Die CALISTO-Studie

Phlebologie ◽  
2011 ◽  
Vol 40 (02) ◽  
pp. 79-83 ◽  
Author(s):  
R. M. Bauersachs

ZusammenfassungDie oberflächige Venenthrombose (OVT) tritt häufiger als die tiefe Venenthrombose (TVT) auf und betrifft Frauen doppelt so häufig wie Männer. Bei Patienten mit einer isolierten OVT, d.h. ohne gleichzeitige TVT oder Lungenembolie (LE), besteht ein erhöhtes Risiko für thromboembolische Komplikationen. Bislang gab es nur wenige randomisierte Studien zur OVT, und keine einzige mit ausschließlich klinischen Endpunkten. Daher war das Ziel der CALISTO-Studie, mit einem randomisierten, doppelt-blinden, placebo-kontrollierten Design die Wirksamkeit und Sicherheit einer 45-tägigen Behandlung mit Fondaparinux bei 3 002 Patienten mit isolierter OVT zu untersuchen im Hinblick auf klinische thromboembolische Endpunkte (Kombination von Tod, symptomatischer VTE, symptomatische Ausdehnung der OVT in die Crosse oder symptomatische Rezidive). Der primäre Endpunkt trat bei 0,9 % unter Fondaparinux, und bei 5,9 % unter Plazebo auf (RRR 85 %; 74–92 %; P<0,001). Es gab in jeder Gruppe jeweils eine schwere Blutung, ernste unerwünschte Ereignisse waren in beiden Gruppen vergleichbar (0,7 versus 1,1 % unter Plazebo). Die einmal tägliche Gabe von 2,5 mg Fondaparinux über 45 Tage war effektiv und sicher in der Behand-lung von Patienten mit akuter, symptomatischer, isolierter OVT und hatte im Vergleich zu Placebo keine schwerwiegenden Nebenwirkungen. Es handelt sich damit um die erste evidenzbasierte antithrombotische Therapie der OVT.

Author(s):  
Cathérine Kollmann ◽  
Mia Kim

ZusammenfassungNach der erfolgreichen Etablierung des sakralen Nervenschrittmachers in der Therapie der fäkalen Inkontinenz zeigten erste Kohortenstudien ebenfalls vielversprechende Ergebnisse in der Therapie der konservativ refraktären chronischen Konstipation und obstruktiven Defäkation. Langzeitdaten wie auch Studien höchster Evidenz konnten diese jedoch nicht bestätigen. So zeigten randomisierte Studien keinen Vorteil einer sakralen Nervenstimulation verglichen mit nicht stimulierten Patienten. Im Langzeitverlauf erleiden viele Patienten einen Wirkverlust oder unerwünschte Ereignisse nach Implantation, die wiederum zu hohen Explantationsraten führen. Aufgrund der aktuellen Studienlage kann der sakralen Nervenstimulation momentan noch kein klarer Stellenwert im Allgemeinen Therapiealgorithmus der chronischen Konstipation und der obstruktiven Defäkation zugeordnet werden. Noch ist unklar, ob und welches Patientenkollektiv von einer sakralen Nervenstimulation (SNS) profitieren könnte. Weitere Studien zur Identifikation möglicher Selektionskriterien für die sakrale Nervenstimulation bei chronischer Konstipation und obstruktiver Defäkation sind hierfür notwendig. Ziel dieses narrativen Reviews ist es, einen Überblick über die aktuelle Datenlage in Hinblick auf den Stellenwert der SNS-Therapie bei der obstruktiven Defäkation als eine Subgruppe der chronischen Konstipation zu geben.


2021 ◽  
Vol 146 (19) ◽  
pp. 1237-1242
Author(s):  
Rupert M. Bauersachs

Was ist neu? Epidemiologie und Risikofaktoren Eine deutsche Registerstudie zeigt, dass Risikoprofile, klinisches Bild und Behandlungsmuster bei oberflächlicher Venenthrombose (OVT) sehr heterogen sind. Ebenso variieren Dosierung und Therapiedauer der Antikoagulation (AK) erheblich. Trotz initialer AK besteht nach 3 Monaten ein beachtliches Risiko für venöse Thromboembolien (VTE), Rezidive oder Ausdehnung. Im Gegensatz zu aktuellen Leitlinienempfehlungen erhielt ein Drittel der Patienten entweder Heparine, orale Antikoagulanzien oder gar kein Antikoagulans. Eine gleichzeitige, oft asymptomatische tiefe Venenthrombose (TVT) findet sich gehäuft nach Hospitalisierung oder Immobilisation, vorausgegangener VTE, bei Autoimmunerkrankungen, höherem Alter, Malignom und bei OVT in einer nichtvarikösen Vene oder bei Ausdehnung in eine Perforansvene. Dies sind häufig auch Risikofaktoren für thromboembolische Komplikationen im Verlauf. Therapie Aufgrund einer großen Placebo-kontrollierten Studie mit klinischen Endpunkten ist Fondaparinux 1-mal 2,5 mg über 4–6 Wochen die in den Leitlinien empfohlene Therapie. Auch eine intermediäre Dosis von niedermolekularem Heparin (NMH) kann erwogen werden. Bei Hochrisikopatienten war 1-mal 10 mg Rivaroxaban gegenüber Fondaparinux nicht unterlegen. Ob bei hohem Risiko eine 45-tägige Therapie ausreicht, muss weiter untersucht werden.


Phlebologie ◽  
2002 ◽  
Vol 31 (01) ◽  
pp. 26-37 ◽  
Author(s):  
Tran van-Thann ◽  
P. Glowacki ◽  
Ch. Subasinghe ◽  
N. Frings

ZusammenfassungVarizenoperationen gehören zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Zuverlässige, prospektiv erhobene Daten zur Komplikationsrate gibt es kaum. Mit dieser Arbeit, für die wir Daten aus retro- und prospektiver Literatur ausgewertet haben, wollen wir einerseits einen Durchschnittswert bzgl. der Komplikationsrate aufzeigen und andererseits Strategien diskutieren, um Komplikationen zu verhindern. Folgende Parameter wurden untersucht: Letalität, Major-Verletzungen am Gefäß- und Nervensystem, Blutungsschock, thromboembolische Komplikationen und Wundinfektion. Da die Literaturangaben teilweise unzuverlässig sind, wird die durchschnittliche Häufigkeit einzelner Komplikationen nur als Zehnerpotenz angegeben. Sie liegt im Bereich 0-100 000 (0,00x %) für Letalität (einschließlich tödlicher Blutung), Nervenläsion bei Operation der Vena saphena magna und tiefen Wundinfekt mit Sepsis. Für Durchtrennung großer Gefäße und Sepsis bewegt sich die Häufigkeit im Bereich um 100 000 (0,00x %), für Lungenembolie, Wandläsion großer Venen, Blutungsschock und Nervenläsion bei Vena-saphena-parva-Operation um 10 000 (0,0x %), für tiefe Venenthrombose um 1000 (0, x %) und für oberflächliche Wundinfektion um 1%.


Pneumologie ◽  
2019 ◽  
Vol 73 (11) ◽  
pp. 677-685
Author(s):  
R. Glöckl ◽  
T. Schneeberger ◽  
T. Boeselt ◽  
K. Kenn ◽  
A. R. Koczulla ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Pulmonale Hypertonie (PH) ist definiert als ein Anstieg des mittleren pulmonal-arteriellen Drucks auf > 20 mmHg in Ruhe, der auf Dauer zu einer Rechtsherzinsuffizienz führen kann. Bis vor einigen Jahren wurde PH-Patienten wegen der Befürchtung einer möglichen Symptomverschlechterung und dem Auftreten unerwünschter, belastungsassoziierter klinischer Ereignisse von körperlichem Training abgeraten. Methoden Drei elektronische Datenbanken wurden mit folgenden Suchbegriffen nach randomisiert, kontrollierten Studien durchsucht, in denen eine Trainingsintervention bei PH-Patienten untersucht wurde: „pulmonary hypertension ODER „pulmonary arterial hypertension“ UND „exercise“ ODER „pulmonary rehabilitation“ UND „randomized“. Ergebnisse In dieser Metaanalyse konnten Daten von 5 Studien mit insgesamt 187 PH-Patienten eingeschlossen werden, welche 3- bis 12-wöchige Trainingsprogramme (z. B. 10 – 45 Minuten Ergometertraining; 60 – 80 % der maximalen Herzfrequenz) absolvierten. Patienten in den Trainingsgruppen wiesen im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikante (p < 0,001) Verbesserungen ihrer körperlichen Belastbarkeit auf: 6-Minuten-Gehtest: + 45 m [95 % KI: 26 m – 64 m] oder maximale Sauerstoffaufnahme VO 2 peak + 2,3 ml/kg/min [95 % KI: 1,8 ml/kg/min – 2,9 ml/kg/min]. Auch Komponenten der körperlichen und psychischen Lebensqualität verbesserten sich signifikant. Ernsthafte, unerwünschte Ereignisse im Rahmen der Trainingsinterventionen wurden nicht beobachtet. Schlussfolgerung Ein individuell angepasstes Trainingsprogramm bei stabilen PH-Patienten kann nach zuvor optimierter medikamentöser Therapie die körperliche Belastbarkeit und Lebensqualität ohne nachweisbare klinische Gefährdung verbessern. Diese Einschätzungen basieren bisher nur auf kleinen Fallzahlen und größere, randomisierte Studien mit unterschiedlichen PH-Schweregraden sind dringend notwendig.


2012 ◽  
Vol 69 (6) ◽  
pp. 335-340 ◽  
Author(s):  
Koppenberg

Die Patientensicherheit ist in den letzten Jahren aufgrund diverser Publikationen immer mehr in den Fokus der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, aber vor allem auch der Politik und Öffentlichkeit geraten. Man kann heute klar nachweisen, dass die Patientensicherheit in der Gesundheitsversorgung kein "nice to have", sondern ein absolutes "must" ist, analog anderen Hochrisikobereichen. Dieser Artikel stellt die wichtigsten Grundlagen der Patientensicherheit dar. So wird die Entwicklung von der Fehler- zur Sicherheitskultur vorgestellt. Die Begriffe unerwünschte Ereignisse, Fehler und Schäden sowie weitere wichtige Definitionen werden ebenso erläutert wie mögliche menschliche Fallstricke. Zuletzt werden epidemiologische Zusammenhänge dargestellt, um die Bedeutung der Patientensicherheit in der Medizin zu betonen. Der Artikel soll helfen, die Terminologie der Patientensicherheit verständlich zu machen, um so die eigentlich wichtigen Ideen und Zusammenhänge der Patientensicherheit besser zu verstehen.


Pflege ◽  
2005 ◽  
Vol 18 (5) ◽  
pp. 299-303 ◽  
Author(s):  
Tom Krause ◽  
Jennifer Anders ◽  
Wolfgang von Renteln-Kruse

Die Assoziation zwischen Urininkontinenz und Dekubitus wird auf verschiedene Ursachen zurückgeführt. Am häufigsten wird die Nässe durch den Urin und in der Folge die Mazeration der Haut genannt. Denkbar ist jedoch auch, dass die Urininkontinenz nur ein Indikator für andere Risikofaktoren oder ein Maß für Pflegebedürftigkeit ist, ohne kausalen Bezug zur Entstehung des Dekubitus. Problematisch bei diesen theoretischen Erwägungen ist die fehlende wissenschaftliche Evidenz, denn kontrollierte oder randomisierte Studien liegen kaum vor. Die vorliegende Arbeit versucht, mit den vorhanden Erklärungsmodellen und mit den Daten von 200 Patienten einer Fall-Kontroll-Studie dem Zusammenhang von Dekubitus und Inkontinenz kritisch nachzugehen. In der Studienpopulation waren 97,5 % der Patienten inkontinent. Unterschiedliche Kategorisierungen und Dichotomisierungen des Risikofaktors Urininkontinenz führen zu unterschiedlichen statistischen Ergebnissen. Aussagen zum Zusammenhang zwischen Urininkontinenz und Dekubitus müssen also methodenkritisch interpretiert werden. Die Abhängigkeit der Urininkontinenz von anderen Risikofaktoren (z.B. Pflegebedürftigkeit und Patienten-Compliance) legt nahe, dass der kausale Zusammenhang mit Dekubitus nicht auf den Einfluss der Nässe reduziert werden darf. Vielmehr ist die Urininkontinenz primär Ausdruck schwerer Pflegebedürftigkeit und bildet andere Risikofaktoren wie eine unzureichende Patienten-Compliance («Mitarbeit», nach Einschätzung der Pflegekräfte) und Immobilität ab. Die Katheterversorgung zur Vermeidung von Nässe erscheint im Licht der vorliegenden Ergebnisse als eine unwirksame Maßnahme der Dekubitusprophylaxe.


Praxis ◽  
2016 ◽  
Vol 105 (14) ◽  
pp. 835-841 ◽  
Author(s):  
Ralf Baumgartner ◽  
Lisa Oesch ◽  
Hakan Sarikaya

Zusammenfassung. Das Adipositas-Paradoxon suggeriert einen Überlebensvorteil von übergewichtigen und adipösen, älteren Hirnschlagpatienten. Bei der Interpretation der entsprechenden Studien ist jedoch Vorsicht geboten, da Selektionsbias, Behandlung und unterschiedliche Patientencharakteristika die Resultate verzerren können. Ausserdem fehlen kontrolliert-randomisierte Therapiestudien, welche die Wirksamkeit einer Gewichtsreduktion auf die Schlaganfallmortalität belegen. Da Adipositas ein unabhängiger Risikofaktor für Hirnschlag ist, sollte weiterhin eine Gewichtsreduktion bei übergewichtigen und adipösen Patienten erstrebt werden. Zweifellos sind kontrolliert-randomisierte Studien, welche die Wirksamkeit einer Gewichtsreduktion auf Morbidität und Mortalität vaskulärer Erkrankungen in allen Altersgruppen untersuchen, nötig.


2020 ◽  
Vol 10 (03) ◽  
pp. 243-254
Author(s):  
Albrecht Lommatzsch

ZusammenfassungDas Management von symptomatischen Glaskörpertrübungen stellt sich in der täglichen Praxis oft als kompliziert dar. Die Nd:YAG-Laser-Vitreolyse rückt als weitere therapeutische Option immer mehr in den Fokus. Vergleichende randomisierte Studien zur Vitrektomie, Nd:YAG-Laser-Vitreolyse und einer abwartenden Vorgehensweise zum Spontanverlauf gibt es leider nicht. Dieser Beitrag versucht, zu dieser Problematik einen Überblick zu geben.


2019 ◽  
Vol 8 (06) ◽  
pp. 451-460
Author(s):  
Marcus Hennersdorf ◽  
Dominik Scharpf

ZusammenfassungDer kardiogene Schock stellt nach wie vor ein Krankheitsbild mit hoher Mortalität dar. In dieser Situation entwickelt sich nahezu regelhaft eine Laktatazidose durch Gewebsischämie. Diese wiederum unterstützt den klinischen Gesamteindruck eines Schockzustandes. Das erhöhte Laktat bzw. mehr noch die verzögerte oder fehlende Laktatclearance sind harte Prädiktoren der schlechten Prognose. In dieser Situation ist die hämodynamische Stabilisierung neben der Ursachentherapie oberstes Gebot. Eine balancierte Volumen-/Katecholamintherapie stellt die Basis dar. Früh muss aber eine Entscheidung für oder gegen den Einsatz eines mechanischen Unterstützungssystems fallen. Entscheidungshilfen sind klinische, aber auch laborchemische und interventionelle Faktoren. Das fallende Laktat (die Laktatclearance) ist auch unter extrakorporalem System der wichtigste Ausdruck einer funktionierenden Therapie. Randomisierte Studien, die eine Prognoseverbesserung dieser schwer kranken Patienten beweisen, existieren derzeit nicht. Umso wichtiger ist der rationale, aber frühe Einsatz dieser Systeme nach in Positionspapieren definierten Kriterien.


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