ZusammenfassungDie bilaterale Vestibulopathie (BV) ist eine oft übersehene vestibuläre Erkrankung, die durch einen kompletten Ausfall oder ein inkomplettes Defizit beider Labyrinthe und/oder der Vestibularisnerven charakterisiert ist. Zur Bestätigung der Diagnose dient in erster Linie der Kopfimpulstest nach Halmagyi und das Elektronystagmogramm mit kalorischer Prüfung. Die Diagnostik sollte durch audiologische Untersuchungen, akustischund vestibulär evozierte myogene Potenziale und gegebenenfalls durch spezifische Laborund Liquoruntersuchungen ergänzt werden. Die drei häufigsten Ursachen der BV sind ototoxische Aminoglykoside, Morbus Menière und Meningitis/ Enzephalitis. Bei der Hälfte der Patienten bleibt die Ursache ungeklärt, idiopathische BV. Bei einem Viertel aller BV-Patienten besteht auch ein zerebelläres Syndrom. Bei etwa 30% dieser Subgruppe finden sich zusätzlich Zeichen einer peripheren Polyneuropathie. Diese Symptomtrias könnte für ein bislang nicht bekanntes neurodegeneratives Syndrom sprechen. Bei mehr als 80% der Patienten kommt es im Verlauf der Erkrankung zu keiner signifikanten Besserung der vestibulären Defizite. Daher sind präventive Maßnahmen, eine schnelle Diagnosestellung und Therapieeinleitung sowie intensive Physiotherapie mit Gangund Gleichgewichtstraining essenziell.