Transkranielle Magnetstimulation

2020 ◽  
Vol 39 (06) ◽  
pp. 382-389
Author(s):  
Stefan M. Golaszewski ◽  
Raffaele Nardone

ZUSAMMENFASSUNGDie repetitive transkranielle Magnetstimulation ermöglicht eine nicht invasive Modulation der kortikalen Erregbarkeit des Gehirns, welche durch verschiedene Stimulationsparameter erhöht oder verringert werden kann. Die induzierten Veränderungen können vorübergehend oder längerfristig sein. Es können im Gehirn unterschiedliche neuromodulatorische Prozesse hinsichtlich der stimulierten Region und des stimulierten neuronalen Gewebes induziert werden, was die Schmerzwahrnehmung im Gehirn verändern kann. Es werden kontinuierliche Serien von TMS-Pulsen mit niedriger (≤ 1Hz) oder höherer Frequenz (> 1Hz) mit Hemmung oder Fazilitierung der kortikalen Erregbarkeit durch Veränderungen der synaptischen Transmission angewendet, was zu synaptischer Plastizität insbesondere im Bereich der Langzeitpotenzierung (LTP) oder Langzeitdepression (LTD) führt. Hinreichend Evidenz für die Wirksamkeit der rTMS in der Schmerztherapie gibt es insbesondere für chronisch neuropathische Schmerzen zentraler oder peripherer Genese und für die Fibromyalgie.

2018 ◽  
Vol 86 (09) ◽  
pp. 530-531

Die vorliegende Studie zeigt nicht nur die Wirksamkeit transkranieller Magnetstimulation bei Suizidgedanken bei therapieresistenter Depression, sondern stellt auch die Überlegenheit von bilateraler rTMS gegenüber unilateraler und Scheinbehandlung heraus und geht auf die spezifische Wirksamkeit von rTMS auf suizidale Gedanken ein.


2007 ◽  
Vol 26 (01/02) ◽  
pp. 22-26
Author(s):  
W. Paulus ◽  
A. Antal

ZusammenfassungSeit einigen Jahren erlaubt die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) und die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) über eine Veränderung der neuronalen Aktivität oder des Ruhemembranpotenzials die Induktion und Modulation von neuroplastischen Veränderungen im Großhirn. tDCS erzielt prolongierte neuronale Erreg-barkeits- und Aktivitätsänderungen im menschlichen Gehirn über Veränderungen des neuronalen Membranpotenzials. rTMS ruft durch repetitiv induzierte elektrische Felder an den Zellmembranen über die Stimulationsdauer hinaus anhaltende Erregbarkeitsveränderungen hervor. Die Mehrzahl der neurophysiologischen Studien zur Pathophysiologie der Migräne stimmen darin überein, dass die Erregbarkeit des Gehirns der Patienten zwischen den Anfällen erhöht ist, besonders ausgeprägt in den visuellen Anteilen der Gehirnrinde. rTMS und tDCS eröffnen damit einen neuen Zugang sowohl zum Studium der pathophysiologischen Grundlagen als auch zu deren möglicher therapeutischer Beeinflussung.


2006 ◽  
Vol 25 (08) ◽  
pp. 674-676
Author(s):  
J. Cordes ◽  
U. Müller ◽  
M. Arends

ZusammenfassungDie repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) wurde in den vergangenen Jahren immer häufiger bei psychischen Erkrankungen eingesetzt. Hierbei steht die depressive Störung im Vordergrund. Bei neuen Verfahren sind Kenntnisse über die Akzeptanz der neuen Therapiemethode für den Einsatz und den Therapieerfolg von relevanter Bedeutung.Geplant und vorgestellt wird eine Untersuchung verschiedener Populationen. Hierbei sollen mit rTMS behandelte und nicht behandelte Patienten, Angehörige, die Allgemeinbevölkerung und psychiatrische Fachärzte befragt werden. Inhaltlich werden mittels eines selbstkonstruierten Fragebogens Assoziationen, Meinungen und Erfahrungen zur rTMS erhoben. Für die rTMS wurde bisher nur eine Studie publiziert, die vornehmlich positive Beurteilungen bei Patienten, die mit rTMS behandelt wurden, beschreibt. Ziel der Studie ist es zu untersuchen, ob ebenfalls positive Meinungen in verschiedenen Populationen zu dem biologischen Verfahren rTMS vorliegen. Außerdem werden grundlegende Meinungen und Assoziationen dieser Attributierung exploriert und beschrieben.


2006 ◽  
Vol 25 (08) ◽  
pp. 649-652
Author(s):  
M. Landgrebe ◽  
P. G. Sand ◽  
T. Kleinjung ◽  
G. Hajak ◽  
P. Eichhammer ◽  
...  

ZusammenfassungDer chronische Tinnitus ist eine häufige Erkrankung, deren Pathophysiologie nicht im Detail geklärt ist. Funktionell bildgebende Untersuchungen verweisen auf neuroplastische Veränderungen mit gesteigerter neuronaler Aktivität im Bereich des auditorischen Kortex. Pilotstudien haben gezeigt, dass neuronavigierte PET und NMR-gestützte niedrigfrequente repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) zu einer signifikanten Tinnitusreduktion führt. Im Rahmen der vorliegenden Studie soll untersucht werden, ob rTMS auch unter Verwendung einer einfacher durchführbaren Spulenlokalisationsmethode in der Lage ist, Tinnitus zu reduzieren. Elf Patienten fmit chronischem Tinnitus wurden mit rTMS behandelt (110% Motorschwelle, 1Hz, 2 000 Stimuli/Tag, 10 Tage). Die Positionierung der Spule zur Stimulation des linken auditorischen Kortex erfolgte mithilfe anatomischer Landmarken. Therapieeffekte wurden mit dem Tinnitusfragebogen nach Goebel und Hiller erfasst. Nach rTMS Behandlung kam es zu einer signifikanten Verminderung des Tinnitusschweregrades. Niedrigfrequente rTMS über dem linken auditorischen Kortex stellt ein vielversprechendes innovatives Instrument zur Behandlung des chronischen Tinnitus dar.


2006 ◽  
Vol 25 (08) ◽  
pp. 643-647 ◽  
Author(s):  
R. D´Amelio ◽  
S. Ruffing-Tabaka ◽  
P. Falkai ◽  
W. Delb ◽  
T. Wobrock

ZusammenfassungChronischer Tinnitus ist nicht selten mit erheblichem Leidensdruck und psychischer Beeinträchtigung verbunden. Funktionell bildgebend konnte neben einer Hyperaktivität des auditorischen Kortex auch eine pathologische Mitaktivierung frontaler und limbischer Hirnstrukturen, welche möglicherweise in eine emotionale und kognitive Bewertung des Tinnitus eingebunden sind, nachgewiesen werden. Es wurde gezeigt, dass niederfrequente repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) kortikale Hyperexzitabilität reduzieren kann. In einem randomisierten Plazebo-kontrollierten Cross-over-Design sollte die therapeutische Wirksamkeit einer links temporalen (auditorischer Kortex, entsprechend der Elektrodenposition T3 des 10–20–Systems) versus rechts frontalen (DLFPC, entsprechend der Elektrodenposition F4) rTMS (Intensität 100% der Motorschwelle in Ruhe, Frequenz 1 Hz, 2 000 Stimuli/ Tag, jeweils über 10 Tage) überprüft werden. Bezüglich der Stimulationsbedingung der rTMS-Behandlung waren sowohl Patienten als auch Rater verblindet. Die Plazebostimulation erfolgte mit einer speziellen Shamspule. Behandlungseffekte wurden mit einer visuellen Analogskala (subjektive Tinnituslautheit) sowie insbesondere mit dem Tinnitusfragebogen nach Goebel und Hiller erfasst. Eine erste Auswertung der noch laufenden Pilotstudie zeigte, dass Verum-rTMS sowohl frontal als auch temporal zu einer Verminderung der Tinnitusbelastung im Vergleich zu PlazeborTMS (Shamstimulation) führte. Auf Grund der hohen interindividuellen Ansprechbarkeit und der geringen Fallzahl war dieser Unterschied allerdings statistisch nicht signifikant. Diese Ergebnisse sind als Hinweis aufzufassen, dass rTMS zwar ein vielversprechendes Instrument zur Behandlung des chronischen Tinnitus darstellt, der Effekt aber nicht an die Stimulation des auditorischen Kortex gebunden ist und vermutlich genauso durch eine Beeinflussung der kognitiven und emotionalen Tinnitusbewertung mit Hilfe einer frontalen Stimulation zu erreichen ist.


2003 ◽  
Vol 22 (07) ◽  
pp. 331-340
Author(s):  
B. Zinka ◽  
P. Zwanzger ◽  
R. Ella ◽  
R. Rupprecht ◽  
M. E. Keck ◽  
...  

ZusammenfassungDie Möglichkeit einer nicht invasiven, fokalen Stimulation bestimmter Kortexareale zur Therapie neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen durch die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) wird derzeit von verschiedenen Arbeitsgruppen in einer Vielzahl offener und kontrollierter klinischer Studien untersucht. Mittels präfrontaler rTMS kann das fronto-limbische System, welches bei depressiven Erkrankungen reversible Funktionsänderungen zeigt, beeinflusst werden. Effekte der rTMS auf verschiedene im Rahmen einer Depression beteiligte Neurotransmittersysteme wurden nachgewiesen, wie beispielsweise eine verstärkte Dopaminausschüttung in mesostriatalen und mesolimbischen Regionen, sowie Effekte auf die serotonerge Neurotransmission. Obwohl meist nur kleine Patientenkollektive untersucht wurden, zeigte die Mehrzahl kontrollierter Studien signifikante antidepressive, der Plazebobehandlung überlegene Effekte für die präfrontale rTMS. Größere Multicenter-Studien zum Beweis der antidepressiven Wirksamkeit sollten durchgeführt und spezifische Indikationen näher untersucht werden.


2018 ◽  
Vol 37 (09) ◽  
pp. 606-610
Author(s):  
B. Langguth ◽  
P. Zwanzger ◽  
M. Landgrebe

ZusammenfassungDepressive Störungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen weltweit. Trotz vielfältiger Therapieoptionen stellt die effektive Behandlung noch eine Herausforderung dar. Neben einer Psychotherapie und Psychopharmakotherapie haben sich in den letzten Jahren die „nicht invasiven Stimulationsverfahren“ zu einer weiteren, erfolgsversprechenden Behandlungsalternative entwickelt. Hierzu gehören die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) und die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS). rTMS und tDCS konnten in klinischen Studien ihre antidepressive Wirksamkeit und gute Verträglichkeit nachweisen. Die rTMS kann aufgrund der breiten Datenlage als etabliertes Verfahren zur Depressionsbehandlung angesehen werden. Für den Einsatz der tDCS in der Depressionsbehandlung liegen erste vielversprechende Ergebnisse vor, jedoch ist die Datenbasis noch deutlich geringer als für die rTMS, sodass weitere Studien abgewartet werden müssen, bevor eine endgültige Empfehlung gegeben werden kann.


2006 ◽  
Vol 25 (08) ◽  
pp. 662-668 ◽  
Author(s):  
M. Schulz ◽  
J. Richter ◽  
G. Irmisch ◽  
S. Herpertz ◽  
J. Höppner

ZusammenfassungQuantitative EEG Untersuchungen bei Depressionen weisen auf Asymmetrien der frontalen Alpha power hin, was mit frontalen Dysfunktionen in Zusammenhang gebracht wird. Die repetitive transkranielle Magnetstimulation (rTMS) wird basierend auf Ergebnissen klinischer Studien als wirksame antidepressive Behandlungsmethode bewertet. Frequenzabhängig ist die rTMS in der Lage, kortikale Funktionen inhibitorisch oder fazilitatorisch zu beeinflussen. Da das EEG direkte Aussagen über TMS evozierte Veränderungen neuronaler Aktivität in hoher zeitlicher Auflösung erlaubt, erfolgten in den letzten Jahren kombinierte TMSEEG-Studien. Postuliert werden könnte, dass eine hochfrequente rTMS über dem frontalen Kortex Veränderungen der frontalen Alpha power bei depressiven Patienten bewirkt. Hierzu stellen wir unsere vorläufigen Untersuchungsergebnisse zum qEEG prä und post sowie im Verlauf einer 10-Hzr-TMS-Behandlungsserie über dem linken dorsolateralen präfrontalen Kortex verglichen mit einer Scheinbehandlung vor. Weder im prä-post-Vergleich noch im Verlauf wurde eine Änderung der absoluten power aller Frequenzbänder gefunden. Die Ergebnisse werden in Bezug zu Ergebnissen aus der Literatur diskutiert.


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