankungen identifiziert, die sich mit einem CED-Phänotyp manifestieren können. Das frühe Erkennen und Anpassen der Therapien dieser heterogenen, immunologischen Erkrankungen sind von hoher Relevanz für den weiteren Verlauf der Erkrankung. In diesem Review diskutieren wir charakteristische Befunde und Umstände, die an das Vorliegen einer monogenetischen Ursache für die intestinale Inflammation denken lassen: Hinweisend können ein früher Krankheitsbeginn, ein Versagen klassischer Therapien, elterliche Konsanguinität, eine auffallende Infektanfälligkeit oder CED-untypische Begleiterkrankungen, Pathologien oder Blutwerte sein. Wir beschreiben ausgewählte Erkrankungen anhand von Fallbeispielen und zeigen auf, wie diese Erkrankungen durch die Kombination von anamnestischen Angaben und klinischen, zellulären sowie genetischen Untersuchungen diagnostiziert werden können. Hierfür schlagen wir eine gestufte, diagnostische Strategie vor, um diesen außergewöhnlichen Erkrankungen als Differenzialdiagnose einer CED nachzugehen.


2019 ◽  
Vol 48 (07) ◽  
pp. 295-300
Author(s):  
Lauren Doßow ◽  
Ulrike von Arnim

ZUSAMMENFASSUNGChronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) umfassen die Colitis ulcerosa (CU) und den Morbus Crohn (MC) und stellen primär eine gastroenterologische Domäne dar. Neben gastrointestinalen Beschwerden erfahren allerdings bis zu 50 % der Patienten mit einer CED mindestens ein extraintestinales Symptom, was als extraintestinale Manifestation (EIM) bezeichnet wird.Fast jedes Organsystem kann von einer extraintestinalen Manifestation betroffen sein. Die häufigsten extraintestinalen Manifestationen sind muskuloskelettal, gefolgt von Haut- und Augenbeteiligungen. Extraintestinale Manifestationen treten häufiger bei Morbus Crohn als bei Colitis ulcerosa auf. Die Symptome der extraintestinalen Manifestation können zu einer relevanten Einschränkung der Lebensqualität führen. Teilweise besteht eine Assoziation zur Krankheitsaktivität.Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sind als Systemerkrankung zu betrachten. Daher profitieren die Patienten von einem interdisziplinären Diagnose- und Therapiekonzept. Bei extraintestinaler Beschwerdeanamnese bzw. Untersuchungsbefunden muss die extraintestinale Manifestation einer CED in Betracht gezogen werden und eine fachspezifische Mitbehandlung ist zu initiieren.Ein Konsens über die Definition von extraintestinaler Manifestation und die Zuordnung von Krankheiten und Symptomen als extraintestinale Manifestation besteht noch nicht. Wünschenswert wären weitere Bestrebungen für eine exakte Definition.


2003 ◽  
Vol 60 (3) ◽  
pp. 137-144 ◽  
Author(s):  
Wiesner ◽  
Steinbrich

Der Begriff «chronisch entzündliche Darmerkrankungen» umfasst in erster Linie die Colitis ulcerosa und den Morbus Crohn, welche unter all den entzündlichen Darmerkrankungen auch die häufigsten sind. In der Diagnostik dieser Erkrankungen hat die Endoskopie den Kolonkontrasteinlauf in den letzten Jahren weitgehend abgelöst und auch die selektive Dünndarmpassage wurde überwiegend durch die Computertomographie und vor allem die Magnetresonanztomographie ersetzt. Der Stellenwert der Computertomographie und der MR-Tomographie erklärt sich vor allem aus der ausgezeichneten Beurteilbarkeit von Ausdehnung und Schweregrad der Erkrankung, sowie der Einschätzung der Entzündungsaktivität und des Nachweises allfälliger extraintestinaler Komplikationen. Dennoch können konventionell radiologische Untersuchungstechniken wie auch die Sonographie in gewissen speziellen Fällen nach wie vor hilfreich sein. Darüber hinaus bieten sich heute zur bildgebenden Beurteilung der beiden genannten Erkrankungen auch die Antigranulozyten-Antikörper-Szintigraphie und die Positronen-Emmissions-Tomographie an. Diese können Zusatzinformationen hinsichtlich der Erkrankungsausdehnung und -aktivität liefern. Die hier vorgelegte Übersicht zeigt die diagnostischen Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Verfahren bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn auf und gibt dem Leser eine Anleitung, bei welcher klinischen Fragestellungen welche der zur Verfügung stehenden bildgebenden Methoden als sinnvoll anzusehen sind.


Pflege ◽  
2013 ◽  
Vol 26 (2) ◽  
pp. 109-118
Author(s):  
Horst Rettke ◽  
Diana Staudacher ◽  
Silvia Schmid-Büchi ◽  
Inis Habermann ◽  
Rebecca Spirig ◽  
...  

Menschen, die an Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa erkrankt sind, stehen unter einem hohen körperlichen und seelischen Leidensdruck. Eine neue Medikamentengeneration (TNF-α-Hemmer) vermag die Symptomschwere wesentlich zu mildern. Mit dem Ziel, ein bedürfnisgerechtes Betreuungsprogramm für diese Patient(inn)engruppe zu entwickeln, wurden neun Patient(inn)en in problemzentrierten Interviews befragt, wie sie ihre Belastung durch Krankheitsgeschehen und Therapie einschätzen und wie sie die Qualität pflegerischer Betreuung beurteilen. Die Auswertung orientierte sich an der qualitativen Inhaltsanalyse. Die Aussagen zum Erleben von Krankheit und Therapie ließen sich in drei Hauptkategorien einteilen: (1) «die unendliche Geschichte» eines Lebens mit der Erkrankung, (2) «der plötzliche Wechsel» dank der medikamentösen Therapie und (3) «der schmale Grat» eines neuen Lebensabschnitts: Die Krankheit beherrscht den Alltag nicht mehr. Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig für diese Patient(inn)en eine auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Betreuung ist, um ihr Selbstmanagement und ihre Lebensqualität spürbar zu verbessern. Die Studie beleuchtet ein Entwicklungsfeld ambulanter Pflege, das auf dem Erkennen von Patient(inn)enbedürfnissen im Kontext einer chronischen Erkrankung mit dynamischem, kaum voraussagbarem Verlauf beruht.


2007 ◽  
Vol 64 (8) ◽  
pp. 457-462 ◽  
Author(s):  
Beglinger ◽  
Gyr

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, deren Ursache weiterhin ungeklärt bleibt. Leitsymptome beim M. Crohn sind Schmerzen, oft verbunden mit Gewichtsverlust und eine Reihe anderer intestinaler und/oder extraintestinaler Symptome (unter anderem Durchfall), während die Colitis ulcerosa klinisch charakterisiert ist durch Diarrhoen, die blutig sind und mit einer Anämie verbunden sein können. Beide Krankheiten können von extraintestinalen Manifestationen begleitet sein. Wichtig zum Verständnis der Krankheiten ist die Beobachtung, dass der Verlauf, die Ausdehnung, der Schweregrad der Erkrankung und die möglichen Komplikationen sehr variabel und nicht voraussehbar sind. Bei vielen Patienten werden lange Remissionsphasen von akuten entzündlichen Schüben unterbrochen, oft assoziiert mit Komplikationen. Aus versicherungstechnischer Perspektive ist dieser variable Verlauf ein großes Problem, da kaum Daten zur Arbeitsunfähigkeit zur Verfügung stehen und keine eindeutigen Voraussagen in Bezug auf langfristige Arbeitsunfähigkeit, Erwerbsunfähigkeit und Invalidität möglich sind.


2018 ◽  
Vol 75 (5) ◽  
pp. 255-259
Author(s):  
Alain Schoepfer ◽  
Ekaterina Safroneeva

Zusammenfassung. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) welche in den letzten Jahrzehnten in industrialisierten Ländern zunehmend häufig diagnostiziert werden. Aktuelle, populationsbasierte Daten aus der Schweiz zeigen eine Prävalenz von 0.4 % (1 Person auf 250 Einwohner) mit gleicher Häufigkeit für Morbus Crohn und Colitis ulcerosa (Prävalenz von je 1 Person auf 500 Einwohner). Die Mortalitätsrate von Schweizer Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen entspricht derjenigen der Population ohne chronisch entzündliche Darmerkrankungen. Rund 80 % der Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen leiden an Komorbiditäten. Am häufigsten werden kardiovaskuläre Erkrankungen beobachtet, gefolgt von rheumatologischen Affektionen, peptischen Erkrankungen, Schmerzstörungen sowie psychologischen Erkrankungen. Die jährlichen Kosten für die Behandlung von Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen sind im Zunehmen begriffen wobei die Hauptlast auf die ambulanten Kosten fällt. Ein wichtiger Bestandteil der ambulanten Kosten sind die Medikamente.


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