Update: Akutes Nierenversagen im Kindesalter

2016 ◽  
Vol 16 (05) ◽  
pp. 373-378
Author(s):  
M. Kreuzer

ZusammenfassungDas akute Nierenversagen (AKI) ist eine plötzlich einsetzende, potenziell reversible Schädigung der Nierenfunktion, die mit einem Abfall der glomerulären Filtrationsrate und Anstieg der Retentionsparameter einhergeht. Dabei können auch weitere Funktionen der Nieren betroffen sein (Säure-Base-Regulation, Elektrolyt-Haushalt, Flüssigkeits-Homöostase). In den letzten 10 Jahren wurde der Begriff „Nierenversagen“ durch „Nierenschädigung“ (acute kidney injury, AKI) abgelöst, um dem besseren Verständnis der Pathophysiologie gerecht zu werden. Die Inzidenz in der Kindheit liegt vermutlich höher, als bisher geschätzt. Ursachen sind multifaktoriell und oft nicht primär renal bedingt. Die pathophysiologische Einteilung unterscheidet klassischerweise nach prärenalen, renalen und postrenalen Ursachen. Vermutlich änderte sich die Ätiologie an großen Zentren in den letzten Dekaden, da immer mehr Kinder mit komplexen und schweren Erkrankungen und Fehlbildungen überleben. Nichtsteroidale Antiphlogistika und Dehydratation scheinen beim AKI in der Kindheit eine bedeutende Rolle zu spielen. Ein AKI kann zunächst asymptomatisch verlaufen und Symptome sind, abgesehen von Oligo- oder Anurie und Überwässerung, unspezifisch. Die Diagnose erfolgt über einen Anstieg der Retentionsparameter, wobei das Serum-Kreatinin bei Kindern immer noch am geeignetsten scheint. Die therapeutischen Möglichkeiten sind aufgrund der Komplexität der Erkrankung ursachenorientiert und unterschiedlich erfolgreich. Die Indikation zur Dialyse wird durch Laborparameter (und Klinik) bestimmt. Die Prognose des AKI hängt sehr von der zugrunde liegenden Ätiologie ab. Kinder, die ein AKI überleben, haben ein relevantes Risiko für renale Spätschäden und vermutlich auch eine erhöhte Spätmortalität im Vergleich zur Normalbevölkerung. Durch die physiologische Unreife der Nieren ist das akute Nierenversagen bei Neonaten und im ersten Lebensjahr eine besondere Herausforderung in Diagnose und Therapie.

2010 ◽  
Vol 10 (06) ◽  
pp. 325-333
Author(s):  
P. F. Hoyer ◽  
R. Büscher

ZusammenfassungDas akute Nierenversagen (ANV) ist durch eine plötzlich einsetzende, aber reversible Erhöhung der Retentionswerte Kreatinin und Harnstoff charakterisiert und geht mit einem Unvermögen der Niere zur Regulation der Flüssigkeits- und Elektrolyt-Homöostase einher. Aufgrund des gegenwärtigen pathophysiologischen Verständnisses wird der Begriff „akutes Nierenversagen“ zunehmend durch den Begriff „acute kidney injury“ abgelöst. Die Inzidenz ist im Kindesalter steigend und hat sich in den letzten Jahrzehnten von den primär renalen zu multifaktoriellen Ursachen verschoben. Die pathophysiologische Einteilung unterscheidet klassischerweise nach prärenalen, renalen und postrenalen Ursachen, wobei das hämolytisch-urämische Syndrom mit ca. 53 % die häufigste Ursache ist. Genetische Faktoren scheinen bei manchen Kindern zum ANV zu prädisponieren. Mithilfe einer gründlichen Anamnese, der körperlichen Untersuchung und der Laboruntersuchung lassen sich die möglichen Ursachen eingrenzen. Die therapeutischen Möglichkeiten sind aufgrund der Komplexität der Erkrankung ursachenorientiert und unterschiedlich erfolgreich. Die Indikation zur Dialyse wird durch die Klinik und Laborparameter bestimmt. Die Prognose des ANV hängt sehr von der zugrunde liegenden Ätiologie ab, man geht jedoch unabhängig von der Genese heute davon aus, dass Kinder, die ein ANV durchgemacht haben, ein hohes Risiko für die spätere Entwicklung einer chronischen Nierenerkrankung zeigen. Ein verbessertes Verständnis der Pathophysiologie, frühe Biomarker und eine bessere Klassifikation des ANV können zur Optimierung der therapeutischen Bemühungen führen.


Sign in / Sign up

Export Citation Format

Share Document