Medienbezogene Störungen im Kindes- und Jugendalter: Evidenzpapier der Gemeinsamen Suchtkommission der kinder- und jugendpsychiatrischen und psychotherapeutischen Fachgesellschaft und Verbände (DGKJP, BAG, BKJPP)

Author(s):  
Kerstin Paschke ◽  
Martin Holtmann ◽  
Peter Melchers ◽  
Marianne Klein ◽  
Gisela Schimansky ◽  
...  

Zusammenfassung. Unter der Bezeichnung Medienbezogene Störungen (MBS) wird sowohl eine problematische Nutzung des Internets und bestimmter Endgeräte generell als auch ein problematischer Gebrauch bestimmter Anwendungen zusammengefasst. Im Kindes- und Jugendalter kommen hierbei den Anwendungen Computerspiele und Soziale Netzwerke die größte Bedeutung zu. Im Mai 2019 wurde die Computerspielstörung als erste Entität der MBS als klinische Diagnose in die ICD-11 aufgenommen. Die Prävalenz der MBS im Kindes- und Jugendalter liegt in Deutschland bei 3 bis 5 %. Bei der Mehrzahl der Betroffenen gehen MBS mit komorbiden psychischen Störungsbildern einher. MBS entstehen auf der Grundlage dysfunktionaler Lernprozesse unter Wechselwirkung allgemeiner und spezfischer Risikofaktoren und gehen mit neuronalen Veränderungen ähnlich derer bei substanzgebundenen Süchten einher. Im Rahmen der Diagnostik stehen neben der kinder- und jugendpsychiatrischen/-psychotherapeutischen Exploration Fragebögen zur Verfügung, wobei ein einheitliches klinisches Vorgehen bislang fehlt. Die Behandlung umfasst in Abhängigkeit des Schweregrades ambulante, tagesklinische oder stationäre Therapieangebote mit kognitiv-behavioralen Elementen unter Einbezug der Eltern. Diese sind bislang nicht flächendeckend vorhanden und unzureichend evaluiert. Zudem existieren bislang wenige Untersuchungen zur Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen bei MBS im Kindes- und Jugendalter. Eine Vertiefung der Forschung ist dringend geboten.

2014 ◽  
Vol 71 (10) ◽  
pp. 599-607 ◽  
Author(s):  
Martin Neuenschwander

Digitale Medien sind mittlerweile unentbehrlich in Schule, Beruf, Familie und Freizeit und durchdringen unseren Alltag immer stärker. Dazu vermögen sie die Menschen aller Altersstufen zu faszinieren dank vielfältiger und immer neuer Nutzungsmöglichkeiten für Kommunikation, Unterhaltung und Spiel. Von großer Relevanz sind diesbezüglich insbesondere soziale Netzwerke und Onlinespiele, an denen sich täglich Millionen beteiligen. Der Großteil der Bevölkerung nutzt diese interaktiven Medien funktional, selbstbestimmt und genussvoll. Andererseits belegen empirische Studien, dass eine Minderheit von 1 % bis 6 % ein dysfunktionales, suchtartiges Verhalten zeigt, typischerweise bei der Onlinekommunikation, beim Computerspiel oder beim Konsum von erotisch-pornografischem Bildmaterial. Das Störungsbild „Onlinesucht“ ist zwar eine Realität, figuriert bisher aber nicht als offizielle Diagnose in den Klassifikationssystemen ICD-10 und DSM-5. Die Fachdiskussion über die nosologische Einordnung des Störungsbildes ist noch im Gang. Für die klinische Praxis existieren allerdings bereits jetzt valide diagnostische Hilfestellungen. Da das zur Verfügung stehende professionelle Beratungs- und Therapieangebot nur spärlich in Anspruch genommen wird, kommt der medizinischen Grundversorgung für die Früherkennung und Triage hinsichtlich adäquater Interventionen eine wichtige Bedeutung zu. Im deutschsprachigen Raum stehen verschiedene webbasierte Plattformen für Prävention, Beratung und Therapie zur Verfügung.


2020 ◽  
Vol 77 (6) ◽  
pp. 258-262
Author(s):  
Florian Brunner

Zusammenfassung. Mit dem Begriff des CRPS werden verschiedene schmerzhafte Zustände zusammengefasst, welche typischerweise nach einem auslösenden Ereignis distal an einer Extremität auftreten. Charakteristischerweise übersteigen die Dauer und die Intensität der Beschwerden den normalerweise zu erwartenden Verlauf. Die Erkrankung tritt am häufigsten bei Frauen zwischen 61 und 70 Jahren und an der oberen Extremität auf. Klinisch manifestiert sich das CRPS als bunter Symptomenkomplex bestehend aus sensiblen, vasomotorischen, sudomotorischen, motorischen und trophischen Störungen. Die Art und Intensität dieser Veränderungen treten individuell verschieden auf und ändern sich typischerweise im Verlauf der Erkrankung. Beim CRPS handelt es sich grundsätzlich um eine klinische Diagnose unter Berücksichtigung der modifizierten Budapest-Kriterien. Charakteristischerweise ist die Frühphase von einer übermässigen schmerzhaften Schwellung der betroffenen Extremität geprägt. Benigne Verläufe sind bekannt, viele Patienten entwickeln jedoch chronische Verläufe mit persistierenden Beschwerden auch nach einem Jahr. Aufgrund der vielfältigen Beschwerden und dem individuell unterschiedlichen Krankheitsverlauf stellt die Behandlung des CRPS eine besondere Herausforderung dar. Die Therapie basiert auf medikamentösen, interventionellen, physio- bzw. ergotherapeutischen und psychiatrischen Behandlungsoptionen. Die Therapie richtet sich nach der sich präsentierenden Klinik und basiert auf zugrunde liegenden pathophysiologischen Prozessen. Eine allgemeingültige oder kausale Therapie ist nicht möglich.


Praxis ◽  
2005 ◽  
Vol 94 (47) ◽  
pp. 1869-1870
Author(s):  
Balestra ◽  
Nüesch

Eine 37-jährige Patientin stellt sich nach der Rückkehr von einer Rundreise durch Nordamerika mit einem Status febrilis seit zehn Tagen und einem makulösem extremitätenbetontem Exanthem seit einem Tag vor. Bei suggestiver Klinik und Besuch der Rocky Mountains wird ein Rocky Mountain spotted fever diagnostiziert. Die Serologie für Rickettsia conorii, die mit Rickettsia rickettsii kreuzreagiert, war positiv und bestätigte die klinische Diagnose. Allerdings konnte der beweisende vierfache Titeranstieg, möglicherweise wegen spät abgenommener ersten Serologie, nicht nachgewiesen werden. Nach zweiwöchiger antibiotischer Therapie mit Doxycycline waren Status febrilis und Exanthem regredient.


2020 ◽  
Vol 04 (04) ◽  
pp. 261-267
Author(s):  
Christoph Mehren ◽  
Bastian Storzer
Keyword(s):  

ZusammenfassungDie klinische Diagnose einer zervikalen Myelopathie kann sich aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Pathologien an der Halswirbelsäule ergeben. Die sich daraus ableitenden operativen Behandlungsoptionen sind ebenso vielfältig und unterscheiden sich sowohl in Bezug auf die Lokalisation des Zugangs (ventral oder dorsal) als auch in der Philosophie eines stabilisierenden-fusionierenden Verfahrens bzw. eines bewegungserhaltenden Verfahrens. Die zervikale Bandscheibenprothese ist v. a. im Bereich der degenerativen Bandscheibenerkrankungen eine inzwischen anerkannte Operationsmethode mit sehr guten klinischen Ergebnissen auch im Langzeit-Follow-up. Unter Berücksichtigung der Kontraindikationen kann diese auch eine zuverlässige Option bei der operativen Behandlung einer zervikalen Myelopathie darstellen. Jedoch muss klar festgehalten werden, dass das Vorliegen einer Myelopathie in den meisten Fällen auf Pathologien beruht, die eine Non-Fusion-Philosophie nicht zulassen.


2005 ◽  
Vol 25 (01) ◽  
pp. 39-46
Author(s):  
M. Treitl ◽  
C. Becker-Gaab ◽  
C. Krolak ◽  
M. Weiss ◽  
R. Tiling ◽  
...  

ZusammenfassungIn der Initialdiagnostik bei rheumatoider Arthritis (RA) wer-den neben der Projektionsradiographie (PR) auch die Mag-netresonanztomographie (MRT) und die 3-Phasen-Skelettszintigraphie (3P-SZ) eingesetzt. Ziel dieser Studie war es, bei Patienten mit Verdacht auf RA die Wertigkeit der PR, der 3P-SZ und der MRT anhand von Verlaufsbeobachtun-gen über 2 Jahre zu beurteilen. Patienten, Methoden: Bei 42 Patienten wurden am selben Tag je eine 3P-SZ, Niederfeld-MRT und PR der Hände im dorsovolaren Strahlengang durchgeführt. Verlaufskontrollen erfolgten im jährlichen Abstand. Alle Bilder wurden von jeweils zwei erfahrenen Radiologen/ Nuklearmedizinern befundet und in rheumatypisch und nicht rheumatypisch unterteilt. Als Goldstandard diente die abschließende klinische Diagnose des Rheumatologen unter Berücksichtigung des Ritchie-articular-Index. Ergebnisse: Bei 24/42 Patienten wurde die Diagnose einer initialen RA gestellt. In der PR konnte bei 20/ 24Patienten imzeitlichen Verlauf die richtigeDiagnose gestellt werden. Demgegenüber wurde sowohl in der 3P-SZ als auch in der MRT bei allen 24 Patienten eine beginnende RA erkannt. Lediglich im Detektionszeitpunkt gab es Variationen mit insgesamt tendenziell späterer Diagnosestel-lung in der PR. Schlussfolgerung: In der bildgebenden Initialdiagnostik der RA ist die PR weiterhin als Verfahren der ersten Wahl anzusehen. In der weiterführenden Diagnostik von unklaren Befunden stellt die Niederfeld-MRT ein der 3P-SZ annähernd vergleichbar sensitives Verfahren dar. Trotzdem sollten – wenn möglich – aufgrund des geringen Field-of-view neben der 3P-SZ zur weiteren Abklärung unklarer Befunde Hochfeldtomographen bevorzugt werden.


Author(s):  
M Stiawa ◽  
B Filter ◽  
K Kolmorgen ◽  
S Wiegand-Grefe ◽  
R Kilian

2020 ◽  
Author(s):  
B Becke ◽  
R Krügel ◽  
S Griff ◽  
T Mairinger
Keyword(s):  

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