ZusammenfassungEinleitung: Angaben zur Prävalenz von Vari-zen der unteren Extremitäten variieren in epidemiologischen Studien als Folge unterschiedlicher Bewertungs- und Selektionskriterien stark. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Prävalenz des Krampfaderleidens, ihre Risikofaktoren und die Häufigkeit lokaler Komplikationen im Patienten-gut deutscher Hausarztpraxen zu untersuchen.Patienten und Methoden: Die elektronischen Patientenakten von 87 548 Patienten aus 32 Hausarztpraxen der CONTENT Datenbank der Heidelberger Universitätsklinik wurden über einen Zeitraum von drei Jahren (1.7.2008– 30.6.2011) ausgewertet. Anhand der ICD-10 codes I83.0–I83.9 wurden aus der Datenbank 2 721 Patienten mit der Diagnose Varizen der unteren Extremitäten identifiziert. Ulzerationen und lokale Entzündungen wurden mit den ICD-10 codes I83.0, I83.1 und I83.2 ermittelt. Die Analyse der Risikofaktoren erfolgte durch binäre multivariable Regression.Ergebnisse: Die Prävalenz der Varikose betrug durchschnittlich 3,1 % (Männer 0,86 %, Frau-en 2,25 %) und korrelierte mit dem Lebensalter. Bei etwa 10 % der Patienten mit Varikose waren Hautulzerationen oder Varikophlebitiden bzw. -thrombosen dokumentiert. Wichtigste Risikofaktoren waren hohes Lebensalter (OR 1,02 [95%CI 1,016–1,022]; p<0,001), weibliches Geschlecht (OR 1,76 [95%CI 1,60–1,92]; p<0,001) und kardiovaskuläre Erkrankungen (OR 2,02 [95%CI 1,84–2,11]; p<0,001).Schlussfolgerungen: Krampfadern wurden vom Hausarzt bei 3,1% seiner Patienten in der Krankenakte kodiert und somit als medizinisches Problem wahrgenommen. Der Vergleich mit Daten anderer Studien auf der primären Versorgungsebene deutet auf eine „underestimation” der wahren Prävalenz. Lokale Komplikationen wie Varikophlebitis/-thrombose und Ulcus cruris traten bei etwa 10 % der Patienten auf und waren mit höherem Lebensalter und risikobehafteten chronischen Erkrankungen assoziiert.