Arbeitsgedächtnisfunktionen von Kindern mit Minderleistungen in der Schriftsprache

2013 ◽  
Vol 2 (3) ◽  
pp. 147-159 ◽  
Author(s):  
Janin Brandenburg ◽  
Julia Klesczewski ◽  
Anne Fischbach ◽  
Gerhard Büttner ◽  
Dietmar Grube ◽  
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Epidemiologische Studien aus dem deutschen Sprachraum zeigen, dass Lernstörungen im Lesen und im Rechtschreiben häufig nicht nur in Kombination, sondern auch isoliert voneinander vorkommen. Während bereits viele Befunde über die kognitiven Besonderheiten des kombinierten Lese- und Rechtschreibdefizits vorliegen, gilt dies nicht für isoliert auftretende Schriftsprachstörungen. Unklar ist etwa, inwieweit das Vorliegen einer IQ-Leistungs-Diskrepanz, wie sie von der Weltgesundheitsorganisation in der ICD-10 ( WHO, 2011 ) zur Diagnose einer Lernstörung gefordert wird, tatsächlich mit kognitiven Unterschieden im Vergleich zu schriftsprachbeeinträchtigten Kindern ohne Lernstörungsdiagnose einhergeht. Daher wurden in der vorliegenden Studie die Arbeitsgedächtnisleistungen von 142 Drittklässlern mit isoliertem Lesedefizit, isoliertem Rechtschreibdefizit oder einem kombinierten Lese-und Rechtschreibdefizit jeweils mit den Leistungen einer lernunauffälligen Kontrollgruppe verglichen. Über einen Vergleich von schriftsprachbeeinträchtigten Kindern mit und ohne Lernstörungsdiagnose wurde in einem weiteren Analyseschritt die Relevanz des IQ-Diskrepanzkriteriums überprüft. Die Befunde der Studie zeigen, dass Minderleistungen im Lesen und/oder im Rechtschreiben jeweils mit unterschiedlichen Dysfunktionen im Arbeitsgedächtnis einhergehen. Demgegenüber konnten keine umfassenden Unterschiede in den Arbeitsgedächtnisprofilen von schriftsprachbeeinträchtigten Kindern mit und ohne Lernstörungsdiagnose nachgewiesen werden. Die Befunde liefern somit keine Argumente für die Angemessenheit des IQ-Diskrepanzkriteriums, wohl aber für die Notwendigkeit, künftig stärker zwischen isolierten und kombinierten Minderleistungen im Lesen und Rechtschreiben zu unterscheiden. Diskutiert werden resultierende Implikationen für die Diagnostik von Lernstörungen der Schriftsprache.

Author(s):  
Jona T. Stahmeyer ◽  
Melissa Hemmerling ◽  
Birte Burger ◽  
Sveja Eberhard ◽  
Christian Krauth ◽  
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Zusammenfassung Hintergrund Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) zählt zu den häufigsten Lebererkrankungen in Deutschland. Langfristig besteht das Risiko einer Leberzirrhose und weiterer Folgeerkrankungen. Epidemiologische Studien zur NAFLD in Deutschland liegen kaum vor. Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine dezidierte Analyse der administrativen Inzidenz und Prävalenz (der diagnostizierten Erkrankungen) im Zeitraum von 2008 bis 2018. Methodik Die Grundlage der Analysen bilden GKV-Routinedaten. Es wurden Personen mit durchgängiger Versicherung im Analysejahr sowie im 3-jährigen Vorbeobachtungszeitraum eingeschlossen (1,7–2 Mio. Versicherte pro Analysejahr). Erkrankte Personen wurden über relevante ICD-10-Codes (K76.0 und K75.8) identifiziert. Ergebnisse Im Jahr 2018 wurde bei 4,66 % der Versicherten eine NAFLD-Diagnose gestellt, eine erstmalige Diagnose lag bei 0,87 % vor. Diagnosen einer Fettleberentzündung (NASH) waren mit 0,09 % selten. Im Zeitverlauf zeigt sich eine steigende NAFLD-Prävalenz, wobei sich die Zahl der jährlich erstmals diagnostizierten Patienten kaum verändert hat. Bei Vorliegen von Erkrankungen des metabolischen Syndroms war die Wahrscheinlichkeit einer NAFLD signifikant erhöht. Schlussfolgerungen Es zeigt sich, dass eine NAFLD im ärztlichen Alltag häufig diagnostiziert wird, auch wenn Daten aus populationsbasierten Untersuchungen eine noch höhere Prävalenz vermuten lassen.


2017 ◽  
Vol 86 (02) ◽  
pp. 82-105 ◽  
Author(s):  
Udo Bonnet ◽  
Norbert Scherbaum

ZusammenfassungDie Verschreibungshäufigkeit der Gabapentinoide Gabapentin und Pregabalin hat in den letzten 10 Jahren auch in Deutschland stark zugenommen. Insbesondere Warnungen aus mehreren nationalen und internationalen Pharmakovigilanz-Registern sowie der Handel von Gabapentoiden auf Schwarzmärkten und im Internet haben zu einer anhaltenden Debatte über das Gefährdungs- und Abhängigkeitsrisiko dieser Substanzen geführt. Da klinische Zulassungsstudien bisher keine bedeutsamen Hinweise auf eine Abhängigkeitsentwicklung zeigten, haben wir systematisch in PubMed und Scopus nach Kasuistiken und klinischen Studien zu Missbrauch und Abhängigkeit von Gabapentin und Pregabalin gesucht. Wir fanden 14 klinisch-epidemiologische Studien und 38 Kasuistiken. Diese wurden durchsucht nach Hinweisen auf i) erfüllte Abhängigkeitskriterien nach ICD-10, ii) nicht-medizinische Einnahmen und deren Dauer, iii) Rückfälle, iv) soziale Folgeschäden und v) Fälle mit Behandlung wegen eines nicht-medizinischen Konsums von Gabapentinoiden. Missbrauch und Abhängigkeit von Gabapentinoiden waren regelhaft assoziiert mit anderen Substanzabhängigkeiten, meistens mit Opiatabhängigkeit oder Politoxikomanie. Drogenabhängige bevorzugten Pregabalin wegen einer schnelleren und stärkeren Euphorisierung („liking“) als mit Gabapentin oral möglich. Beide Gabapentinoide sind in therapeutischen Dosen anxiolytisch, in geringeren Dosen stimulierend und in höheren Dosen sedierend. Todesfälle sind primär bei Opiatabhängigen und Politoxikomanen hauptsächlich im Zusammenhang mit massiven Pregabalin-Überdosierungen beschrieben worden. Noch ist umstritten, ob Gapapentinoide hier eine tragende kausale Rolle spielten oder eher weniger gefährliche „Mitläufer“ waren. Toleranzentwicklung und Entzugssymptome (körperliche Abhängigkeit) sind häufig verbunden mit dem medizinischen und nicht-medizinischen Gebrauch von Gabapentin oder Pregabalin. Es konnten nur 4 Fälle mit psychischen Abhängigkeitssymptomen (ausschließlich von Pregabalin) identifiziert werden, die keine Verbindung zu Missbrauch und Abhängigkeit von anderen Substanzen hatten (mit Ausnahme von Nikotin). Unter Berücksichtigung der Häufigkeit des Übertrittes von ärztlichen Verschreibungen zu nicht-medizinischen Einnahmen, der Häufigkeit und Dauer dieser Selbsteinnahmen sowie der Anzahl von beschriebenen Rückfällen kann Pregabalin als stärker abhängigkeitserzeugend gelten als Gabapentin. Allerdings waren solche Ereignisse eher selten im Vergleich zu denen bei Gebrauch von traditionellen psychoaktiven Drogen. Schließlich konnten keine Berichte über soziale Folgeschäden durch einen medizinischen oder nicht-medizinischen Gabapentinoid-Konsum oder behandlungssuchende Gabapentinoid-Konsumenten gefunden werden. Deshalb kann ein geringeres „wanting“ von Gabapentinoiden im Vergleich zu traditionellen psychoaktiven Substanzen vor dem Hintergrund von Berridgeʼs und Robinsonʼs Anreiz-Sensiblisierungs-Theorie zur Pathogenese von Abhängigkeitserkrankungen angenommen werden. Auch wird die Möglichkeit einer anti-adversen Selektion von Gabapentinoiden bei Opioidabhängigen und Abhängigen von anderen Drogen diskutiert. Abschließend schätzen wir das relative Abhängigkeitsrisiko von Gabapentin und Pregabalin anhand eines Algorithmus ein, der ursprünglich von Griffith und Johnson zur Bestimmung des Abhängigkeitsrisikos von Sedativa entwickelt wurde. In der Bilanz erscheint das Gefährdungs- und Abhängigkeitspotential der Gabapentinoide geringer als das von anderen Sedativa (und Stimulantien). Im Vergleich zu Gabapentin scheint Pregabalin stärker addictogen zu wirken. Wenn nicht ohnehin vermeidbar, sollten beide Gabapentinoide bei Risikopopulationen wie Suchtpatienten nur unter engmaschiger Kontrolle ihrer therapeutischen Wirksamkeit und Überwachung der Verschreibungen über einen begrenzten Zeitraum eingesetzt werden.


2019 ◽  
Vol 4 (5) ◽  
pp. 936-946
Author(s):  
Dawn Konrad-Martin ◽  
Neela Swanson ◽  
Angela Garinis

Purpose Improved medical care leading to increased survivorship among patients with cancer and infectious diseases has created a need for ototoxicity monitoring programs nationwide. The goal of this report is to promote effective and standardized coding and 3rd-party payer billing practices for the audiological management of symptomatic ototoxicity. Method The approach was to compile the relevant International Classification of Diseases, 10th Revision (ICD-10-CM) codes and Current Procedural Terminology (CPT; American Medical Association) codes and explain their use for obtaining reimbursement from Medicare, Medicaid, and private insurance. Results Each claim submitted to a payer for reimbursement of ototoxicity monitoring must include both ICD-10-CM codes to report the patient's diagnosis and CPT codes to report the services provided by the audiologist. Results address the general 3rd-party payer guidelines for ototoxicity monitoring and ICD-10-CM and CPT coding principles and provide illustrative examples. There is no “stand-alone” CPT code for high-frequency audiometry, an important test for ototoxicity monitoring. The current method of adding a –22 modifier to a standard audiometry code and then submitting a letter rationalizing why the test was done has inconsistent outcomes and is time intensive for the clinician. Similarly, some clinicians report difficulty getting reimbursed for detailed otoacoustic emissions testing in the context of ototoxicity monitoring. Conclusions Ethical practice, not reimbursement, must guide clinical practice. However, appropriate billing and coding resulting in 3rd-party reimbursement for audiology services rendered is critical for maintaining an effective ototoxicity monitoring program. Many 3rd-party payers reimburse for these services. For any CPT code, payment patterns vary widely within and across 3rd-party payers. Standardizing coding and billing practices as well as advocacy including letters from audiology national organizations may be necessary to help resolve these issues of coding and coverage in order to support best practice recommendations for ototoxicity monitoring.


ASHA Leader ◽  
2012 ◽  
Vol 17 (2) ◽  
pp. 3-8
Author(s):  
Janet McCarty ◽  
Neela Swanson
Keyword(s):  

ASHA Leader ◽  
2016 ◽  
Vol 21 (1) ◽  
pp. 30-32
Author(s):  
Kate Ogden ◽  
Neela Swanson ◽  
Janet McCarty
Keyword(s):  

ASHA Leader ◽  
2015 ◽  
Vol 20 (8) ◽  
pp. 36-37
Author(s):  
Neela Swanson ◽  
Janet McCarty
Keyword(s):  

2008 ◽  
Vol 39 (11) ◽  
pp. 64
Author(s):  
MARY ELLEN SCHNEIDER
Keyword(s):  

2008 ◽  
Vol 41 (19) ◽  
pp. 46-47 ◽  
Author(s):  
MARY ELLEN SCHNEIDER
Keyword(s):  

Author(s):  
M. Nowak
Keyword(s):  

Zusammenfassung: Am Beispiel vorliegender klinischer Studien aus der Literatur werden die Charakteristika der psychogenen Lähmung im Kindes- und Jugendalter erarbeitet. Anhand einer Übersicht wird zunächst der Wandel in der diagnostischen Einordnung der psychogenen Lähmung von der ICD-6 bis zur ICD-10 dargestellt. Weiterhin werden die epidemiologischen Daten aus der Literatur referiert. Die psychogene Lähmung bei Kindern und Jugendlichen zeigt innerhalb der dissoziativen Störungen in dieser Altersgruppe eine charakteristische Alters- und Geschlechtsverteilung, sowie eine gute Prognose. Eine besondere Rolle für die Genese der psychogenen Lähmungen und Gangstörungen spielen invasive iatrogene diagnostische und therapeutische Eingriffe, körperliche Traumata, Infekterkrankungen und Modellerkrankungen.


2005 ◽  
Vol 62 (4) ◽  
pp. 230-237 ◽  
Author(s):  
Renteria

Epidemiologische Studien zeigen eine Prävalenz von Missbrauchserfahrungen bei Mädchen zwischen 14 und 33%. Indizien für einen Missbrauch sind zwar im Einzelnen unspezifisch, bei gleichzeitigem Auftreten jedoch bedeutungsvoll: Somatische Indizien sind sexuell übertragbare Erkrankungen, Schwangerschaft, unerklärbare Blutungen, rezidivierende genitale Beschwerden. Psychosoziale nichtsexuelle Indikatoren sind neu aufgetretene Verhaltensschwierigkeiten, Ausreissen, Esstörungen etc; Psychosexuelle Indikatoren sind eine Hypersexualisation der Sprache und des Verhalten, ein gestörtes Körpergefühl und gestörte Geschlechstidentität. Als indirekt beweisende Befunde gelten neben alten Genital oder/und Analläsionen Einrisse des Hymens bis auf den Insertionssaum, die sich an tpyischer Stellle im hinteren Bereich der Kommissur finden. Die Abklärung und Betreuung von Kindern, bei denen Verdachtsmomente, aber keine sicheren Indizien bestehen, setzt eine hohe Kompetenz und eine multdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Kindergynäkologen, Kinderpsychiatern, Kinderschutzgruppen und eventuell weiteren beteiligten Fachleuten voraus, um einerseits nicht ungerechtfertigt Familienstrukturen schwer zu belasten und damit den Kindern zu schaden, um andererseits aber auch sicherzustellen, dass die Opfer eine umfassende akute und langfristige medizinische und psychosoziale Betreuung erfahren.


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