scholarly journals Ergebnisse der systematischen Literatursuche als Grundlage für die „evidenzbasierten Therapieempfehlungen für FMF-Patienten mit unzureichendem Ansprechen bzw. Unverträglichkeit auf Kolchizin“ der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie und der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie

2020 ◽  
Vol 79 (9) ◽  
pp. 943-951
Author(s):  
T. Sahr ◽  
U. Kiltz ◽  
C. Weseloh ◽  
T. Kallinich ◽  
J. Braun

Zusammenfassung Hintergrund Das familiäre Mittelmeerfieber (FMF) ist eine in Deutschland eher seltene genetisch bedingte Erkrankung des Kindes- und Erwachsenenalters, die durch rezidivierende Fieberschübe sowie Peritonitis, Pleuritis und Arthritis charakterisiert ist. Die etablierte Therapie mit Kolchizin ist für die meisten Patienten wirksam und verträglich. Einige Patienten sprechen aber auf diese Therapie nicht ausreichend an bzw. vertragen diese nicht. Für diese Patienten kommen Biologika in Betracht. Die Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) und die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) sind übereingekommen, gemeinsame Empfehlungen für diese spezielle klinische Situation zu entwickeln. Ziel Durchführung einer systematischen Literaturrecherche (SLR) auf Basis der 2016 publizierten EULAR(European League Against Rheumatism)-Empfehlungen als Grundlage für die Entwicklung von evidenzbasierten Therapieempfehlungen für FMF-Patienten mit unzureichendem Ansprechen bzw. Unverträglichkeit auf Kolchizin. Methoden Die SLR wurde mit Referenzen aus verschiedenen Datenbanken und als Aktualisierung der bis zum Jahr 2014 durchgeführten SLR der EULAR durchgeführt, wobei die Artikel zwischen dem 01.01.2015 und dem 31.12.2017 publiziert worden sein mussten. Für die Vorselektion wurde das Abstractwerkzeug Rayyan und für die Erstellung der Evidenztabellen die Klassifikation des Oxford Centre for Evidence Based Medicine 2009 benutzt. Ergebnisse Die Suche ergab 360, nach Dublettenabgleich noch 263 Treffer. Insgesamt 88 Publikationen wurden ein- (34%) und 102 ausgeschlossen (39%), bei weiteren 73 war eine Sichtung der Vollpublikation notwendig (28%), und 43 wurden intensiver diskutiert. Schlussendlich blieben 64 Publikationen (24%) übrig. Insgesamt wurden 4 Fall-Kontroll-Studien, 31 Kohortenstudien, 8 Fallserien, 7 kontrollierte Studien (davon 5 Abstracts), 10 Übersichtsarbeiten sowie 4 Metaanalysen und systematische Reviews akzeptiert. Diskussion Die SLR wurde wissenschaftlich exakt, transparent und nach internationalen Standards durchgeführt. Die SLR erwies sich als gute Grundlage für die Konsentierung der 5 übergeordneten Prinzipien und der 10 Empfehlungen, sodass die gemeinsame Aktivität von GKJR und DGRh erfolgreich und sogar zeitnah abgeschlossen werden konnte. Die Empfehlungen sind eine solide Basis, Patienten jeden Alters mit FMF gut zu behandeln. Dabei spielen die Erklärungen zum Problem der Kolchizinresistenz eine wichtige Rolle.

2021 ◽  
pp. 66-69
Author(s):  
Liliia Babynets ◽  
Iryna Halabitska

Despite the advances of modern evidence-based medicine, the treatment of osteoarthritis (OA) remains a complex and unresolved issue. Of course, modification of the patient’s lifestyle improves the condition of a patient with osteoarthritis, but the management of a patient with osteoarthritis without drug therapy, which is mostly symptomatic, is almost impossible. The objective: was to investigate the effectiveness of intracellular systemic enzyme in the complex therapy of patients with primary OA in comorbidity with exocrine pancreatic insufficiency for the correction of pathological processes developing in patients. Materials and methods. 69 patients with primary OA in comorbidity with exocrine pancreatic insufficiency were examined. The diagnosis of OA was established on the basis of diagnostic criteria of the American College of Rheumatologists (ACR, 2018), the European Association of Rheumatologists (European League Against Rheumatism, EULAR, 2018). American Academy of Orthopedic Surgeons (AAOS, 2018), International Society for the Study of OA (OARSI, 2019). Examination of the joints included examination, palpation, and objective assessment of pain. OA symptoms were also assessed by Leken index and the Harris test. To assess the state of exocrine pancreatic insufficiency, the content of fecal α-elastase was determined and the coprogram was evaluated. Patients were divided into two groups: the 1st group received treatment of primary OA according to international recommendations, the 2nd group additionally received an enzymatic drug. Results. After the treatment, patients of the 1st group showed a statistically significant tendency to deterioration of fecal α-elastase and coprogram (p<0,05), in the 2nd group there was a statistically significant improvement of these indicators (p<0,05). There was also a statistically significant improvement in the course of primary OA in both study groups (p<0,05), but in the 2nd group the therapeutic effect was statistically significantly more significant (p<0,05). Conclusions. There was a statistically significant positive dynamics of exocrine pancreatic insufficiency and course of primary OA in the 2nd group compared to those in the 1st after treatment (p<0,05), which indicates the feasibility of using the enzyme drug in the treatment of patients with primary OA in comorbidity with exocrine pancreatic insufficiency.


Pneumologie ◽  
2021 ◽  
Author(s):  
Jens Gottlieb ◽  
Philipp Capetian ◽  
Uwe Hamsen ◽  
Uwe Janssens ◽  
Christian Karagiannidis ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Sauerstoff (O2) ist ein Arzneimittel mit spezifischen biochemischen und physiologischen Eigenschaften, einem definierten Dosis-Wirkungsbereich und mit unerwünschten Wirkungen. Im Jahr 2015 wurden 14 % von über 55 000 Krankenhauspatienten in Großbritannien mit O2 behandelt. Nur 42 % der Patienten hatten dabei eine O2-Verordnung. Gesundheitspersonal ist oft unsicher über die Relevanz einer Hypoxämie, und es besteht ein eingeschränktes Bewusstsein für die Risiken einer Hyperoxämie. In den letzten Jahren wurden zahlreiche randomisierte kontrollierte Studien zu Zielen der Sauerstofftherapie veröffentlicht. Eine nationale Leitlinie ist deswegen dringend erforderlich. Methoden Im Rahmen des Leitlinienprogramms der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) wurde unter Beteiligung von 10 Fachgesellschaften eine S3-Leitlinie entwickelt und im Juni 2021 veröffentlicht. Bis zum 1. 2. 2021 wurde eine Literaturrecherche durchgeführt, um 10 Schlüsselfragen zu beantworten. Zur Klassifizierung von Studientypen hinsichtlich ihrer Validität wurde das Oxford Centre for Evidence-Based Medicine (CEBM) System („The Oxford 2011 Levels of Evidence“) verwendet. Grading of Recommendations, Assessment, Development and Evaluation (GRADE) wurde verwendet und zur Bewertung der Evidenzqualität und zur Einstufung von Leitlinienempfehlungen wurde ein formaler Konsensbildungsprozess durchgeführt. Ergebnisse Die Leitlinie enthält 34 evidenzbasierte Empfehlungen zu Indikation, Verordnung, Überwachung und Abbruch der Sauerstofftherapie in der Akutversorgung. Die Hauptindikation für die O2-Therapie ist Hypoxämie. In der Akutmedizin sollten sowohl Hypoxämie als auch Hyperoxämie vermieden werden. Hyperoxämie scheint mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden zu sein, insbesondere bei Patienten mit Hyperkapnie. Die Leitlinie empfiehlt Zielsauerstoffsättigung für die Akuttherapie mit O2 ohne Differenzierung zwischen Diagnosen. Zielbereiche sind abhängig vom Hyperkapnierisko und Beatmungsstatus. Die Leitlinie bietet einen Überblick über verfügbare Sauerstoffzufuhrsysteme und enthält Empfehlungen für deren Auswahl basierend auf Patientensicherheit und -komfort. Fazit Dies ist die erste nationale Leitlinie zum Einsatz von Sauerstoff in der Akutmedizin. Sie richtet sich an medizinisches Fachpersonal, das Sauerstoff außerklinisch und stationär anwendet. Sie ist bis zum 30. 06. 2024 gültig.


Swiss Surgery ◽  
1999 ◽  
Vol 5 (4) ◽  
pp. 177-182
Author(s):  
Schmidt

Die klinische Epidemiologie lehrt bereits seit vielen Jahren eine kritische Interpretation vorliegender Studien-Ergebnisse nach praxisgerechten Beurteilungsgrössen und strebt eine sorgfältige Planung und Durchführung klinischer Studien an mit dem Ziel praktisch aussagekräftiger Studienergebnisse. Für die in einem alten Denken geschulten medizinischen Institutionen fast unbemerkt hat sich eine neue Hierarchie der Evidenz herausgebildet; diese verlangt heute nach gutdurchdachten Studien, die eine für den Patienten erfahrbare Leidensverbesserung irrtumsfrei dokumentieren. Vergleichende, kontrollierte Studien haben in vielen Bereichen klar gemacht, dass die medizinische Korrektur pathologischer Werte oder die chirurgische Korrektur und Reparatur pathologisch-anatomischer Veränderungen noch lange nicht mit einer günstigen Wirkung gleichgesetzt werden können. Begriffe und Konzepte einer sorgfältigen Dissektion vorhandenen Wissens sind: Surrogat-Trugschluss ("Laborkosmetik", in der Chirurgie z.B. "Ligament- und Knorpelkosmetik"), Confounding (unbekannte Drittfaktoren, welche scheinbar kausale Zusammenhänge vortäuschen), Selektions-Bias (Vergleiche von Gruppen, die ungleich ausgewählt sind) sowie Leadtime Bias (Verwechseln von Diagnosevorverlegung mit Prognoseverbesserung), Length Bias (Übersehen der unterschiedlichen natürlichen Krankheitsprogression als Determinante von Stadienverteilungen) und Overdiagnosis Bias (Vortäuschen einer Prognoseverbesserung durch zunehmende Diagnose klinisch stummer Pathologien). Darüber hinaus sind absolute und nicht relative Veränderungen von Risiken und Komplikations-Häufigkeiten für den Patientennutzen entscheidend. Für die Qualität medizinischer Leistungen ist die Schulung des durchdachten Einsatzes unserer Instrumente heute zweifellos eine weit wichtigere Aufgabe als die Qualitätsverbesserung unserer Instrumente. Evidence Based Medicine bedeutet systematische und kritische Beurteilung des Wissens, was an einigen Beispielen aufgezeigt wird.


Praxis ◽  
2002 ◽  
Vol 91 (34) ◽  
pp. 1352-1356
Author(s):  
Harder ◽  
Blum

Cholangiokarzinome oder cholangiozelluläre Karzinome (CCC) sind seltene Tumoren des biliären Systems mit einer Inzidenz von 2–4/100000 pro Jahr. Zu ihnen zählen die perihilären Gallengangskarzinome (Klatskin-Tumore), mit ca. 60% das häufigste CCC, die peripheren (intrahepatischen) Cholangiokarzinome, das Gallenblasenkarzinom, die Karzinome der extrahepatischen Gallengänge und das periampulläre Karzinom. Zum Zeitpunkt der Diagnose ist nur bei etwa 20% eine chirurgische Resektion als einzige kurative Therapieoption möglich. Die Lebertransplantation ist wegen der hohen Rezidivrate derzeit nicht indiziert. Die Prognose von nicht resektablen Cholangiokarzinomen ist mit einer mittleren Überlebenszeit von sechs bis acht Monaten schlecht. Eine wirksame Therapie zur Verlängerung der Überlebenszeit existiert aktuell nicht. Die wichtigste Massnahme im Rahmen der «best supportive care» ist die Beseitigung der Cholestase (endoskopisch, perkutan oder chirurgisch), um einer Cholangitis oder Cholangiosepsis vorzubeugen. Durch eine systemische Chemotherapie lassen sich Ansprechraten von ca. 20% erreichen. 5-FU und Gemcitabine sind die derzeit am häufigsten eingesetzten Substanzen, die mit einer perkutanen oder endoluminalen Bestrahlung kombiniert werden können. Multimodale Therapiekonzepte können im Einzellfall erfolgreich sein, müssen jedoch erst in Evidence-Based-Medicine-gerechten Studien evaluiert werden, bevor Therapieempfehlungen für die Praxis formuliert werden können.


Swiss Surgery ◽  
1999 ◽  
Vol 5 (4) ◽  
pp. 183-185
Author(s):  
Bleuer

Die mit dem Aufkommen der elektronischen Medien einhergehende Informationsflut hat die Erwartungen an den Dokumentationsdienst (DOKDI) der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften verändert: Insbesondere Evidence Based Medicine (EBM) verlangt nicht nur die Beschaffung von Information, sondern auch eine Selektion hinsichtlich Qualität und Relevanz: Die sich aus der klinischen Situation ergebende Frage fordert eine Antwort, die inhaltlich richtig ist und in der konkreten Situation auch weiterhilft. Dem Ideal, sich durch kritische Lektüre der Originalarbeiten ein Bild über die vorhandene Evidenz für die Richtigkeit eines bestimmten Prozederes zu verschaffen, stehen in der Praxis meist Zeitmangel und methodische Schwierigkeiten im Weg; man wird sich deshalb oft auf die durch andere erarbeitete Evidenz abstützen müssen und z.B. die Cochrane Library konsultieren. Der DOKDI engagiert sich sowohl bei der Erarbeitung von systematischen Übersichtsarbeiten als auch bei der Dissemination der gefundenen Evidenz, indem er seine Erfahrung in der Dokumentation mit elektronischen Medien und die entsprechende Infrastruktur zur Verfügung stellt. Als Ergänzung zu diesen Aktivitäten hat die Akademie einen Grant zur Ausbildung von EBM-Tutoren gesprochen. In einem einwöchigen Kurs in Oxford werden Kliniker zu EBM-Tutoren ausgebildet: Dies wird zukünftig ermöglichen, vermehrt EBM-Workshops in der Schweiz durchzuführen.


2003 ◽  
Vol 12 (1) ◽  
pp. 3-11 ◽  
Author(s):  
Ingrid Müller

Zusammenfassung. Die kinderneurologische Begleitung erfüllt zwei wesentliche Aufgaben innerhalb des interdisziplinären Konzepts der Frühförderung. Sie ist zum einen Teil des Diagnostik- und Therapieprozesses; dieser orientiert sich an der neurophysiologischen Erkenntnis, dass das Gehirn ein sich selbst organisierendes System ist und seine Funktionalität in der Interaktion mit dem Umfeld entwickelt. Heutige kinderneurologische Diagnostik basiert daher auf einem systemisch-ökologischen Ansatz. Zum anderen tragen entwicklungsneurologische Befunde, die sich zur prognostischen Beurteilung therapeutischer Maßnahmen eignen, wesentlich zur Qualitätssicherung und -kontrolle in der Frühförderung bei. In den letzten Jahren ist eine Inflation bei der Verordnung entwicklungsfördernder Maßnahmen zu beobachten. Um eine Explosion der Kosten im Gesundheitswesen zu verhindern, werden sich in Zukunft Kriterien der evidence-based medicine auch in der Frühförderung durchsetzen müssen.


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