ZusammenfassungDie Welt veränderte sich dramatisch, als die Berliner Mauer fiel und Proteste zum Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens führten. Basierend auf umfangreichen Archivrecherchen zeigt der Aufsatz, wie sich der revolutionäre Umbruch von 1989 in Europa und Asien abspielte und wie in der Folge eine neue internationale Ordnung geschaffen wurde – ohne größere Konflikte. Die Welt nach dem Mauerfall wurde in erheblichem Maße durch die entschlossene Diplomatie einer kleinen Kohorte internationaler Staatslenker geschaffen, die harte, aber kooperative Verhandlungen führten, um die Institutionen des Kalten Krieges neu zu erfinden. Nicht alle Beziehungen waren einfach, wobei eine tiefgreifende historische Skepsis vor allem Deutschland gegenüber bestand. Dennoch, in Partnerschaft und durch ihre Bündnisse, wollten sie alle eine bessere Welt aufbauen – eine auf gemeinsamen Prinzipien basierende internationale Ordnung. Um der Berechenbarkeit, der Stabilität und des Friedens willen beschlossen sie, die alten westlichen Institutionen, insbesondere die EG/EU und die NATO, die den Osten integrieren würden, zu bewahren, zu modifizieren und neu zu erfinden. Die Transformation Europas muss jedoch im globalen Kontext verstanden werden. Wenn man diesen Weg der Geschichte dem in Peking gegenüberstellt, wo Deng Xiaoping die Demokratiebewegung brutal unterdrückte, lässt sich zeigen, wie Deng China nach dem Tiananmen auf eine ganz andere Bahn brachte; eine, die das Reich der Mitte durch kommunistische Neuerfindung vom insularen maoistischen Entwicklungsstaat zur autoritativ-kapitalistischen Weltmacht geführt hat. Auf diese Weise erwiesen sich die Scharnierjahre 1989–1992 nicht als das Ende der Geschichte, sondern hatten klare Auswirkungen auf unsere Zeit: die Welt von Putin, Trump und Xi.