ZusammenfassungSchilddrüsenknoten stellen heterogene Tumore dar, mit unterschiedlichen molekularen Signaturen. Während benigne Schilddrüsenknoten poly- oder
monoklonalen Tumoren entsprechen, sind Schilddrüsenkarzinome monoklonale und damit „echte“ Neoplasien. Ursächlich für die Neoplasien sind
somatische Mutationen, welche zur konstitutiven Aktivierung spezifischer Signalkaskaden führen und den jeweiligen histologischen, teilweise
auch den funktionellen Phänotyp des Schilddrüsentumors bestimmen. Eine Dedifferenzierung von Schilddrüsenkarzinomen geht mit dem Auftreten
weiterer Mutationen in den Tumoren einher. Die Mutationslast der Schilddrüsenkarzinome korreliert mit deren biologischem Verhalten. Im klinischen Alltag kann die Kenntnis der ursächlichen somatischen Mutation in der zytologischen Differenzialdiagnose helfen. In der
prognostischen Einschätzung von Schilddrüsentumoren hat der Nachweis von klassischen Onkogenmutationen (BRAF, RAS) wenig Relevanz. Andere
genetische Veränderungen, insbesondere TERT Promoter Mutationen, die mit zunehmender Häufigkeit in fortgeschrittenen SD-Karzinomen
auftreten, haben wahrscheinlich eine prognostische Bedeutung. Von großer Relevanz ist die molekulare Signatur jedoch für die Entwicklung und
Anwendung passgenauer „zielgerichteter“ Therapien bei fortgeschrittenen Karzinomen (radioiodrefraktäres DTC, PDTC und ATC, metastasiertes
medulläres Karzinom). Hierfür gibt es aus klinischen Studien sowie Einzelfallberichten zunehmend Hinweise, die das Konzept der
„Oncogen-Addiction“ als pathogenetisch relevanten Mechanismus der SD-Tumorigenese und Karzinogenese unterstreichen.