scholarly journals Der Migrationshintergrund als Grenze der Palliativversorgung am Lebensende?

Author(s):  
Christian Banse ◽  
Sonja Owusu-Boakye ◽  
Franziska Schade ◽  
Maximiliane Jansky ◽  
Gabriella Marx ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Menschen mit Migrationshintergrund nutzen nach dem Stand der Forschung das palliative Versorgungsangebot wenig. Die möglichen Gründe sind weitgehend unklar. Häufig werden kulturelle Unterschiede geltend gemacht. Eine Untersuchung der Bedürfnisse von krebskranken Patienten mit Migrationshintergrund, ihren Angehörigen und medizinischen und pflegenden Versorgenden in Deutschland bietet einen Überblick über die Versorgungsprobleme. Methoden In dem qualitativen Forschungsdesign stehen biografische Erzählungen der Patienten, ihrer Angehörigen und der medizinischen und pflegenden Versorgenden im Vordergrund. Mit der Grounded Theory wurde eine Zeile-für-Zeile-Analyse der Daten durchgeführt, mit der verschiedene Kategorien und Handlungsstrategien im Umgang mit der Krankheit und der Versorgungssituation gefunden werden konnten. Ergebnisse Wenn schwerkranke Patienten mit Migrationshintergrund in einer palliativen Versorgungsstruktur ankommen, erleben sie in dieser politische und soziale Abgrenzungen. Migrationsspezifische Einflüsse erschweren deshalb die Bearbeitung der Krankheit und die palliativmedizinische Behandlung und Versorgung am Lebensende. Angehörige und medizinische und pflegende Versorgende erleben die Situation als eine Herausforderung, weil sie den Erwartungen der Patienten nicht entsprechen können und auf Übersetzer und Vermittler angewiesen sind. Viele Probleme werden kulturellen Unterschieden zugerechnet, obwohl die Patienten am Lebensende eher allgemeine Bedürfnisse formulieren. Schlussfolgerung Die Palliativversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund findet häufig ohne spezifische Kenntnisse der Migrationsbiografie statt. Um den politischen und sozialen Einflüssen gerecht zu werden, bedarf es einer Unterstützung, die die Migrationsbiografie berücksichtigt.

2014 ◽  
Vol 11 (01) ◽  
pp. 56-60
Author(s):  
R. Mokhtari Nejad ◽  
D. Eser-Valeri ◽  
P. Falkai

Zusammenfassung Fragestellung: Aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen innerhalb der Europäischen Union kommt es zu einer zunehmenden Internationalisierung der Patienten im psychiatrischen Versorgungsalltag. Dabei existieren zahlreiche Barrieren für die Inanspruchnahme der Versorgungsleistungen bei Migrantinnen und Migranten. Im Rahmen einer Fallvignette sollen die Herausforderungen bei der psychiatrischen Behandlung von Patienten mit Migrationshintergrund exemplarisch erläutert werden. Methode: Ein 48-jähriger aus dem Irak stammender Patient wurde wegen eines chronischen Schmerzsyndroms und ausgeprägter depressiver Symptomatik in der Ambulanz für Menschen mit Migrationshintergrund der LMU München zur weiterführenden Diagnostik vorgestellt. Offensichtlich führten psychosoziale Belastungsfaktoren, wie der Verlust seiner Frau und seiner Tochter, zu depressiven Episoden. Die Schmerzsymptomatik des Patienten konnte nicht geklärt werden. Zusammenfassung: Mit diesem Fall verdeutlichen wir drei wesentliche Faktoren, die für Schwierigkeiten im diagnostischen Setting bei Patienten mit Migrationshintergrund verantwortlich sein können.Sprachverständigung, kultursensible Versorgung und Vermeidung von Stereotypisierung sind elementar, um die individuelle Situation der Patienten mit Migrationshintergrund zu verstehen und die Behandlung zu verbessern.


Suchttherapie ◽  
2018 ◽  
Vol 19 (03) ◽  
pp. 126-131
Author(s):  
Dietmar Czycholl

ZusammenfassungDie Angebote zur Rehabilitation Abhängigkeitskranker müssen von all denen genutzt werden können, die der Rehabilitation bedürfen und die die Anspruchsvoraussetzungen erfüllen. Rehabilitationseinrichtungen stehen daher in der Pflicht, ihre Konzepte daraufhin zu überprüfen, ob sie der großen Gruppe der in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund (ca. 21%) in gleicher Weise Hilfen bieten wie der sonstigen Klientel bzw. welche besonderen Voraussetzungen zu schaffen sind, um eine adäquate Behandlung zu ermöglichen. Zu den Besonderheiten, die in der Arbeit mit Migranten und Migrantinnen grundsätzlich zu berücksichtigen sind, gehört, dass es gilt, verschiedene Arten von Zugangsbarrieren zu identifizieren und zu überwinden und dass konzeptionell auf die spezifische migrationsbedingte Krisenverfassung der Rehabilitanden eingegangen werden muss. Außerdem ist erforderlich, Prinzipien interkultureller Kommunikation zu berücksichtigen und systematisch benachteiligende Diskriminierung zu verhindern. Die damit skizzierten Kriterien transkultureller Kompetenz, die als Aspekt des Diversity-Managements verstanden werden kann, sind erfüllbar, wenn auf Träger- und Mitarbeiterebene entsprechende Reflexionsprozesse etabliert werden. Spezifische Fortbildungs- und Supervisionsmaßnahmen sind dazu erforderlich. Migration, Integration und in einem erweiterten Sinne verstandene Rehabilitation weisen Bedeutungszusammenhänge auf, die den besonderen Stellenwert, den adäquate Rehabilitationsangebote gerade für Migranten, aber auch für die Einrichtungen haben können, erkennbar machen.


Author(s):  
Isabelle Hempler ◽  
Nicola Riccetti ◽  
Kerstin Hermes-Moll ◽  
Vitali Heidt ◽  
Susanne Singer

Zusammenfassung Hintergrund Menschen mit Migrationshintergrund stellen eine heterogene Bevölkerungsgruppe dar mit einer Vielfalt an Ethnien, kulturellen und religiösen Ansichten und Erfahrungen. Die Diagnose und anschließende Behandlung einer Krebserkrankung gehen mit vielfältigen psychosozialen Belastungen einher. Daher war es Ziel dieser Studie, die aktuelle Perspektive von Ärzt/innen bezüglich Barrieren bei der psychoonkologischen Versorgung von MMH zu untersuchen sowie benötigte Hilfestellungen zu analysieren. Methode Es wurden bundesweit acht niedergelassene Ärzt/innen aus der hämatologisch-onkologischen Versorgung in qualitativen Einzelinterviews befragt. Die Interviews wurden digital aufgezeichnet und transkribiert. Die Auswertung erfolgte nach der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse mithilfe des Softwareprogramms MAXQDA 2020. Ergebnisse Identifiziert wurden 255 Codes in den Hauptkategorien „Definition Menschen mit Migrationshintergrund“, „Kommunikation“, „Kulturelle Unterschiede“, „Psychoonkologische Versorgung“, „Koordinierung & Vermittlung von psychoonkologischen Versorgungsangeboten“ sowie „Optimale psychoonkologische Versorgung“. Die Ergebnisse geben einen aktuellen Einblick in alltägliche und praxisrelevante Probleme, die sich in der transkulturellen Kommunikation, Barrieren hinsichtlich der Identifizierung von Bedürfnissen, in der psychoonkologischen Weiterversorgung oder auch während der Übersetzung durch Angehörige erkennen lassen. Diskussion Bereits die Identifizierung von Bedürfnissen während der ärztlichen Behandlung ist mit diversen Barrieren verbunden. Screening-Instrumente für Menschen mit Migrationshintergrund und Angehörige auf verschiedenen Sprachen und für unterschiedliche Kulturkreise könnten die Identifizierung unterstützen. Zudem müssten Netzwerke geschaffen werden, um Patient/innen anschließend auch psychoonkologisch versorgen zu können.


2017 ◽  
Vol 65 (3) ◽  
pp. 145-154 ◽  
Author(s):  
Anna-Maria Thöle ◽  
Simone Penka ◽  
Elmar Brähler ◽  
Andreas Heinz ◽  
Ulrike Kluge

Zusammenfassung. Angesichts gestiegener Geflüchtetenzahlen und sich ändernder Regelungen zur gesundheitlichen Versorgung von Asylsuchenden ist anzunehmen, dass perspektivisch mehr niedergelassene Psychotherapeuten Geflüchtete behandeln werden. Bisher gibt es in Deutschland kaum Studien, die sich mit den Schwierigkeiten in der psychotherapeutischen Arbeit mit Geflüchteten aus Sicht niedergelassener Psychotherapeuten befassen. Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, diese Lücke zu schließen. Bundesweit wurden mit 20 niedergelassenen Psychotherapeuten problemzentrierte Interviews geführt, die entsprechend den Prinzipien der Grounded Theory ausgewertet wurden. Insgesamt wurden acht Schwierigkeiten identifiziert, die das psychotherapeutische Setting beeinflussen: Die Lebensbedingungen von Asylsuchenden in Deutschland (1), die Finanzierung der psychotherapeutischen Versorgung von Geflüchteten (2), kulturelle Unterschiede (3), fehlende Vernetzung (4), die Arbeit mit Dolmetschern (5), das Hören von Berichten über traumatische Erlebnisse (6), die aktuelle Situation im Heimatland (7), sowie das Gesundheitssystem und das Jobcenter (8). Der Fokus auf kulturellen, sprachlichen und finanziellen Barrieren in bisherigen Untersuchungen wird von den befragten Psychotherapeuten um das Zusammenspiel mit weiteren Schwierigkeiten ergänzt. Abgeleitet aus den Ergebnissen werden Empfehlungen zur Erleichterung der Arbeit der niedergelassenen Psychotherapeuten mit Geflüchteten ausgesprochen.


2016 ◽  
Vol 57 (03) ◽  
pp. e12-e19
Author(s):  
S. Zanoni ◽  
E. Gabriel ◽  
C. Salis Gross ◽  
M. Deppeler ◽  
J. Haslbeck

Zusammenfassung Ziel: Begrenzte Gesundheits- und Sprachkompetenz erschweren Menschen mit Migrationshintergrund (MmM) den Zugang zu Gesundheitsinformationen und -versorgung, gerade bei chronischer Krankheit. Bei der Einführung eines Peer-geleiteten Stanford Selbstmanagementkurses bei chronischer Krankheit wurde in der Schweiz großes Interesse und hohe Motivation von MmM beobachtet. Daher wurde eruiert, ob das Kursprogramm auf Deutsch bei moderaten Sprachkenntnissen umsetzbar ist. Methodik: Dies ist der explorative Teil der Begleitstudie zur Einführung des Stanford Programms in der Schweiz und im deutschsprachigen Europa. Angelehnt an Prinzipien der Grounded Theory wurden leitfadengestützte Fokusgruppen- und Einzelinterviews mit Kursteilnehmerinnen, -leiterinnen und -koordination (n=30) geführt, die thematisch ausgewertet wurden. Im Fokus der Datenerhebung standen die Durchführbarkeit, Zufriedenheit und Kursinhalte. Ergebnisse: Der Kurs stößt bei MmM auf positive Resonanz und scheint auf Deutsch prinzipiell durchführbar zu sein, hohe Alltagsrelevanz zu haben sowie Impulse zur Integration zu setzen. Schlussfolgerung: Zu prüfen ist ein weiterer Anpassungsbedarf auf den Migrationskontext, um den Kurs vulnerablen Gruppen besser zugänglich zu machen.


Pflege ◽  
2000 ◽  
Vol 13 (1) ◽  
pp. 53-63 ◽  
Author(s):  
Doris Arnold
Keyword(s):  

Der Theorie-Praxis-Konflikt in der Pflege ist ein bekanntes Phänomen. Bisher liegen jedoch, insbesondere auf die Verhältnisse in der BRD bezogen, kaum fundierte Pflegeforschungsergebnisse zu diesem Thema vor. So wurde ein an den Methoden der Grounded Theory orientiertes qualitatives Forschungsprojekt zur Theorie-Praxis-Vermittlung am Beispiel einer innerbetrieblichen Fortbildungsveranstaltung zu Kinästhetik in der Pflege durchgeführt, das näher untersuchen sollte, was die Umsetzung von Kinästhetik in die Pflegepraxis beeinflußt. Die Forscherin hat dazu nach der Schulung mit den TeilnehmerInnen unter anderem halbstrukturierte Interviews zu deren Erlebnissen bei der Anwendung des Gelernten in ihrer täglichen Arbeit auf Station durchgeführt. Als Ausschnitt aus den Ergebnissen wird der Einfluß der Kategorie «Eigenschaften von Kinästhetik» auf die Umsetzung durch die TeilnehmerInnen an einer Fortbildungsveranstaltung zu diesem Thema dargestellt. Damit wird etwas darüber ausgesagt, inwiefern die Tatsache, daß Kinästhetik als etwas Praktisches, etwas Fremdes und Exotisches, als mit Nähe verbunden, schwierig oder riskant wahrgenommen wird, Auswirkungen auf die Anwendung des neu gelernten Wissens in der Praxis hat. Der Bezug dieser Kategorie zur Schlüssel-Kategorie «Einbau von Wissen und von Neuem» wird abschließend aufgezeigt. Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, daß die ausschließliche Konzentration auf Wissensvermittlung der Komplexität des Umsetzungsprozesses nicht gerecht wird.


2009 ◽  
Vol 22 (4) ◽  
pp. 169-174
Author(s):  
Andrea Zielke-Nadkarni
Keyword(s):  

Hintergrund: Dieser Beitrag präsentiert die Ergebnisse verschiedener qualitativ-explorativer Studien zu Biographien von NS-Verfolgten mit Migrationshintergrund (Juden aus der GUS, Roma, Sinti und ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern). Ziel ist die Erhebung der spezifischen Pflegebedürfnisse dieser vulnerablen Klientel im Hinblick auf ihre Abhängigkeit von anderen im Alter, wenn sie medizinische und pflegerische Versorgung benötigt. Methode: Semi-strukturierte Interviews auf der Basis der Grounded Theory wurden eingesetzt, um die soziale und familiale Situation der Befragten zu untersuchen. Ergebnisse: Die Angst, offen über ihre Verfolgungserfahrungen zu sprechen, ist das hervorstechendste Merkmal all dieser Migranten. In vielen Fällen hat das Trauma die Verbindung zu ihrer Umgebung gebrochen und ausgeprägte Gefühle der Isolation und Hilflosigkeit hervorgerufen. Obwohl sie aus unterschiedlichen sozialen Milieus stammen, gibt es eine Reihe von Verhaltensweisen, die ihnen gemeinsam sind und auf eine Verfolgungsgeschichte hinweisen. Zugleich enthüllt die Befragung ihren unsicheren Status als Migranten und ihr Leben in einer Gesellschaft, die sie oft als marginalisierend und ausschließend empfinden.


2008 ◽  
Vol 21 (4) ◽  
pp. 221-230 ◽  
Author(s):  
Gudrun Piechotta ◽  
Christa Matter

In den 60er und 70er Jahren sind Tausende von so genannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter angeworben worden. Heute sind diese Menschen im Rentenalter – und mit zunehmendem Alter steigt ihr Risiko, an einer Demenz zu erkranken. Da repräsentative Daten fehlen, kann nur vermutet werden, wie viele von ihnen im Einwanderungsland Bundesrepublik Deutschland erkrankt sind. Auch auf der qualitativen bzw. subjektiven Ebene sind Fragen bis heute nicht angemessen zu beantworten: Wie nehmen die immigrierten Menschen – und ihre Angehörigen – eine solche Erkrankung wahr? Wie gehen sie mit den krankheitsbedingten Symptomen um? Wie und wer begleitet und umsorgt sie? Wie gehen die Angehörigen mit der Situation um? Und ein dritter Fragenkomplex, inkl. praxisbezogener Konsequenzen, bedarf dringend der Aufmerksamkeit: Mit welchen Barrieren sind (demenziell erkrankte) Migrantinnen und Migranten im Altenhilfe- bzw. Pflegeversicherungssystem konfrontiert? Welche kultursensiblen Wege müssen (aus)gebaut werden? Die ungewisse Datenlage, die o. g. beispielhaft aufgeführten Fragen und der Umstand, dass die Beratungssprechstunden der Alzheimer-Gesellschaft Berlin e. V. kaum von Menschen mit Migrationshintergrund aufgesucht werden, hat zu einem qualitativen Forschungsprojekt an der Alice Salomon Hochschule – in Kooperation mit der Alzheimer-Gesellschaft Berlin e. V. – geführt. Ziel war, am Beispiel der türkischen Migrantengruppe in Berlin, eine explorative Studie durchzuführen, die verschiedenste Blickwinkel bündelt und konkrete Anregungen für einen kultursensiblen Umgang mit demenziell erkrankten Migrantinnen und Migranten gibt sowie für die Beratung und Unterstützung ihrer Angehörigen.


Pflege ◽  
2006 ◽  
Vol 19 (04) ◽  
pp. 0260-0260 ◽  
Author(s):  
Barney Glaser ◽  
Anselm Strauss
Keyword(s):  

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