Verhaltenssüchte: Aspekte von Ätiologie, Nosologie und Diagnostik
ZusammenfassungIn der psychotherapeutischen Praxis mehren sich Fälle von Patienten mit entgleitendem, exzessivem Verhalten (wie z.B. [Glücks-]Spielen, Internetnutzung, Computerspielen oder Kaufen), die klinisch die Symptome einer Abhängigkeitserkrankung zeigen. Die verschiedenen Formen pathologischen Verhaltens haben bisher keinen Eingang als eigenständiges Störungsbild in die internationalen Klassifikationssysteme psychischer Störungen (ICD-10 und DSM IV-R) gefunden. Bisher wurden diese klinischen Phänomene häufig den Impulskontrollstörungen oder Störungen aus dem Zwangsspektrum zugerechnet; die Spannbreite der Symptomatik wird dabei jedoch nur unzureichend klassifiziert. Der Begriff der „Verhaltensabhängigkeit“ („behavioral dependence“) bzw. der „Verhaltenssucht“ impliziert, dass sowohl das Verlangen von Verhaltenssüchtigen, ihrer Verhaltensroutine nachzugehen als auch das auftretende physische und psychische Unbehagen bei Verhinderung des gewünschten Verhaltens, Entzugssymptomatik von Substanzabhängigen widerspiegeln.