Operationsindikationen bei Tumoren der Bauchspeicheldrüse

Author(s):  
Maximilian Brunner ◽  
Orlin Belyaev ◽  
Florian Bösch ◽  
Tobias Keck ◽  
Helmut Witzigmann ◽  
...  

ZusammenfassungAufgrund einer steigenden Inzidenz nehmen Pankreasneoplasien, welche hauptsächlich Adenokarzinome, neuroendokrine und zystische Neoplasien umfassen, im klinischen Alltag eine zunehmende Relevanz ein.Auf Grundlage einer systematischen Literaturrecherche wurden von Pankreasexperten im Auftrag der DGAV zur Verbesserung der Indikationsqualität evidenzbasierte Empfehlungen zur Indikationsstellung bei Pankreasneoplasien erarbeitet.Eine eindeutige Operationsindikation besteht bei primär oder sekundär resektablen Pankreaskarzinomen ohne Metastasierung, bei funktionell aktiven sowie über 2 cm großen funktionell inaktiven neuroendokrinen Neoplasien und bei symptomatischen oder malignitätsverdächtigen zystischen Pankreasneoplasien einschließlich intraduktaler papillär-muzinöser Neoplasien (IPMN) vom Hauptgang und vom Mischtyp, muzinös-zystischer Neoplasien (MCN) > 4 cm und solid pseudopapillärer Neoplasien (SPN). Eine Operation kann bei Pankreaskarzinomen mit isolierter arterieller Gefäßinfiltration oder über längere Zeit stabiler Oligometastasierung im Rahmen von neuroendokrinen Neoplasien zur Metastasen- oder Debulkingchirurgie sowie bei Seitengang-IPMN mit Risikokriterien und MCN < 4 cm indiziert sein. Keine primäre Operationsindikation ergibt sich bei lokal fortgeschrittenen und metastasierten Pankreaskarzinomen oder serös-zystischen Neoplasien (SCN).Insgesamt sollte die Operationsindikationsstellung individualisiert unter Berücksichtigung von Alter, Komorbiditäten und Patientenwunsch erfolgen.

2019 ◽  
Vol 51 (02) ◽  
pp. 195-197
Author(s):  
Raimund Stein ◽  
Katrin Zahn ◽  
Nina Friederike Younsi

ZusammenfassungDie Behandlung einer Varikozele im Kindes- und Jugendalter wird sehr kontrovers gesehen und diskutiert. Trotz des recht häufigen Befundes – früher wurde die Varikozele insbesondere im Rahmen der Musterung diagnostiziert; heute fällt die Varikozele zumeist im Rahmen der J1-Untersuchung auf – gibt es wenig evidenzbasierte Empfehlungen zur Behandlung. Dies bedeutet, dass Urologen und Kinderurologen zunehmend früher mit der Frage konfrontiert werden, ob eine Intervention notwendig ist oder nicht, ohne dass es hier klare Empfehlungen gibt.Die Literatur hierzu ist sehr widersprüchlich. Systematische Reviews und Metaanalysen zeigten zuletzt, dass sich durch eine Intervention nur ein mäßiger Vorteil in Bezug auf die Hodengröße und die Qualität des Spermiogramms ergibt. Solide Daten bez. einer positiven Auswirkung auf die Vaterschaftsraten gibt es weiterhin nicht. Es zeigte sich jedoch, dass die Lymphgefäß-schonenden Techniken im Falle einer Intervention deutliche Vorteile haben.Mögliche Indikationen für eine Intervention stellen eine persistierende Größendifferenz der Hoden (> 20 % über mindestens 6 Monate), eine symptomatische Varikozele (sehr subjektives Kriterium), ein (besser 2) pathologische Spermiogramme sowie ggf. das Vorhandensein von zusätzlich die Fertilität einschränkenden Faktoren dar.


Author(s):  
Orlin Belyaev ◽  
Florian Bösch ◽  
Maximilian Brunner ◽  
Charlotte Friederieke Müller-Debus ◽  
Olga Radulova-Mauersberger ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Die Zahl der Operationen für Pankreaskarzinome in Deutschland nimmt kontinuierlich zu. Das entspricht der steigenden Inzidenz dieser Erkrankung in der Bevölkerung. Diese Übersichtsarbeit fasst die evidenzbasierten aktuellen Operationsindikationen bei Patienten mit Pankreaskarzinom zusammen. Methode Als DGAV-Initiative wurde eine Arbeitsgruppe von Pankreasexperten eingerichtet. Diese formulierte konkrete Schlüsselfragen nach dem PICO-Schema, führte eine systematische Literatursuche in Medline und Cochrane Library (1989 – 2019) zu Studien und Leitlinien mit Aussagen zu Operationsindikationen bei Pankreaskarzinom durch und erstellte daraus resultierende evidenzbasierte Empfehlungen. Diese wurden innerhalb der CALGP im Rahmen eines Delphi-Verfahrens abgestimmt. Ergebnisse Die Operationsindikation bei Pankreaskarzinom soll im Tumorboard von erfahrenen Pankreaschirurgen leitliniengerecht und unter Berücksichtigung der individuellen Besonderheiten der Patienten gestellt werden. Fortgeschrittene Infiltration der großen Viszeralgefäße, multiple Fernmetastasen und schwere Komorbiditäten, die einen Eingriff in Vollnarkose verbieten, stellen die häufigsten Kontraindikationen zur Operation dar. Die Therapie von Borderline-resektablen und primär resektablen oligometastatischen Patienten sowie solchen mit sekundärer Resektabilität nach neoadjuvanter Behandlung soll bevorzugt an Zentren und im Rahmen von Studien erfolgen. Die Behandlung an Pankreaszentren reduziert die Mortalität und verbessert das Überleben. Die palliative Bypasschirurgie kann bei endoskopisch nicht therapierbaren Gallenwegs- und Duodenalobstruktionen indiziert sein. Bei diagnostischen Schwierigkeiten kann die Staging-Laparoskopie mit histologischer Sicherung eingesetzt werden. Schlussfolgerung Unabhängig von der Entwicklung erfolgversprechender multimodaler Behandlungskonzepte bleibt die chirurgische Resektion weiterhin der einzig kurative Therapieeinsatz. Wegen des hohen Anteils von primär fortgeschrittenen und metastasierten Pankreaskarzinomen spielt auch die palliative Chirurgie weiterhin eine wichtige Rolle in der komplexen Versorgung dieses Patientenkollektivs.


2017 ◽  
Vol 42 (06) ◽  
pp. 461-469 ◽  
Author(s):  
Philipp Schuetz ◽  
Seline Zurfluh ◽  
Filomena Gomes ◽  
Lisa Bounoure ◽  
Rebecca Fehr ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Die Mangelernährung ist ein zentrales Problem im Spitalalltag und korreliert mit Komplikationen, längeren Spitalaufenthalten und schlechteren Outcomes. Viele der hospitalisierten, internistischen Patienten sind polymorbide. Bisherige klinische Leitlinien für Ernährungstherapie befassen sich meist nur mit Einzelerkrankungen ohne Berücksichtigung der Polymorbidität. Ziel der ESPEN-Arbeitsgruppe war das Erstellen von Leitlinien zur Ernährungstherapie bei polymorbiden, hospitalisierten Patienten. Methode Die Arbeitsgruppe formulierte Schlüsselfragen zu folgenden Aspekten der Ernährungstherapie: Indikation, Weg der Nahrungszufuhr, Energie- und Proteinbedarf, Mikronährstoffe, krankheitsspezifische Nährstoffe, Überwachung, zeitliche sowie prozedurale Aspekte. Es erfolgte eine systematische Literatursuche in 3 Datenbanken (Medline, Embase und Cochrane Library) sowie in sekundären Quellen (z. B. publizierte Guidelines). Darauf basierend wurden Empfehlungen formuliert. Die hier vorgestellte Arbeit ist eine deutsche Übersetzung der kürzlich publizierten ESPEN-Leitlinien. Ergebnisse Bei polymorbiden, hospitalisierten Patienten sollte ein einfaches, standardisiertes Mangelernährungs-Screening innerhalb 48 Stunden nach Spitaleintritt durchgeführt werden. Der totale tägliche Energiebedarf kann bei polymorbiden Patienten > 65 Jahren mittels gewichtsbasierter Formel „27 – 30 kcal/kg Körpergewicht (KG)“ geschätzt werden. Der tägliche Proteinbedarf kann mit „≥ 1,0 g/kg KG“ geschätzt werden. Primär sollte eine orale Ernährung angestrebt werden, welche bei Bedarfsabdeckung < 75 % auf eine enterale oder parenterale eskaliert werden kann. Orale Nahrungssupplemente sollte als eine kosteneffektive Intervention zur Verbesserung des Ernährungszustands in Betracht gezogen werden. Schlussfolgerungen Trotz methodischen Herausforderungen aufgrund der heterogenen Patientenpopulation und dem Fehlen großer Interventionsstudien ist es der Arbeitsgruppe gelungen, evidenzbasierte Empfehlungen zur nicht-krankheitsspezifischen Ernährungstherapie bei polymorbiden Patienten zu erarbeiten. Als Resultat sind 22 praktische Empfehlungen und 4 Stellungnahmen entstanden, welche im klinischen Alltag im Umgang mit mangelernährten, hospitalisierten, polymorbiden Patienten genutzt werden können. Einige Fragen bleiben bei mangelnder oder fehlender Evidenz offen und benötigen noch weiterer Untersuchungen.


2018 ◽  
Vol 16 (08) ◽  
pp. 312-321 ◽  
Author(s):  
Hendrikje Lantzsch ◽  
Lorenz Harst ◽  
Patrick Timpel

ZUSAMMENFASSUNGEs ist ein steigendes praktisches und wissenschaftliches Interesse an digitalen Gesundheitsanwendungen wie telemedizinischen Ansätzen zur Steigerung des Diabetesselbstmanagements (DSM) bei Diabetes mellitus Typ 2 zu beobachten. Neben der klinischen Wirksamkeit und Kosteneffektivität von Telemedizin sollten jedoch auch Faktoren, die die Akzeptanz von Telemedizinanwendungen beeinflussen, beachtet werden. Wissenschaftliche Studien legen dabei nahe, dass digitale Ansätze zur Verbesserung des Diabetesselbstmanagement auf behavioristischen Theorien basieren sollten. Eine langfristige Implementierung kann durch die Analyse akzeptanzfördernder Faktoren, wie individuellen Charakteristika des Endnutzers und dessen Einstellungen zu Eigenschaften der technischen Lösungen, unterstützt werden. Methodische Herausforderungen bei der Evaluation von telemedizinischen Anwendungen und deren heterogene Evaluationspraxis haben bisher zu einer limitierten Datenbasis geführt. Innovative Studiendesigns und konzertierte Evaluationsansätze können die steigende Verfügbarkeit digitaler Gesundheitsanwendungen durch evidenzbasierte Empfehlungen begleiten.


2019 ◽  
Vol 169 (13-14) ◽  
pp. 339-349
Author(s):  
Isolde Sommer ◽  
Viktoria Titscher ◽  
Birgit Teufer ◽  
Irma Klerings ◽  
Barbara Nußbaumer-Streit ◽  
...  

Pflege ◽  
2007 ◽  
Vol 20 (5) ◽  
pp. 258-267 ◽  
Author(s):  
Barbara Cina-Tschumi

Kälte wird in der postoperativen Pflege nach orthopädischen Eingriffen häufig verwendet, um den Heilungsverlauf zu unterstützen. Mit dem Ziel, evidenzbasierte Empfehlungen zur Anwendung von Coldpacks (ColdHot Gelpack/Silikatbeutel) zu geben, wurde eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt. In den Datenbanken Medline, Cinahl und Cochrane Library wurde nach Meta-Analysen oder klinischen, kontrollierten Untersuchungen von Kälteanwendungen nach Eingriffen an Knie, Hüfte, Schulter und Wirbelsäule gesucht. Der Fokus lag dabei auf der schmerzlindernden, abschwellenden und blutstillenden Wirkung sowie der Toleranz der Patienten. Die beschriebenen Erkenntnisse der 17 eingeschlossenen Artikel waren von unterschiedlicher Qualität und widersprachen sich zum Teil. Generell konnte einzig eine analgetische Wirkung bei kontinuierlicher Kühlung nachgewiesen werden. Kälte über 4°C wird im Allgemeinen als angenehm empfunden. Abschwellende oder blutstillende Effekte konnten nicht nachgewiesen werden. Brucheis, Silikatbeutel oder elektrisch betriebenen Kältepumpen als Kältequellen unterscheiden sich in der Handhabung, Wirkung und Wirtschaftlichkeit. Exakte Empfehlungen bezügliche Applikationsdauer und Temperatur können nicht ausgesprochen werden. Kompression und Verbandart wirken sich ebenfalls unterschiedlich auf den Kälteeffekt aus und müssen bei der Anwendung berücksichtigt werden.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document