Psychisches Befinden, Beschwerden und Belastungen: Ergebnisse einer repräsentativen Studie

2011 ◽  
Vol 59 (2) ◽  
pp. 155-165 ◽  
Author(s):  
Sören Schmidt ◽  
Franz Petermann ◽  
Manfred E. Beutel ◽  
Elmar Brähler

Zusammenfassung. Die Erfassung von Beschwerden und der Befindlichkeit sind wesentlicher Teil eines klinisch-diagnostischen Prozesses. Da Angststörungen und Depressionen in hohem Maße mit verschiedenen psychischen und körperlichen Belastung einhergehen, wurden in dieser Studie primär die prädiktiven Eigenschaften der Beschwerden-Liste (B-LR) und der Befindlichkeits-Skala (Bf-SR) in revidierter Form mittels Regressionsanalysen (linear und hierarchisch) an einer Stichprobe von N = 2504 untersucht. Als abhängiges Kriterium galt die Ausprägung von Angst- und Depressionssymptomen, ermittelt über das Kurzscreening Patient-Health-Questionnaire-4 (PHQ-4). Da vermutet wurde, dass entsprechende Symptome auch einen Einfluss auf die Qualität sozialer Beziehungen des Betroffenen haben und die globale Lebenszufriedenheit beeinflussen, wurden zudem das Quality of Personal Relationships Inventory (QRI) sowie der Fragebogen zur Lebenszufriedenheit (FLZM) eingesetzt. Sowohl B-LR als auch Bf-SR verfügten über alle Altersgruppen und geschlechtsinvariant über hohe prädiktive Eigenschaften. Die Qualität sozialer Beziehung (QRI) eignet sich nicht zur Vorhersage von Angst und Depressionen. Globale Lebenszufriedenheit nimmt in der Altersgruppe 14–74 gegenläufig zum Anstieg von Angst- und Depressionssymptomen signifikant ab, in der Altersgruppe der ⩾ 75-jährigen Männern leistet diese jedoch keinen signifikanten Beitrag zur Varianzaufklärung. Bei den Frauen dieser Altersgruppe geht eine Erhöhung der Lebenszufriedenheit mit der Zunahme von Angst- und Depressionssymptomen einher. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass der Einsatz von B-LR und Bf-SR eine gute Informations- und Handlungsbasis für Forschung und klinische Praxis darstellen. Die unterschiedlichen Tendenzen innerhalb der Analysen zwischen Männern und Frauen weisen auf geschlechtsspezifische Verarbeitungsmechanismen hin. In höherem Alter sollte die Ausprägung von Beschwerden Indikator für die Ermittlung weiterer Ressourcen darstellen, um einen positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit auszuüben.

2020 ◽  
pp. 152483992090275
Author(s):  
Sherrie Wilcox ◽  
Deborah Girasek

Background. To create efficacious interventions for military family caregivers (MFCs), it is important to understand the characteristics and predictors of completers and dropouts of newly developed supportive interventions. Aim. The purpose of this study was to examine completion patterns in MFCs enrolled in an educational intervention feasibility study. Method. Baseline data are presented from MFC completers ( n = 64) and dropouts ( n = 60) of a national feasibility study for an innovative intervention. Measures include depression (Patient Health Questionnaire–2), anxiety (Generalized Anxiety Disorder–7), somatic symptoms (Patient Health Questionnaire–15), quality of life (World Health Organization Quality of Life–Brief), relationship satisfaction (Relationship Assessment Scale), and military care recipient number of injuries. Analysis of variance was used to evaluate differences between completers and dropouts and logistic regression was used to identify predictors of intervention completion. Results. Results indicated that MFCs with greater anxiety, χ2(3) = 10.33, p = .02; depression, χ2(1) = 8.18, p = .004; somatic symptoms, F(1, 106) = 6.26, p = .01; care recipient number of injuries, F(1, 118) = 16.31, p < .001; lower general satisfaction with treatment, F(1, 96) = 4.34, p = .04; and lower satisfaction with accessibility and convenience with treatment, F(1, 89) = 4.18, p = .04, were significantly more likely to complete the intervention. After multivariate analysis, the sole predictor of intervention completion was the number of care recipients’ injuries, χ2(6) = 14.89, N = 77, p < .05. Conclusions. Overall, findings indicate that MFCs who were more “at risk” were more likely to complete the intervention. Findings present patterns of intervention completion and provide insight on areas in need of further investigation on intervention development supporting the needs of MFCs.


2018 ◽  
Vol 27 (4) ◽  
pp. 243-250
Author(s):  
Henry Yuen Foong Lew ◽  
Kelly Ann Zainal

Background: Depression and binge eating contributes to less weight loss after bariatric surgery. The lack of standardized assessment of depression and binge eating in bariatric patients makes it hard to identify and provide treatment to relevant patients. This study aimed to enhance the accuracy of identifying binge eating and depression in bariatric patients before surgery. We determined the agreement of brief screening tools for depression, binge eating and quality of life with established questionnaires used in psychological assessment of bariatric patients. Methods: In total, 120 patients completed both screening tools and established questionnaires before surgery during their psychological assessment sessions. Cohen’s kappa was conducted to determine whether Patient Health Questionnaire-2 agreed with the Beck Depression Inventory II in identifying depression; and if Patient Health Questionnaire-Binge agreed with the Binge Eating Scale in identifying binge eating. To investigate the degree of agreeableness between the RAND 36-Item Health Survey and Moorehead–Ardelt Quality of Life Questionnaire II on quality of life, Bland Altman analysis was performed. Results: Our results show that agreement between Patient Health Questionnaire-2 and Beck Depression Inventory II ( k=0.35) was fair. We found that agreement between Patient Health Questionnaire-Binge and Binge Eating Scale ( k=0.41) was moderate. Conclusions: These results indicate that the respective brief instruments’ identification of depression and binge eating is comparable to established questionnaires. Our results play a role in offering brief screening tools to be included at different points of assessment, together with established questionnaires and clinical interviews for a more accurate and comprehensive assessment.


2010 ◽  
Vol 58 (3) ◽  
pp. 165-171 ◽  
Author(s):  
Ricarda Mewes ◽  
Winfried Rief ◽  
Alexandra Martin ◽  
Heide Glaesmer ◽  
Elmar Brähler

Hintergrund: Gegenüberstellende epidemiologische Studien zur psychischen Gesundheit bei verschiedenen Migrantengruppen in Deutschland fehlen weitgehend. Sie sind jedoch von großer Wichtigkeit, um den Therapiebedarf für diese Gruppen zu bestimmen und Angebote entsprechend auszurichten. Die vorliegende Studie möchte die Ausprägung einer depressiven, somatoformen und angstbezogenen Symptomatik bei osteuropäischen, türkischen und Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion in der Allgemeinbevölkerung miteinander vergleichen und untersuchen, ob es Unterschiede in der Bereitschaft gibt, für verschiedene Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Methode: 43 osteuropäische Migranten (beide Eltern in Polen, Rumänien, Slowakischer Republik, Tschechischer Republik oder Ungarn geboren), 49 Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion (beide Eltern in Russland, Ukraine, Weißrussland oder Kasachstan geboren; Russlanddeutsche Personen fallen auch in diese Gruppe) und 42 Personen mit türkischem Migrationshintergrund wurden mit dem Patient-Health-Questionnaire auf depressive, somatoforme und angstbezogene Symptome untersucht und mit einem Fragebogen zu ihrer Bereitschaft befragt, für verschiedene Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Die Gruppen wurden mit Varianzanalysen unter Kontrolle möglicher konfundierender Variablen miteinander verglichen. Ergebnisse: Unter Kontrolle von Geschlecht, Alter, Partnerschaft und Erwerbstätigkeit zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in depressiver, somatoformer und ängstlicher Symptomatik zwischen den drei Gruppen. Unter Kontrolle für Alter und Geschlecht zeigten sich ebenfalls keine Unterschiede in der Bereitschaft, für verschiedene Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Frauen berichteten mehr somatoforme Beschwerden als Männer und zeigten eine höhere Bereitschaft, einen Arzt zu konsultieren. Diskussion: Es lassen sich keine kulturellen Einflüsse in Bezug auf die psychische Gesundheit und den Umgang mit verschiedenen Beschwerden bei diesen eher gut integrierten Migranten feststellen. Weitere Studien zu dieser Fragestellung mit größeren Stichproben und unter Einbezug schlechter Deutsch sprechender Migranten wären wünschenswert.


2016 ◽  
Vol 64 (1) ◽  
pp. 25-36 ◽  
Author(s):  
Eric Hahn ◽  
Ronald Burian ◽  
Annegret Dreher ◽  
Georg Schomerus ◽  
Michael Dettling ◽  
...  

Zusammenfassung. Studien in der Allgemeinbevölkerung zeigen uneinheitliche Ergebnisse bezüglich häufigerer Somatisierung bei Migranten. Vergleichende Untersuchungen fanden bei depressiven Patienten ostasiatischer Herkunft geringere Angaben von psychologischen Symptomen und häufigere somatische Beschwerden, als bei Patienten westlicher Herkunft. Aufgrund einer geringen Inanspruchnahme psychiatrischer Versorgungsangebote in Deutschland, insbesondere durch vietnamesische Migranten der ersten Generation, existieren bisher keine Studien zu einer psychischen und somatischen Symptomausprägung bei Patienten vietnamesischer Herkunft im Vergleich zu deutschen Patienten ohne Migrationshintergrund. Im Kontext kultursensibler Diagnostik von Migranten in Deutschland wurde als ausreichend messäquivalentes Selbstbeurteilungsinstrument insbesondere der Patient Health Questionnaire bzw. der Gesundheitsfragebogen für Patienten als ein valides und einfach verwendbares Instrument für eine Erfassung von Symptomen und Schweregraden häufiger psychischer Störungen, wie der Depression empfohlen. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden bei 66 vietnamesischen Patientinnen der ersten Generation und 83 deutschen Patientinnen während des erstmaligen psychiatrischen Kontaktes psychische Symptome einer Depression mittels des PHQ-9 und somatische Symptome mittels des PHQ-15 in der jeweiligen Muttersprache erfasst. Für beide Gruppen fand sich für beide Instrumente eine zufriedenstellende interne Konsistenz. Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Herkunft und dem Schweregrad der Ausprägung psychischer depressiver und somatischer Symptome bei diagnostizierter depressiver Episode erfolgte mittels einer multivariaten Analyse. Für die Selbstbeurteilung mittels des PHQ-9 fanden sich keine Gruppenunterschiede hinsichtlich des Gesamtsummenwertes und des Schweregrades psychischer depressiver Symptome. Dagegen berichteten vietnamesische Patientinnen in der Selbstwahrnehmung anhand des PHQ-15 von einem insgesamt höheren Schweregrad von somatischen Symptomen. Insbesondere waren bei depressiven vietnamesischen Patientinnen die Mittelwerte der Einzelitems Kopfschmerzen, Glieder- und Gelenkschmerzen, Schmerzen im Brustbereich sowie Schwindel und Ohnmachtsanfälle gegenüber deutschen Patientinnen deutlich erhöht. Entgegen der Untersuchungshypothese und früherer Studien ging die häufigere Selbstbeurteilung oder Aufmerksamkeit auf somatische Symptome bei vietnamesischen Patientinnen nicht mit einer verminderten Eigenwahrnehmung von psychischen Symptomen einer depressiven Episode anhand des PHQ-9 einher.


2018 ◽  
Author(s):  
Leslie Pertz ◽  
Missy Plegue ◽  
Kathleen Diehl ◽  
Philip Zazove ◽  
Michael McKee

2019 ◽  
Vol 88 (02) ◽  
pp. 95-104
Author(s):  
Dana Churbaji ◽  
Nico Lindheimer ◽  
Laura Schilz ◽  
Kerem Böge ◽  
Shaymaa Abdelmagid ◽  
...  

Zusammenfassung Ziel der Studie Trotz des erheblichen Bedarfs nach einer schnellen und effizienten Diagnostik aufgrund von aktuellen humanitären Krisen in der arabischen Welt, steht bisher keine validierte, hocharabische Version des Mini International Neuropsychiatric Interview (MINI) für die Versorgungsforschung zur Verfügung. Das Ziel der vorliegenden Pilotstudie war es daher, eine Übersetzung und kultursensible Adaptation des MINI ins Hocharabische zur Verfügung zu stellen sowie erste Validierungsversuche in einer arabischsprachigen Geflüchtetenstichprobe vorzunehmen.Methodik An dem mehrstufigen Adaptationsprozess waren mehrere psychiatrisch-psychotherapeutische ExpertInnen beteiligt, die sowohl mit der westlichen als auch der arabischen Kultur vertraut sind. N = 20 arabischsprachige geflüchtete PatientInnen nahmen an der Pilotstudie teil, die an der Clearingstelle der Charité, Universitätsmedizin Berlin rekrutiert werden konnten. Für die Feststellung der Kriteriumsvalidität wurden Diagnosen von ExpertInnen, die gegenüber den MINI Diagnosen ‚verblindet’ waren und Screeninginstrumente für Depression (Patient Health Questionnaire 9, PHQ-9) und die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) (Harvard Trauma Questionnaire, HTQ) herangezogen.Ergebnisse Aufgrund der ausführlichen Dokumentation kann der Prozess der kulturellen Adaptation detailliert nachvollzogen werden. Kappa Werte zeigten keine Übereinstimmung der MINI Diagnosen mit den ExpertInnendiagnosen, jedoch konnten hohe Übereinstimmungen zwischen den MINI Diagnosen und dem PHQ-9 (κ = .69) und dem HTQ (κ = .68) festgestellt werden. Schlussfolgerungen Die Ergebnisse der Pilotstudie werden als erste Hinweise für die Validität der hocharabischen Übersetzung des MINI gewertet und bilden die Grundlage für weitere, ausführliche Validierungsstudien. Darüber hinaus zeigt diese Studie einen Modellprozess für die kulturelle Adaptation psychometrischer Instrumente auf.


2020 ◽  
Author(s):  
Thomas Berger ◽  
Sylvia Meuret ◽  
Christoph Engel ◽  
Mandy Vogel ◽  
Wieland Kiess ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund Eine gesunde Stimme dient uns als Basis für Kommunikation und unverzichtbares Werkzeug in einer modernen Gesellschaft mit einer wachsenden Anzahl an stimmintensiven Berufen. Es gibt Hinweise, dass sich die mittlere Sprechstimmlage von Frauen in den letzten Jahren gesenkt hat und sich im Sinne einer Soziophonie der von Männern annähert. Im Rahmen einer epidemiologischen prospektiven Kohortenstudie sollen die Einflüsse des Alters, soziodemografischer Faktoren und von Persönlichkeitsmerkmalen auf die Sprechstimme von Frauen untersucht werden. Material und Methoden Im Rahmen eines standardisierten Untersuchungsablaufs wurde bei 2478 stimmgesunden weiblichen Teilnehmerinnen zwischen 5 und 83 Jahren die Sprechstimme in 4 unterschiedlichen Intensitätsstufen (leiseste Stimme, Gesprächsstimme, Vortragsstimme und Rufstimme) registriert. Anschließend wurden Assoziationen zwischen den erhobenen Werten für die Frequenz und Lautstärke der unterschiedlichen Intensitätsstufen und dem Lebensalter sowie Befunden aus Fragebögen zur Persönlichkeit (FFFK und BFI-10), zur (mentalen) Gesundheit (Patient-Health-Questionnaire, PHQ) sowie dem sozioökonomischen Status (SES) untersucht. Ergebnisse Es konnten für alle Stimmintensitäten signifikante altersbedingte Einflüsse auf die Sprechstimme gezeigt werden. Für die untersuchten Persönlichkeitsmerkmale zeigten sich signifikant positive Zusammenhänge zwischen der Lautstärke der Ruf- und Vortragsstimme und Extraversion. Für die Frequenz der leisesten Stimme und Gesprächsstimme ergaben sich signifikante Zusammenhänge mit den Persönlichkeitsmerkmalen Extraversion und Verträglichkeit. Während sich bei der Betrachtung der Stimmparameter der Sprechstimme mit dem PHQ keine signifikanten Assoziationen beobachten ließen, zeigte sich, dass der SES einen signifikanten Einfluss sowohl auf die Frequenz als auch auf die Intensität hat. Schlussfolgerung Neben altersbedingten Veränderungen bestätigen sich relevante Einflüsse von Persönlichkeitsmerkmalen und dem SES auf Parameter der Sprechstimme der Frau, die in der klinischen Betreuung von Patientinnen mit Stimmstörungen Berücksichtigung finden sollten.


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