Während Erwachsene und Kinder Schmerzerlebnisse durch Sprache deuten und ihnen so Ausdruck verleihen, ist die Schmerzerfassung bei Neugeborenen wegen der fehlenden Verbalisierung nicht möglich. Die Schmerzerfassung beim Neugeborenen erfolgt indirekt und schließt physiologische, verhaltensbezogene und biochemische Parameter in die Einschätzung mit ein. Diese Literaturübersicht beschreibt die Schwierigkeiten, die der Objektivierung des Schmerzes von Neugeborenen, insbesondere Frühgeborenen, zugrunde liegen. Die meisten der existierenden Schmerzskalen wurden zu Forschungszwecken entwickelt und sind auf ihre Praktikabilität im klinischen Alltag nicht überprüft. Pflegende und ÄrztInnen stehen darum immer noch vor der Schwierigkeit, zwischen einigen zwar validierten, aber auf ihre Anwendbarkeit in der Praxis kaum überprüften Instrumente wählen zu müssen. Dies ist umso bedenklicher, als in der Literatur die kurz- und langfristigen Folgen von anhaltenden Schmerzen bei Neugeborenen mit intraventrikulären Blutungen, Veränderungen im Ernährungs- sowie im Schlafmuster und Beeinträchtigungen im sensiblen Bereich der Eltern-Kind-Beziehung beschrieben werden.