Prophylaktische Fasziotomie bei Tibia-Osteotomien: funktionelle Ergebnisse
Zusammenfassung Hintergrund Bei Tibia-Osteotomien (TO) mit Marknagelfixierung kann eine minimal-invasive, prophylaktische Fasziotomie (PF) der Extensorenloge zur Prävention eines postoperativen akuten Kompartmentsyndroms (KS) erfolgen. Bislang sind keine Studien über die Effekte von TO oder PF auf spezifische Funktionen der Extensoren bekannt. Ziel der Arbeit Die Untersuchung der Funktion nach PF und TO an Patient*innen ohne präoperative funktionelle Einschränkung. Material und Methoden In 41 Fällen (28 Frauen, 13 Männer) erfolgte durchschnittlich 6,1 Jahre nach elektiver TO mit PF und Marknagelfixierung eine Befragung zur klinischen Funktion. In 23 Fällen wurden die isometrische Kraft und der „range of motion“ (ROM) der Dorsalextension (DE) des oberen Sprunggelenks (OSG) gemessen. Die Kraft wurde als Test auf klinische Relevanz mit der 10 %-Normperzentile verglichen, sowie zur Gegenseite. Ergebnisse In durchschnittlich 86 % der Fälle wurde von keinen oder geringen funktionellen Einschränkungen der Extensoren berichtetet. Die mittlere Kraft zeigte keine signifikante Abweichung von der geschlechterspezifischen 10 %-Normperzentile, aber war im Seitenvergleich auf der operierten Seite mit 16,0 ± 6,5 kgf signifikant geringer als auf der Gegenseite mit 17,5 ± 6,3 kgf (p < 0,01). Die subjektive Einschränkung der DE im OSG korrelierte deutlich negativ mit der ROM (rs = −0,46, p < 0,05). Diskussion Die Ergebnisse lassen auf eine geringe Häufigkeit subjektiv relevanter funktioneller Einschränkungen der Extensoren schließen. Die vorgefundene Kraftminderung war nicht klinisch relevant. Subjektive Einschränkungen scheinen vorrangig durch Abnahme des ROM verursacht zu sein.