Psychotherapeutische und ärztliche Inanspruchnahme bei
persistierenden somatischen Symptomen: 4-Jahres-Katamnese des Netzwerks
für somatoforme und funktionelle Störungen
(Sofu-Net)
Zusammenfassung Hintergrund Das gestufte, koordinierte und interdisziplinäre Gesundheitsnetzwerk für somatoforme und funktionelle Störungen (Sofu-Net) wurde entwickelt, um Patienten mit somatoformen und funktionellen Störungen leitliniengerecht zu versorgen. Diese Studie evaluiert die klinische Symptomatik der Patienten, ihre psychotherapeutische und ärztliche Inanspruchnahme sowie deren Prädiktoren zur 4-Jahres-Katamnese einer kontrollierten Wirksamkeitsstudie. Methodik 219 Patienten mit Risiko für somatoforme Störungen aus den Sofu-Net Praxen (n=119) und den Kontrollpraxen (n=100) wurden nach 4 Jahren mittels strukturierter Interviews erneut befragt. Outcomes zur 4-Jahres-Katamnese waren die klinische Symptomatik, die psychotherapeutische und ärztliche Inanspruchnahme. Ergebnisse 127 Patienten (n=74 Sofu-Net, n=53 Kontrollpraxen) wurden nachbefragt. Im Vergleich zur Kontrollgruppe wurden die Sofu-Net Patienten signifikant häufiger in Psychotherapie vermittelt (55,4 vs. 35,8%). Ein jüngeres Alter und häufigere Hausarztgespräche anlässlich psychosozialer Probleme sagten die psychotherapeutische Inanspruchnahme vorher. In der Ausprägung der klinischen Symptomatik und im Ausmaß der ärztlichen Inanspruchnahme konnte kein Unterschied zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden. Wichtige Prädiktoren waren die Anzahl somatischer Erkrankungen, erhöhte Krankheitsangst, weibliches Geschlecht, erhöhte depressive Symptomatik sowie eine niedrige körperliche und psychische Lebensqualität. Diskussion Langfristig gelang durch die koordinierte und interdisziplinäre Netzwerkstruktur eine erfolgreichere Vermittlung von Risikopatienten in die Psychotherapie. Die Rolle des Hausarztes erwies sich dabei als wichtig. Allerdings ging dies weder mit einer Verbesserung des klinischen Zustandes der Patienten noch mit einer Abnahme der ambulanten ärztlichen Inanspruchnahme einher.