Problematische und pathologische Bindungsphänomene im Zusammenhang mit internetbezogenen Störungen
ZUSAMMENFASSUNG Ziel Das systematische Review untersucht, ob problematische und pathologische Bindungsphänomene bei der Entwicklung internetbezogener Störungen von Bedeutung sind. Methodik Im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche zum Thema Bindung und internetbezogene Störungen in PubMed und PsychINFO wurden klinische und subklinische Studienergebnisse seit 2010 gesichtet, bewertet und in eine Übersicht gebracht. Ergebnisse Aus 917 in die Vorauswahl aufgenommenen Studien wurden 40 Studien mit 33 389 Teilnehmenden im Alter zwischen 8 und 80 Jahren in das Review eingeschlossen und kritisch bewertet. Sie dokumentieren, dass Bindungsstörungen bei der internetbezogenen Störung allgemein sowie bei 3 spezifischen Varianten – Computerspiel-Typ, Online-Sex-Typ und Sozialer-Netzwerk-Typ – eine Rolle spielen. Diskussion Wie bei anderen Suchterkrankungen auch ist zu vermuten, dass eine internetbezogene Störung unter anderem auf ein Fehlen früher Halt und Sicherheit gebender Bindungserfahrungen zurückgeht. Zukünftige Forschung sollte sich zudem mit der Frage befassen, inwieweit eine primär exzessive digitale Mediennutzung auf Seiten der Eltern und Kinder gleichsam zur Entwicklung von Bindungsstörungen beitragen könnte.