Über das Abhängigkeitspotential von Gabapentinoiden

2017 ◽  
Vol 86 (02) ◽  
pp. 82-105 ◽  
Author(s):  
Udo Bonnet ◽  
Norbert Scherbaum

ZusammenfassungDie Verschreibungshäufigkeit der Gabapentinoide Gabapentin und Pregabalin hat in den letzten 10 Jahren auch in Deutschland stark zugenommen. Insbesondere Warnungen aus mehreren nationalen und internationalen Pharmakovigilanz-Registern sowie der Handel von Gabapentoiden auf Schwarzmärkten und im Internet haben zu einer anhaltenden Debatte über das Gefährdungs- und Abhängigkeitsrisiko dieser Substanzen geführt. Da klinische Zulassungsstudien bisher keine bedeutsamen Hinweise auf eine Abhängigkeitsentwicklung zeigten, haben wir systematisch in PubMed und Scopus nach Kasuistiken und klinischen Studien zu Missbrauch und Abhängigkeit von Gabapentin und Pregabalin gesucht. Wir fanden 14 klinisch-epidemiologische Studien und 38 Kasuistiken. Diese wurden durchsucht nach Hinweisen auf i) erfüllte Abhängigkeitskriterien nach ICD-10, ii) nicht-medizinische Einnahmen und deren Dauer, iii) Rückfälle, iv) soziale Folgeschäden und v) Fälle mit Behandlung wegen eines nicht-medizinischen Konsums von Gabapentinoiden. Missbrauch und Abhängigkeit von Gabapentinoiden waren regelhaft assoziiert mit anderen Substanzabhängigkeiten, meistens mit Opiatabhängigkeit oder Politoxikomanie. Drogenabhängige bevorzugten Pregabalin wegen einer schnelleren und stärkeren Euphorisierung („liking“) als mit Gabapentin oral möglich. Beide Gabapentinoide sind in therapeutischen Dosen anxiolytisch, in geringeren Dosen stimulierend und in höheren Dosen sedierend. Todesfälle sind primär bei Opiatabhängigen und Politoxikomanen hauptsächlich im Zusammenhang mit massiven Pregabalin-Überdosierungen beschrieben worden. Noch ist umstritten, ob Gapapentinoide hier eine tragende kausale Rolle spielten oder eher weniger gefährliche „Mitläufer“ waren. Toleranzentwicklung und Entzugssymptome (körperliche Abhängigkeit) sind häufig verbunden mit dem medizinischen und nicht-medizinischen Gebrauch von Gabapentin oder Pregabalin. Es konnten nur 4 Fälle mit psychischen Abhängigkeitssymptomen (ausschließlich von Pregabalin) identifiziert werden, die keine Verbindung zu Missbrauch und Abhängigkeit von anderen Substanzen hatten (mit Ausnahme von Nikotin). Unter Berücksichtigung der Häufigkeit des Übertrittes von ärztlichen Verschreibungen zu nicht-medizinischen Einnahmen, der Häufigkeit und Dauer dieser Selbsteinnahmen sowie der Anzahl von beschriebenen Rückfällen kann Pregabalin als stärker abhängigkeitserzeugend gelten als Gabapentin. Allerdings waren solche Ereignisse eher selten im Vergleich zu denen bei Gebrauch von traditionellen psychoaktiven Drogen. Schließlich konnten keine Berichte über soziale Folgeschäden durch einen medizinischen oder nicht-medizinischen Gabapentinoid-Konsum oder behandlungssuchende Gabapentinoid-Konsumenten gefunden werden. Deshalb kann ein geringeres „wanting“ von Gabapentinoiden im Vergleich zu traditionellen psychoaktiven Substanzen vor dem Hintergrund von Berridgeʼs und Robinsonʼs Anreiz-Sensiblisierungs-Theorie zur Pathogenese von Abhängigkeitserkrankungen angenommen werden. Auch wird die Möglichkeit einer anti-adversen Selektion von Gabapentinoiden bei Opioidabhängigen und Abhängigen von anderen Drogen diskutiert. Abschließend schätzen wir das relative Abhängigkeitsrisiko von Gabapentin und Pregabalin anhand eines Algorithmus ein, der ursprünglich von Griffith und Johnson zur Bestimmung des Abhängigkeitsrisikos von Sedativa entwickelt wurde. In der Bilanz erscheint das Gefährdungs- und Abhängigkeitspotential der Gabapentinoide geringer als das von anderen Sedativa (und Stimulantien). Im Vergleich zu Gabapentin scheint Pregabalin stärker addictogen zu wirken. Wenn nicht ohnehin vermeidbar, sollten beide Gabapentinoide bei Risikopopulationen wie Suchtpatienten nur unter engmaschiger Kontrolle ihrer therapeutischen Wirksamkeit und Überwachung der Verschreibungen über einen begrenzten Zeitraum eingesetzt werden.

Praxis ◽  
2015 ◽  
Vol 104 (23) ◽  
pp. 1271-1277
Author(s):  
Paul Hoff ◽  
Paul Camenisch
Keyword(s):  
Dsm 5 ◽  

Zusammenfassung. Das Thema «Persönlichkeitsstörungen» berührt viele grundsätzliche Fragen der Psychiatrie: Gibt es eine klare Grenze zwischen normalem und krankhaftem Verhalten? Nach welchen Kriterien wird sie festgelegt? Handelt es sich bei Persönlichkeitsstörungen wirklich um psychische Krankheiten oder nicht doch «nur» um Variationen menschlicher (Er-)Lebensstile? Der Beitrag zeichnet die Entwicklung des Begriffsfeldes Psychopathie/Persönlichkeitsstörung vom frühen 19. Jahrhundert bis zur heutigen Diagnostik nach ICD-10 und DSM-5 nach. Die Debatte bewegt sich dabei – wie bei jeder psychischen Störung – zwischen den Polen psychopathologischer, neurobiologischer und sozialwissenschaftlicher Ansätze. Praktisch bedeutsam ist, dass heute wirksame Therapieoptionen zur Verfügung stehen, dass also der früher verbreitete therapeutische Nihilismus in Bezug auf Menschen mit Persönlichkeitsstörungen fehl am Platz ist.


2013 ◽  
Vol 2 (3) ◽  
pp. 147-159 ◽  
Author(s):  
Janin Brandenburg ◽  
Julia Klesczewski ◽  
Anne Fischbach ◽  
Gerhard Büttner ◽  
Dietmar Grube ◽  
...  

Epidemiologische Studien aus dem deutschen Sprachraum zeigen, dass Lernstörungen im Lesen und im Rechtschreiben häufig nicht nur in Kombination, sondern auch isoliert voneinander vorkommen. Während bereits viele Befunde über die kognitiven Besonderheiten des kombinierten Lese- und Rechtschreibdefizits vorliegen, gilt dies nicht für isoliert auftretende Schriftsprachstörungen. Unklar ist etwa, inwieweit das Vorliegen einer IQ-Leistungs-Diskrepanz, wie sie von der Weltgesundheitsorganisation in der ICD-10 ( WHO, 2011 ) zur Diagnose einer Lernstörung gefordert wird, tatsächlich mit kognitiven Unterschieden im Vergleich zu schriftsprachbeeinträchtigten Kindern ohne Lernstörungsdiagnose einhergeht. Daher wurden in der vorliegenden Studie die Arbeitsgedächtnisleistungen von 142 Drittklässlern mit isoliertem Lesedefizit, isoliertem Rechtschreibdefizit oder einem kombinierten Lese-und Rechtschreibdefizit jeweils mit den Leistungen einer lernunauffälligen Kontrollgruppe verglichen. Über einen Vergleich von schriftsprachbeeinträchtigten Kindern mit und ohne Lernstörungsdiagnose wurde in einem weiteren Analyseschritt die Relevanz des IQ-Diskrepanzkriteriums überprüft. Die Befunde der Studie zeigen, dass Minderleistungen im Lesen und/oder im Rechtschreiben jeweils mit unterschiedlichen Dysfunktionen im Arbeitsgedächtnis einhergehen. Demgegenüber konnten keine umfassenden Unterschiede in den Arbeitsgedächtnisprofilen von schriftsprachbeeinträchtigten Kindern mit und ohne Lernstörungsdiagnose nachgewiesen werden. Die Befunde liefern somit keine Argumente für die Angemessenheit des IQ-Diskrepanzkriteriums, wohl aber für die Notwendigkeit, künftig stärker zwischen isolierten und kombinierten Minderleistungen im Lesen und Rechtschreiben zu unterscheiden. Diskutiert werden resultierende Implikationen für die Diagnostik von Lernstörungen der Schriftsprache.


2020 ◽  
Vol 63 (9) ◽  
pp. 1143-1150 ◽  
Author(s):  
Sandra Beermann ◽  
Josephine Jacob ◽  
Sandra Dudareva ◽  
Klaus Jansen ◽  
Ulrich Marcus ◽  
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Keyword(s):  
Hiv Test ◽  

Zusammenfassung Hintergrund Infektionen in der Schwangerschaft sind weltweit eine der führenden Ursachen für erhöhte Morbidität und Mortalität bei Müttern und ihren Neugeborenen. In Deutschland gibt es seit mehr als 50 Jahren eine standardisierte Gesundheitsvorsorge in der Schwangerschaft. Die Mutterschafts-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses bilden hierzu den gesetzlichen Rahmen und umfassen unter anderem das Screening von Schwangeren auf HIV, Syphilis und Hepatitis B. Ziel der Arbeit Im Rahmen dieser Arbeit soll eruiert werden, wie hoch die Abdeckung des Screenings in der deutschen Bevölkerung ist. Material und Methoden Mithilfe von anonymisierten Routinedaten von gesetzlich Versicherten, die dem Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin GmbH (InGef) aus den Jahren 2011 bis 2015 vorliegen, wurde mithilfe von verschiedenen Internationale statistische Klassifikationsziffern der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme(ICD-10)- und Einheitlicher Bewertungsmaßstab(EBM)-Ziffern eine Definition für Schwangerschaft entwickelt und eine erste Auswertung zur Inanspruchnahme von Testungen auf Infektionserreger in der Schwangerschaft vorgenommen. Ergebnisse Der hohe Anteil von Frauen, die im Rahmen der Schwangerschaft auf Syphilis (95,3 %) und Hepatitis B (91,6 %) getestet werden, spricht für eine sehr gute Erreichbarkeit und Inanspruchnahme von vorgeburtlichen Screeningangeboten. Bei HIV ist der Anteil an getesteten Frauen deutlich niedriger (84,9 %). Diskussion Ob Schwangere einen HIV-Test ablehnen, der Test anderweitig durchgeführt oder nicht durch das ärztliche Personal empfohlen wurde, lässt sich anhand der vorliegenden Datenlage nicht klären. Angesichts der hochwirksamen medizinischen Interventionsmöglichkeiten für Syphilis, HIV und Hepatitis B ist eine möglichst vollständige Testung von Schwangeren in Deutschland anzustreben. Die Gründe für fehlende Screeninguntersuchungen müssen weiter eruiert und Ansatzpunkte für eine Steigerung der Inanspruchnahme identifiziert werden.


Author(s):  
S. Bölte ◽  
F. Poustka

Zusammenfassung: Fragestellung: Abklärung der psychometrischen Eigenschaften der Diagnostischen Beobachtungsskala für Autistische Störungen, der deutschsprachigen Fassung des Autism Diagnostic Observation Schedule (ADOS). Methodik: In einer Stichprobe von 137 Probanden mit frühkindlichem Autismus, 23 mit atypischem Autismus oder nicht näher bezeichneter tiefgreifender Entwicklungsstörung, 16 mit Asperger-Syndrom und 13 mit einer anderen psychiatrischen Störung nach ICD-10 wurden die Interrater- und Retestreliabilität, interne Konsistenz, konvergente und diagnostische Validität bestimmt. Ergebnisse: Interrater- und Retestreliabilität erwiesen sich sowohl auf Diagnosen- (kappaw = 1.00 bzw. .62) als auch auf Skalenebene (rtt = .84 bzw. .79) als gut, ebenso die interne Konsistenz der Algorithmusskala Kommunikation und soziale Interaktion der Module 1 bis 4 (rtt = .78 bis .89). Die Diagnosenkonvergenz mit dem Autismus Diagnostischen Interview-Revision (ADI-R) lag bei 79% (kappa = .23), bei moderater Korrelation der korrespondierenden Subskalen der Verfahren (rtc = .31 bis .45). Die Übereinstimmung von ADOS und klinischer Konsensusdiagnose war 77% (kappaw = .37), bei einer Sensitivität des Verfahrens von 90.4% und einer Spezifität von 48.1% für die Diskrimination von Autismus und anderen autistischen Störungen. Schlussfolgerungen: Das ADOS ist ein für die Erfassung autistischer Störungen zuverlässiges und ausreichend sensitives klinisches Diagnostikum. Damit eine psychiatrische Diagnose nach ICD-10 und DSM-IV gestellt werden kann und um hohe Spezifität der psychiatrischen Klassifikation zu gewährleisten, muss das ADOS durch Informationen zu stereotypem, repetitivem Verhalten sowie anamnestische Daten (z.B. aus dem ADI-R) ergänzt werden.


2021 ◽  
Author(s):  
Ingrid Köster ◽  
Claudia Mehl ◽  
Achim Siegel ◽  
Erika Graf ◽  
Dominikus Stelzer ◽  
...  
Keyword(s):  

Zusammenfassung Ziel Für die 10-Jahres-Evaluation der Integrierten Versorgung „Gesundes Kinzigtal“ (IVGK, Innovationsfonds-Projekt 01VSF16002) konsentierte eine multidisziplinäre Expertengruppe 101 Qualitätsindikatoren (QI), mit denen die Qualität der regional integrierten Versorgung mit ihrer Ausrichtung auf Gesundheits- und Präventionsprogramme evaluiert werden sollte. Ein Kriterium war, dass sich diese QI prinzipiell für eine Abbildung mittels Routinedaten eignen sollten. Ziel der Studie war es, zu prüfen, wie viele der und auf welche Weise die entwickelten QI in Deutschland tatsächlich mit Routinedaten abgebildet werden können und aus welchen Gründen eine Operationalisierung eingeschränkt oder nicht möglich war. Material und Methode Die Operationalisierung der QI erfolgte mittels pseudonymisierten Abrechnungsdaten der AOK Baden-Württemberg der Jahre 2006–2015, die das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) dem Evaluationsteam zur Verfügung stellte. Alle operationalisierten Indikatoren waren binär kodiert (Kriterium erfüllt ja/nein). Die in den Zähler- und Nennerdefinitionen benannten Diagnosen, Prozeduren oder Arzneimittel wurden über ICD-10-Kodes (Ein- und Ausschlussdiagnosen), EBM-Kennziffern, OPS-Schlüssel und ATC-Kodes operationalisiert. Indikatorprävalenzen wurden im zeitlichen Verlauf zur Prüfung von Auffälligkeiten als Hinweis auf mögliche Fehlkodierung untersucht. Ergebnisse 90 der 101 Indikatoren waren mit Routinedaten operationalisierbar. 14 der 90 Indikatoren konnten nur mit Einschränkungen operationalisiert werden, da entsprechende Leistungsziffern erst im Beobachtungszeitraum eingeführt oder bestehende Ziffern verändert wurden. 76 der 90 Indikatoren konnten uneingeschränkt operationalisiert werden, davon waren bei 15 Indikatoren Vor- und Nachbeobachtungszeiten notwendig, wodurch sie nicht für alle Jahre dargestellt werden konnten. 11 von 101 QI waren nicht operationalisierbar, da EBM-Ziffern erst nach 2015 eingeführt oder nicht als Einzelleistung für alle Arztgruppen erfasst wurden (z. B. Spirometrie und Langzeit-EKG). Auffällige Verläufe in den Indikatorprävalenzen waren erklärbar. Schlussfolgerung Routinedaten ermöglichen ein ressourcensparendes Qualitätsmonitoring. Eine Veränderung der Datengrundlage im Beobachtungszeitraum, wie etwa durch Neueinführung oder Streichung von Abrechnungsziffern, erschwert die longitudinale, routinedatenbasierte Qualitätsbewertung, ermöglicht aber ggfs. für spätere Zeiträume die Operationalisierung weiterer oder neuer Indikatoren.


2008 ◽  
Vol 27 (06) ◽  
pp. 533-539 ◽  
Author(s):  
A. Schielke ◽  
T. Becker ◽  
J. M. Fegert ◽  
M. Kölch ◽  
M. Schmid

ZusammenfassungFür ein Familiensystem stellt eine schwere psychische Erkrankung und deren stationäre Behandlungsbedürftigkeit eine erhebliche Belastung dar. Ziel dieser Studie war es den Hilfebedarf für präventive Angebote für Kinder von Eltern, die unter einer psychischen Störung leiden, aufzuzeigen. Hierfür wurden an einem Stichtag insgesamt 83 Patienten mit Kindern unter 18 Jahren (54 weiblich) aus vier Kliniken einer Versorgungsregion mittels Fragebögen untersucht. Für biografische Daten sowie für die Erfassung der ICD- 10-Diagnosen wurden die Basisdokumentationen herangezogen.Es zeigte sich, dass 40% der Patienten angaben mit der Betreuungssituation ihrer Kinder unzufrieden zu sein. 51% haben Ressentiments gegenüber dem Jugendamt und vermeiden Kontakte. Nach Angaben der Patienten haben 55% aus Sorge um die Versorgung ihrer Kinder bereits stationäre Behandlungen abgebrochen oder nicht angetreten. Es mangelt an geeigneten Hilfen, die Angebote sind zu hochschwellig angelegt. Adäquatere Versorgungsstrukturen für diese Familien sollten implementiert und evaluiert werden.


2012 ◽  
Vol 1 (2) ◽  
pp. 099-117 ◽  
Author(s):  
Elisabeth Moser Opitz ◽  
Erich Ramseier
Keyword(s):  
Icd 10 ◽  

Zusammenfassung: Trotz verstärkten Forschungsaktivitäten bezogen auf das Thema Rechenschwäche bleiben bezüglich deren Diagnose viele Fragen offen. Diagnoseinstrumente liegen im deutschsprachigen Raum fast ausschließlich für den Grundschulbereich vor, und es fehlen Tests, die sich zum Einsatz bei älteren Lernenden eignen. Zudem werden die auf der ICD-10 bzw. der DSM-IV basierenden Diagnose- und Klassifikationskriterien und das Diskrepanzmodell kritisch diskutiert. Diese Auseinandersetzung wird im Artikel dargestellt. Davon ausgehend wird auf die Bedeutung der verwendeten Instrumente und deren Validität – insbesondere deren Inhaltsvalidität – verwiesen, und es wird herausgearbeitet, welche empirischen Ergebnisse als Grundlage für die Auswahl von Testinhalten und Aufgaben dienen können. Einige ausgewählte Rechenschwäche-Tests werden hinsichtlich ihrer Begründung der Validität untersucht. Anschließend wird anhand von Daten aus Basisdiagnostik Mathematik für die Klassen 4 – 8 aufgezeigt, dass die Verwendung von unterschiedlich effektiven Rechenstrategien bei einfachen Kopfrechenaufgaben (z. B. Abrufen von Ergebnissen versus Abzählen/schriftliches Rechnen) als eigenständiges Diagnosekriterium sinnvoll ist und bei der Testkonstruktion vermehrt berücksichtigt werden müsste. Weiter wird dargestellt, dass die Bestimmung der Kriteriumsvalidität auf der Basis von Noten und Leistungseinschätzungen der Lehrperson fragwürdig ist und dass im Sinne einer integralen Validierung möglichst viele weitere Aspekte wie Intelligenz und Strategieverwendung einbezogen und insbesondere die inhaltlich-theoretische Begründung der ausgewählten Testaufgaben als Basis der Validität genutzt werden müssen.


Author(s):  
Jona T. Stahmeyer ◽  
Melissa Hemmerling ◽  
Birte Burger ◽  
Sveja Eberhard ◽  
Christian Krauth ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Die nichtalkoholische Fettlebererkrankung (NAFLD) zählt zu den häufigsten Lebererkrankungen in Deutschland. Langfristig besteht das Risiko einer Leberzirrhose und weiterer Folgeerkrankungen. Epidemiologische Studien zur NAFLD in Deutschland liegen kaum vor. Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine dezidierte Analyse der administrativen Inzidenz und Prävalenz (der diagnostizierten Erkrankungen) im Zeitraum von 2008 bis 2018. Methodik Die Grundlage der Analysen bilden GKV-Routinedaten. Es wurden Personen mit durchgängiger Versicherung im Analysejahr sowie im 3-jährigen Vorbeobachtungszeitraum eingeschlossen (1,7–2 Mio. Versicherte pro Analysejahr). Erkrankte Personen wurden über relevante ICD-10-Codes (K76.0 und K75.8) identifiziert. Ergebnisse Im Jahr 2018 wurde bei 4,66 % der Versicherten eine NAFLD-Diagnose gestellt, eine erstmalige Diagnose lag bei 0,87 % vor. Diagnosen einer Fettleberentzündung (NASH) waren mit 0,09 % selten. Im Zeitverlauf zeigt sich eine steigende NAFLD-Prävalenz, wobei sich die Zahl der jährlich erstmals diagnostizierten Patienten kaum verändert hat. Bei Vorliegen von Erkrankungen des metabolischen Syndroms war die Wahrscheinlichkeit einer NAFLD signifikant erhöht. Schlussfolgerungen Es zeigt sich, dass eine NAFLD im ärztlichen Alltag häufig diagnostiziert wird, auch wenn Daten aus populationsbasierten Untersuchungen eine noch höhere Prävalenz vermuten lassen.


2019 ◽  
Vol 4 (5) ◽  
pp. 936-946
Author(s):  
Dawn Konrad-Martin ◽  
Neela Swanson ◽  
Angela Garinis

Purpose Improved medical care leading to increased survivorship among patients with cancer and infectious diseases has created a need for ototoxicity monitoring programs nationwide. The goal of this report is to promote effective and standardized coding and 3rd-party payer billing practices for the audiological management of symptomatic ototoxicity. Method The approach was to compile the relevant International Classification of Diseases, 10th Revision (ICD-10-CM) codes and Current Procedural Terminology (CPT; American Medical Association) codes and explain their use for obtaining reimbursement from Medicare, Medicaid, and private insurance. Results Each claim submitted to a payer for reimbursement of ototoxicity monitoring must include both ICD-10-CM codes to report the patient's diagnosis and CPT codes to report the services provided by the audiologist. Results address the general 3rd-party payer guidelines for ototoxicity monitoring and ICD-10-CM and CPT coding principles and provide illustrative examples. There is no “stand-alone” CPT code for high-frequency audiometry, an important test for ototoxicity monitoring. The current method of adding a –22 modifier to a standard audiometry code and then submitting a letter rationalizing why the test was done has inconsistent outcomes and is time intensive for the clinician. Similarly, some clinicians report difficulty getting reimbursed for detailed otoacoustic emissions testing in the context of ototoxicity monitoring. Conclusions Ethical practice, not reimbursement, must guide clinical practice. However, appropriate billing and coding resulting in 3rd-party reimbursement for audiology services rendered is critical for maintaining an effective ototoxicity monitoring program. Many 3rd-party payers reimburse for these services. For any CPT code, payment patterns vary widely within and across 3rd-party payers. Standardizing coding and billing practices as well as advocacy including letters from audiology national organizations may be necessary to help resolve these issues of coding and coverage in order to support best practice recommendations for ototoxicity monitoring.


ASHA Leader ◽  
2012 ◽  
Vol 17 (2) ◽  
pp. 3-8
Author(s):  
Janet McCarty ◽  
Neela Swanson
Keyword(s):  

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