CME: Kardiovaskuläres Screening: Sinn, Unsinn und Bedeutung der Bestimmung von Lipoprotein(a)

Praxis ◽  
2018 ◽  
Vol 107 (4) ◽  
pp. 215-222
Author(s):  
Henriette Jonas ◽  
Wijtske Annema ◽  
Arnold von Eckardstein ◽  
Paolo M. Suter

Zusammenfassung. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die wichtigsten Morbiditäts- und Mortalitätsursachen in der modernen Gesellschaft. Entsprechend hoch ist der Stellenwert der verschiedenen kardiovaskulären Präventionsmassnahmen. Auch wenn die internationalen Empfehlungen geschlechtsspezifisch sind, darf folgende allgemeine Empfehlung zum Lipidscreening formuliert werden: Bei Erwachsenen über 35 Jahren sollte bei Gelegenheit ein Lipidscreening durchgeführt werden. Falls aufgrund der Risikokonstellation ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko vorliegt, soll bereits in der Altersgruppe der 20- bis 35-Jährigen ein präventives Lipidscreening erfolgen. Mit Hilfe der klinischen und laborchemischen Daten wird das kardiovaskuläre Risiko mittels AGLA-Score (oder anderen validierten Scores) berechnet und gegebenenfalls eine Therapieindikation gestellt. Welche Lipidparameter sollten für eine Screeninguntersuchung bestimmt werden? Zum initialen Lipidscreening gehören Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin (direkt bestimmt oder berechnet) und die Triglyzeride (idealerweise nüchtern). Eine immer wiederkehrende Frage ist, ob das Lipoprotein(a), Lp(a), gemessen werden soll und welche Bedeutung und Konsequenz erhöhte Werte haben. Die im Moment herrschende Unklarheit und Unsicherheit «spiegelt» sich sehr deutlich in der Anzahl der Bestimmungen von Lp(a) am Institut für klinische Chemie des Universitätsspitals Zürich wider: Die Messung des Lp(a) wird im Vergleich zum LDL-Cholesterin sehr selten angefordert. In diesem CME wird der Stellenwert der Messung von Lp(a) für den praktisch tätigen Arzt kurz und knapp aufgearbeitet.

2018 ◽  
Vol 47 (11) ◽  
pp. 534-539
Author(s):  
Annely Hinck ◽  
Udo Sechtem

ZusammenfassungEine LDL-Cholesterin Senkung in der Sekundärprophylaxe der koronaren Herzerkrankung wird in allen Leitlinien empfohlen. Angestrebt werden soll ein LDL-Wert < 70 mg/dl oder mindestens eine Halbierung des Werts, wenn das LDL initial < 35 mg/dl betrug. Die aktuellen Studien Daten sprechen für ein LDL-Therapieziel „je niedriger desto besser“.In der Regel erreicht man die Zielwerte mit den zurzeit auf dem Markt verfügbaren Statinen ggf. in Kombination mit Ezetimib. Mit den PCSK9-Antikörpern stehen nun neue Medikamente zur Verfügung, um den angestrebten Zielwert bei unzureichender Wirkung der bisherigen Therapie oder Statin Unverträglichkeit zu erreichen. Bei der Verordnung müssen jedoch gewisse Vorgaben eingehalten werden.Obwohl Lipoprotein (a) wahrscheinlich kausal für die Entwicklung einer Arteriosklerose ist, gibt es derzeit kein Medikament, das kardiovaskuläre Ereignisse bei Senkung des Lipoprotein (a) nachweisbar reduziert. In Einzelfällen kommt eine Lipoprotein-Apherese in Betracht.


Praxis ◽  
2020 ◽  
Vol 109 (3) ◽  
pp. 215-220
Author(s):  
Arnold von Eckardstein

Zusammenfassung. Der Lipidstatus dient vor allem der Abschätzung des Risikos für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ASCVD). LDL-Cholesterin (LDL-C) ist primäres Ziel lipidsenkender Therapien. NonHDL-Cholesterin und Apolipoprotein B sind sekundäre Ziele. Die Europäischen Gesellschaften für Kardiologie und Atherosklerose haben deren therapeutischen Zielwerte für alle Risikogruppen gesenkt. Triglyzeride und HDL-Cholesterin sind ebenfalls für die Risikoschätzung empfohlen, aber keine therapeutischen Ziele. Lipoprotein(a) ist ein stark genetisch determinierter ASCVD-Risikofaktor und beinhaltet einen therapeutisch unbeeinflussbaren Teil des LDL-C. Die Qualität der Labordiagnostik aller Lipid-Risikofaktoren ist wegen zu grosser Methodenabhängigkeit und im Hinblick auf die Indikation neuer und teurer lipidmodifizierender Therapien verbesserungsbedürftig.


2020 ◽  
Vol 9 (04) ◽  
pp. 370-375
Author(s):  
Romy Langhammer ◽  
Ulrich Laufs

ZusammenfassungAuf der Suche nach weiteren behandelbaren kardiovaskulären Risikofaktoren rückte das Lipoprotein(a) – Lp(a) – in den letzten Jahren in den wissenschaftlichen Fokus. Lp(a) ist ein genetischer, unabhängiger und vermutlich kausaler Marker für Atherosklerose und kalzifizierende Aortenklappenstenose. Sein proatherogenes, prothrombotisches und proinflammatorisches Wirkprofil bedingt eine hohe Pathogenität. Die Definition einer Lp(a)-Hyperlipoproteinämie ist komplex, da verschiedene Messverfahren im Einsatz sind und Grenzwerte für pathologische Lp(a)-Serumkonzentrationen kontrovers diskutiert werden. Aktuell steht nur das invasive Verfahren der Lipoproteinapherese zur Verfügung, mit der Lp(a) moderat gesenkt werden kann. Die in der Phase III befindlichen Lp(a)RNA-Inhibitoren stellen einen wesentlich spezifischeren und potenteren Therapieansatz dar. Laufende randomisierte Endpunktstudien mit diesen Medikamenten werden erheblich zum Verständnis der pathophysiologischen Bedeutung von Lp(a) unabhängig vom LDL-Cholesterin beitragen.


2005 ◽  
Vol 62 (9) ◽  
pp. 611-613 ◽  
Author(s):  
Schärer ◽  
Schulthess

Der Eidotter ist das Lebensmittel mit dem höchsten Cholesteringehalt. Die tägliche Zufuhr von einem Hühnerei erhöht das LDL-Cholesterin im Serum um 0.10 mmol/l. Bei gesunden Menschen und westlicher Ernährung findet sich keine Korrelation zwischen Eierkonsum und kardiovaskulärem Risiko. Bei Diabetikern hingegen wurde ein signifikanter Anstieg des Risikos ab 5–7 Eiern pro Woche beobachtet. Es zeigt sich erneut, dass vielmehr das Ernährungsmuster denn eine einzelne Komponente der Nahrung das kardiovaskuläre Risiko beeinflusst. Das Ei – reich an Proteinen, ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen und Mineralstoffen – soll Teil unserer Ernährung sein, und es lässt sich keine generelle Empfehlung für eine obere Grenze der Eierzufuhr begründen. Damit soll nicht ein unausgewogen hoher Eierkonsum propagiert werden – eine kardioprotektive Ernährung ist vielmehr durch hohe Variabilität bei reichlicher Zufuhr von Früchten, Gemüsen und komplexen Kohlenhydraten charakterisiert.


2020 ◽  
Vol 18 (06) ◽  
pp. 234-240
Author(s):  
Ulrich Julius

ZUSAMMENFASSUNGIn dieser Übersicht wird der gegenwärtige Kenntnisstand zu Erhöhungen der Lipoproteinkonzentrationen bei Menschen mit Diabetes im Hinblick auf die Prognose in 3 Kategorien dargestellt: Entwicklung von kardiovaskulären Ereignissen, akute Pankreatitis, Neuauftreten eines Diabetes. Triglyzeridanstiege sind sehr wahrscheinlich atherogen. Exzessiv erhöhte Triglyzeridspiegel werden im Rahmen eines Chylomikronämie-Syndroms beobachtet, das akute Pankreatitiden induzieren kann. Im Fokus steht bei Diabetespatienten LDL-Cholesterin, das auch bei einer leichten Anhebung das Risiko für Arteriosklerose erhöht, zumal die LDL-Partikel chemisch modifiziert sein können. Hier stehen als Therapieoptionen Statine, aber auch Ezetimib und PCSK9-Inhibitoren und als ultima ratio eine Lipoproteinapherese zur Verfügung. Die jüngsten internationalen Richtlinien der ESC/EAS haben die LDL-Cholesterin-Zielwerte deutlich herabgesetzt. Es wird die Relevanz der Parameter Non-HDL-Cholesterin und Apolipoprotein B diskutiert. Eine zunehmend größere Bedeutung als Risikofaktor hat der Lipoprotein(a)-Spiegel. Triglyzeriderhöhungen sind mit dem Neuauftreten eines Diabetes verknüpft, während dies bei hohen Lipoprotein(a)-Spiegeln eher nicht der Fall ist.


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