Nutzen der Neuropsychologie und der neuropsychologischen Diagnostik für die Psychiatrie und Psychotherapie

2018 ◽  
Vol 66 (3) ◽  
pp. 157-168 ◽  
Author(s):  
Siegfried Gauggel ◽  
Verena Mainz

Zusammenfassung. Neurokognitive Störungen spielen bei vielen psychischen Störungen eine wichtige Rolle. Sie sind nicht nur Begleitphänomene, sondern bei einer ganzen Reihe von Erkrankungen auch elementare Merkmale der neuropathophysiologischen Veränderungen. Die neuropsychologische Diagnostik dient zur Feststellung und Quantifizierung neurokognitiver Störungen und deren Auswirkungen auf die Selbständigkeit und die Partizipation. Die diagnostischen Methoden der Neuropsychologie können aber auch bei der Entwicklung ätiologischer Modelle psychischer Erkrankungen einen substantiellen Beitrag leisten. Im nachfolgenden Artikel werden die historische Entwicklung der Neuropsychologie, das methodische Vorgehen (Läsions-Symptom-Kartierung), die Bedeutung kognitionspsychologischer Modelle in der Neuropsychologie und einige wichtige Entwicklungen in der modernen Neuropsychologie beschrieben. Zum Schluss wird auf den Nutzen der neuropsychologischen Diagnostik in der Psychiatrie und für die Psychotherapie eingegangen.

Author(s):  
P. Melchers ◽  
G. Lehmkuhl

Zusammenfassung: Bei einer Vielzahl von Fragestellungen und Störungsbildern sollte neuropsychologische Diagnostik einen festen Stellenwert haben, sowohl in der initialen wie auch in der Verlaufsbeurteilung. Mit Blick auf die Anwendung in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist zunächst eine beschreibende Definition dieses Bereichs psychologischer Diagnostik zu versuchen. Dabei bestehen methodisch grundlegend unterschiedliche Zugangswege, die in ihren Auswirkungen auf Psychometrie wie Interpretation zu erörtern sind. Unabhängig davon, dass die gegenwärtige Verfügbarkeit standardisierter neuropsychologischer Diagnostik nur in einigen Bereichen befriedigen kann, wird eine Darstellung der in klinischer Praxis und/oder Forschung anwendbaren Verfahren versucht. Neben einzelnen Testbatterien werden Einzeltestverfahren für die Bereiche visuelle und auditive Gedächtnisfunktionen, Aufmerksamkeitsfunktionen, sprachassoziierte Funktionen und Exekutivfunktionen besprochen. Der aktuelle Stand neuropsychologischer Diagnostik führt zu wesentlichen Aufgaben ihrer Weiterentwicklung. Dies gilt sowohl für kurzfristig erreichbare Ziele wie Adaptation oder Normierung verfügbarer Instrumente als auch für längerfristige Forschungsaufgaben.


2007 ◽  
Vol 20 (2-3) ◽  
pp. 107-111
Author(s):  
Herbert Buchholz

Zusammenfassung: Einleitend wird die historische Entwicklung der gerontopsychiatrischen Tagesklinik in Saarbrücken und ihres schwerpunktmäßig auf die Behandlung von Depressionen ausgerichteten Konzepts dargestellt. Danach wird die Bedeutung sozialer Außenaktivitäten im Rahmen des tagesklinischen Behandlungsprogramms aufgezeigt und am Beispiel eines spezifischen Therapiebausteins erläutert. Es wird dafür plädiert, therapeutische Aktivitäten zur Verbesserung der Selbstsicherheit und der Kontaktfähigkeit verstärkt extramural durchzuführen.


2010 ◽  
Vol 58 (2) ◽  
pp. 111-117 ◽  
Author(s):  
Thomas Suslow ◽  
Uta-Susan Donges

Die Mehrzahl der schizophrenen Patienten manifestiert leichte bis schwere neuropsychologische Funktionsdefizite. Im Rahmen von kognitiven Trainingsprogrammen werden einzelne oder mehrere neuropsychologische Funktionen durch Üben und Wiederholen trainiert. Es liegen mittlerweile positive Effektivitätsbefunde für kognitive Trainings bei Schizophrenie vor. Trainingsansätze, die kognitives Training mit anderen rehabilitativen Maßnahmen wie Problemlösetrainings oder Motivationsförderung kombinieren, scheinen stärkere Effekte auf soziale und berufliche Funktionsmerkmale schizophrener Patienten zu haben als solche, die ausschließlich auf Üben basieren. Das Outcome kognitiver Trainingsprogramme wird von der Trainingsintensität, der Ausbildungsqualifikation der Trainer und der Motivation der Patienten beeinflusst. Ausgangspunkt einer individualisierten Trainingsplanung stellt eine ausführliche neuropsychologische Diagnostik dar. Es wird eine Reihe spezifischer kognitiver Trainingsprogramme zur Behandlung schizophrener Patienten vorgestellt, die im letzten Jahrzehnt entwickelt wurden.


2004 ◽  
Vol 24 (03) ◽  
pp. 88-91
Author(s):  
Brigitte Jann

ZusammenfassungDieser Artikel fasst die historische Entwicklung und die häufigsten praktischen Anwendungsmöglicheiten der Chemodenervation zusammen. Die beiden Substanzen Phenol und Botulinumtoxin werden einander gegenübergestellt und ihre klinische Indikation, Einschränkungen und Nebenwirkungen erläutert.


2000 ◽  
Vol 20 (02) ◽  
pp. 83-89 ◽  
Author(s):  
M. Sachs

ZusammenfassungDie historische Entwicklung der chirurgischen Methoden der Blutstillung wird dargestellt. Die digitale Kompression und der Kompressionsverband dürften in der schriftlosen Früh- und Vorgeschichte die ältesten Maßnahmen zur Blutstillung bei Verletzungen gewesen sein. Aus der Zeit, als man noch an krankheitsauslösende Geister glaubte, stammten das »Besprechen« von blutenden Wunden und andere magische Handlungen. Im Zeitalter der Humoralpathologie (von der Antike bis in das 19. Jh. hinein) wurde die lokale oder orale Applikation von »Haematostyptica« pflanzlicher oder tierischer Herkunft bevorzugt (z.B. von Harz des Drachenblut-Baumes oder Mastix). Anfänge einer chirurgischen Blutstillung durch Gefäßumstechung lassen sich zuerst bei Celsus im 1. Jh. n. Chr. und bei Antyllos (3./4. Jh. n. Chr.) nachweisen. Aber erst im 16. Jh. wurde die Gefäßligatur nach Fassen des blutenden Gefäßes mit einer speziellen Klemme zum Standardverfahren bei blutenden Amputationswunden (Ambroise Paré 1585). Erste erfolgreiche Versuche von rekonstruktiven Gefäßnähten unter Erhalt des Blutflusses stammen aus dem 18. Jh. (Hallowell 1759). Reproduzierbare Gefäßnahttechniken wurden erst um die letzte Jahrhundertwende publiziert (Max Nitze 1897, Alexis Carrel 1902).


2004 ◽  
Vol 23 (10) ◽  
pp. 581-587
Author(s):  
F.-G. Pajonk

ZusammenfassungUnter allen elementaren psychischen Grundfunktionen des Menschen ist der Antrieb wohl die unklarste und am unschärfsten definierte. Die Definition ist auch deshalb so schwierig, weil in den Antrieb unterschiedliche philosophische und psychologische Konzepte einfließen. Im angloamerikanischen Raum existiert Antrieb in dem umfassenden Konzept wie im deutschen Sprachraum nicht, sondern wird zerlegt in die Einzelbegriffe drive, im weitesten Sinne als kontinuierlich wirkender Trieb zu verstehen, und impulse, aufzufassen als plötzlicher Aktivitätsbeginn.Im vorliegenden Beitrag wird die historische Entwicklung im Verständnis des Antriebs beschrieben. Darüber hinaus werden Befunde aus der neurobiologisch-psychiatrischen Forschung dargestellt und Analogien zu unterschiedlichen philosophischen und psychologischen Konzepten des Antriebs gezogen, die auch für die Therapie psychischer Störungen von Bedeutung sind.


2011 ◽  
Vol 08 (04) ◽  
pp. 219-225
Author(s):  
A. Batra ◽  
K. U. Petersen

ZusammenfassungVon der Definition der Sucht als einer primären chronischen Hirnerkrankung ausgehend wird die historische Entwicklung der zentralen Auffassungen dieser Definition skizziert. Die Entwicklungslinien hinsichtlich des Suchtkonzepts, der Diagnostik und der Behandlung von Sucht werden vorsichtig spekulativ in die Zukunft verlängert.


2014 ◽  
Vol 11 (03) ◽  
pp. 149-155
Author(s):  
M. Zaudig

ZusammenfassungDer vorliegende Artikel beschreibt die aktuellen diagnostischen Entwicklungen im Bereich der Somatoformen Störung unter Zugrundelegung der aktuellen S3-Leitlinien für „Nichtspezifische funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden“ und der historischen Entwicklung der Somatoformen Störungen (einschließlich der Hypochondrie). Neben einem Vergleich von ICD-10 mit DSM-IV-TR und DSM-5 werden die neuen Kriterien für Somatic Symptom Disorder und Illness Anxiety Disorder (vormals Hypochondrie) nach DSM-5 vorgestellt und diskutiert.


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