Lipoprotein(a): Behandlung eines unterschätzten kardiovaskulären Risikomarkers

2020 ◽  
Vol 9 (04) ◽  
pp. 370-375
Author(s):  
Romy Langhammer ◽  
Ulrich Laufs

ZusammenfassungAuf der Suche nach weiteren behandelbaren kardiovaskulären Risikofaktoren rückte das Lipoprotein(a) – Lp(a) – in den letzten Jahren in den wissenschaftlichen Fokus. Lp(a) ist ein genetischer, unabhängiger und vermutlich kausaler Marker für Atherosklerose und kalzifizierende Aortenklappenstenose. Sein proatherogenes, prothrombotisches und proinflammatorisches Wirkprofil bedingt eine hohe Pathogenität. Die Definition einer Lp(a)-Hyperlipoproteinämie ist komplex, da verschiedene Messverfahren im Einsatz sind und Grenzwerte für pathologische Lp(a)-Serumkonzentrationen kontrovers diskutiert werden. Aktuell steht nur das invasive Verfahren der Lipoproteinapherese zur Verfügung, mit der Lp(a) moderat gesenkt werden kann. Die in der Phase III befindlichen Lp(a)RNA-Inhibitoren stellen einen wesentlich spezifischeren und potenteren Therapieansatz dar. Laufende randomisierte Endpunktstudien mit diesen Medikamenten werden erheblich zum Verständnis der pathophysiologischen Bedeutung von Lp(a) unabhängig vom LDL-Cholesterin beitragen.

2018 ◽  
Vol 47 (11) ◽  
pp. 534-539
Author(s):  
Annely Hinck ◽  
Udo Sechtem

ZusammenfassungEine LDL-Cholesterin Senkung in der Sekundärprophylaxe der koronaren Herzerkrankung wird in allen Leitlinien empfohlen. Angestrebt werden soll ein LDL-Wert < 70 mg/dl oder mindestens eine Halbierung des Werts, wenn das LDL initial < 35 mg/dl betrug. Die aktuellen Studien Daten sprechen für ein LDL-Therapieziel „je niedriger desto besser“.In der Regel erreicht man die Zielwerte mit den zurzeit auf dem Markt verfügbaren Statinen ggf. in Kombination mit Ezetimib. Mit den PCSK9-Antikörpern stehen nun neue Medikamente zur Verfügung, um den angestrebten Zielwert bei unzureichender Wirkung der bisherigen Therapie oder Statin Unverträglichkeit zu erreichen. Bei der Verordnung müssen jedoch gewisse Vorgaben eingehalten werden.Obwohl Lipoprotein (a) wahrscheinlich kausal für die Entwicklung einer Arteriosklerose ist, gibt es derzeit kein Medikament, das kardiovaskuläre Ereignisse bei Senkung des Lipoprotein (a) nachweisbar reduziert. In Einzelfällen kommt eine Lipoprotein-Apherese in Betracht.


Author(s):  
G. M. Oremek ◽  
K. Passek ◽  
J. Dröge ◽  
F. Holzgreve ◽  
D. Ohlendorf

ZusammenfassungDie vorliegende Übersicht zum Biomarker „Lipoprotein(a) – Lp(a)“ wird im Rahmen der Serie Diagnostika des Zentralblatts für Arbeitsmedizin, Arbeitsschutz und Ergonomie publiziert, die sich mit dem immer häufigeren Gebrauch der Bestimmung von spezifischen Markern bei sog. Manager-Vorsorgen und Check-up-Untersuchungen beschäftigt. Lipoprotein(a), Lp(a), eignet sich grundsätzlich nicht für solche Vorsorgen, sondern ist ein Marker zur Risikoabschätzung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Hier zeigt dieser eine hohe Sensitivität und Spezifität, wobei der Marker aber auf keinen Fall als Screeningparameter zur Frühdiagnostik eingesetzt werden sollte.


2007 ◽  
Vol 27 (05) ◽  
pp. 351-355 ◽  
Author(s):  
K. Huber ◽  
K. Schrör

ZusammenfassungMit Einführung der Thienopyridine, insbesondere des Clopidogrels, standen erstmals oral wirksame therapeutische Alternativen zu Azetylsalizylsäure (ASS) als Antiplättchensubstanzen zur Verfügung. Trotz guter klinischer Wirksamkeit zeigte sich mit zunehmendem Gebrauch aber auch, dass Clopidogrel eine hohe interindividuelle Variabilität der Antiplättchenwirkung aufweist, die wahrscheinlich auch therapierelevant ist. Eine solche unzureichende Plättchenfunktionshemmung tritt nach Ergebnissen von ex vivo Labortesten bei ca. 20–30% der behandelten Patienten auf. Prasugrel ist ein neues, oral wirksames Thienopyridin, das ein ähnliches Wirkungsspektrum wie Clopidogrel aufweist. Wie Clopidogrel ist auch Prasugrel ein Prodrug, aus dem der aktive Metabolit in der Leber über Zytochrome entsteht. Allerdings scheinen verschiedene Zytochrome in unterschiedlichem Ausmaß an der Bioaktivierung von Clopidogrel und Prasugrel beteiligt zu sein.Die Pharmakodynamik von Prasugrel entspricht qualitativ der von Clopidogrel. So hemmt auch Prasugrel bzw. der daraus entstehende aktive Metabolit R-138727 irreversibel den P2Y12-Rezeptor für ADP. Ähnlich wie Clopidogrel – aber im Gegensatz zu ASS – beeinflusst auch Prasugrel nicht den Arachidonsäurestoffwechsel. Dies führt zu synergistischen Antiplättchenwirkungen mit ASS als Inhibitor der Thromboxansynthese sowie mit Prostazyklin als Stimulator der Plättchen-cAMP-Bildung.Prasugrel wirkt oral rascher und stärker als Clopidogrel. Dies erlaubt eine geringere Dosierung trotz vergleichbarer in vitro Aktivität des aktiven Metaboliten. Diese pharmakodynamischen Vorzüge von Prasugrel im Vergleich zu Clopidogrel beruhen vor allem auf der Pharmakokinetik, die zu einem höheren Anteil des aktiven Metaboliten führt. Die Umsetzungsrate in den aktiven Metaboliten beträgt bei Clopidogrel nur etwa 10–15%. Klinisch lassen sich durch Prasugrel eine höhere therapeutische Effektivität und eine Verminderung von Resistenzen erwarten. Inwieweit dies mit einer erhöhten Rate von Blutungskomplikationen einhergeht, wird eine klinische Phase-III-Studie bei PCI-Patienten zeigen, deren erste Ergebnisse noch in diesem Jahr erwartet werden.


2005 ◽  
Vol 62 (9) ◽  
pp. 647-650 ◽  
Author(s):  
Keller ◽  
Rastalsky

Diäten mit niedrigem Kohlenhydratgehalt («Low-Carb»-Diäten) sind in den letzten Jahren in angelsächsischen Ländern in Mode gekommen, nachdem kontrollierte Studien im Vergleich zu fettarmen Diäten eine 3–6 kg stärkere Gewichtsabnahme zeigten. Allerdings waren die Unterschiede nur in den ersten sechs Monaten, nicht aber nach zwölf Monaten statistisch signifikant. Die Gründe für die spezifische gewichtsreduzierende Wirkung dieser Diäten sind in der initialen Phase ein Wasserverlust. Später spielen mehre Faktoren, wie eine beschränkte Nahrungsmittelauswahl, die sättigende Wirkung der reichlich konsumierten Proteine und die appetithemmende Wirkung der Ketose eine Rolle. Die kontrollierten Studien zeigten auch, dass das LDL-Cholesterin nicht anstieg, ja es wurde sogar eine günstige Zunahme des HDL-C und eine Abnahme der Serumtriglyzeride beobachtet. Auch wenn diese Diäten offenbar über beschränkte Zeit «funktionieren», sind sie problematisch, da eine hohe Proteineinnahme oft mit einer erhöhten Zufuhr von gesättigten Fetten einhergeht, zudem die Aufnahme von pflanzlichen Schutzstoffen (Antioxidantien und wasserlösliche Vitamine) und von Nahrungsfasern gering ist. Damit ist ihre präventive Wirkung auf atherosklerotische Erkrankungen, auf Hypertonie, Diabetes und nahrungsabhängige Krebsformen fraglich. Zudem verleiden «Low-Carb»-Diäten auf Dauer und führen zu ernährungsmäßigem Außenseitertum. Sie sind aus all diesen Gründen deshalb grundsätzlich abzulehnen. Sinnvolle Ernährungsformen bei Adipositas sollten zeitlich unbeschränkt durchgeführt werden können und mit mehr körperlicher Bewegung und Verhaltenstherapie kombiniert werden.


Praxis ◽  
2018 ◽  
Vol 107 (4) ◽  
pp. 215-222
Author(s):  
Henriette Jonas ◽  
Wijtske Annema ◽  
Arnold von Eckardstein ◽  
Paolo M. Suter

Zusammenfassung. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind nach wie vor die wichtigsten Morbiditäts- und Mortalitätsursachen in der modernen Gesellschaft. Entsprechend hoch ist der Stellenwert der verschiedenen kardiovaskulären Präventionsmassnahmen. Auch wenn die internationalen Empfehlungen geschlechtsspezifisch sind, darf folgende allgemeine Empfehlung zum Lipidscreening formuliert werden: Bei Erwachsenen über 35 Jahren sollte bei Gelegenheit ein Lipidscreening durchgeführt werden. Falls aufgrund der Risikokonstellation ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko vorliegt, soll bereits in der Altersgruppe der 20- bis 35-Jährigen ein präventives Lipidscreening erfolgen. Mit Hilfe der klinischen und laborchemischen Daten wird das kardiovaskuläre Risiko mittels AGLA-Score (oder anderen validierten Scores) berechnet und gegebenenfalls eine Therapieindikation gestellt. Welche Lipidparameter sollten für eine Screeninguntersuchung bestimmt werden? Zum initialen Lipidscreening gehören Gesamtcholesterin, HDL-Cholesterin, LDL-Cholesterin (direkt bestimmt oder berechnet) und die Triglyzeride (idealerweise nüchtern). Eine immer wiederkehrende Frage ist, ob das Lipoprotein(a), Lp(a), gemessen werden soll und welche Bedeutung und Konsequenz erhöhte Werte haben. Die im Moment herrschende Unklarheit und Unsicherheit «spiegelt» sich sehr deutlich in der Anzahl der Bestimmungen von Lp(a) am Institut für klinische Chemie des Universitätsspitals Zürich wider: Die Messung des Lp(a) wird im Vergleich zum LDL-Cholesterin sehr selten angefordert. In diesem CME wird der Stellenwert der Messung von Lp(a) für den praktisch tätigen Arzt kurz und knapp aufgearbeitet.


Praxis ◽  
2020 ◽  
Vol 109 (3) ◽  
pp. 215-220
Author(s):  
Arnold von Eckardstein

Zusammenfassung. Der Lipidstatus dient vor allem der Abschätzung des Risikos für atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ASCVD). LDL-Cholesterin (LDL-C) ist primäres Ziel lipidsenkender Therapien. NonHDL-Cholesterin und Apolipoprotein B sind sekundäre Ziele. Die Europäischen Gesellschaften für Kardiologie und Atherosklerose haben deren therapeutischen Zielwerte für alle Risikogruppen gesenkt. Triglyzeride und HDL-Cholesterin sind ebenfalls für die Risikoschätzung empfohlen, aber keine therapeutischen Ziele. Lipoprotein(a) ist ein stark genetisch determinierter ASCVD-Risikofaktor und beinhaltet einen therapeutisch unbeeinflussbaren Teil des LDL-C. Die Qualität der Labordiagnostik aller Lipid-Risikofaktoren ist wegen zu grosser Methodenabhängigkeit und im Hinblick auf die Indikation neuer und teurer lipidmodifizierender Therapien verbesserungsbedürftig.


2020 ◽  
Vol 18 (06) ◽  
pp. 234-240
Author(s):  
Ulrich Julius

ZUSAMMENFASSUNGIn dieser Übersicht wird der gegenwärtige Kenntnisstand zu Erhöhungen der Lipoproteinkonzentrationen bei Menschen mit Diabetes im Hinblick auf die Prognose in 3 Kategorien dargestellt: Entwicklung von kardiovaskulären Ereignissen, akute Pankreatitis, Neuauftreten eines Diabetes. Triglyzeridanstiege sind sehr wahrscheinlich atherogen. Exzessiv erhöhte Triglyzeridspiegel werden im Rahmen eines Chylomikronämie-Syndroms beobachtet, das akute Pankreatitiden induzieren kann. Im Fokus steht bei Diabetespatienten LDL-Cholesterin, das auch bei einer leichten Anhebung das Risiko für Arteriosklerose erhöht, zumal die LDL-Partikel chemisch modifiziert sein können. Hier stehen als Therapieoptionen Statine, aber auch Ezetimib und PCSK9-Inhibitoren und als ultima ratio eine Lipoproteinapherese zur Verfügung. Die jüngsten internationalen Richtlinien der ESC/EAS haben die LDL-Cholesterin-Zielwerte deutlich herabgesetzt. Es wird die Relevanz der Parameter Non-HDL-Cholesterin und Apolipoprotein B diskutiert. Eine zunehmend größere Bedeutung als Risikofaktor hat der Lipoprotein(a)-Spiegel. Triglyzeriderhöhungen sind mit dem Neuauftreten eines Diabetes verknüpft, während dies bei hohen Lipoprotein(a)-Spiegeln eher nicht der Fall ist.


2011 ◽  
Vol 02 (06) ◽  
pp. 294-295
Author(s):  
Alexander Kretzschmar

Tasquinimod (TASQ, ABR-215050) ist ein Molekül mit einem neuartigen Wirkmechanismus, das immunsuppressive und gefäßneubildende Mechanismen unterdrückt, aber die Wundheilung nicht beeinflussen soll. Zielsubstanz ist das Protein S100A9, dem eine hohe Aussagekraft beim Prostatakarzinom zugeschrieben wird. Nach einer erfolgreichen Phase-II-Studie wird die Substanz jetzt in einer Phase-III-Studie untersucht.


2007 ◽  
Vol 27 (04) ◽  
pp. 282-289 ◽  
Author(s):  
D. Kubitza ◽  
F. Misselwitz ◽  
E. Perzborn
Keyword(s):  
Phase Ii ◽  

ZusammenfassungRivaroxaban (Xarelto®), ein neuartiger oraler, direkter Faktor-Xa-Hemmer, ist in klinischer Entwicklung zur Prävention und Behandlung thromboembolischer Erkrankungen. Rivaroxaban hemmt die Clot-assoziierte und die freie Faktor-Xa-Aktivität, die Prothrombinase, und die Thrombinbildung. In Tiermodellen verhinderte Rivaroxaban die Bildung und das Wachstum venöser und arterieller Thromben. Rivaroxaban hat eine hohe orale Bioverfügbarkeit, schnellen Wirkeintritt und vorhersagbare Pharmakokinetik. In Phase-II-Studien zur Prävention venöser Thromboembolien (VTE) nach großen orthopädischen Operationen und zur Behandlung tiefer Venenthrombosen war Rivaroxaban wirksam und gut verträglich. In einer Phase-III-Studie zeigte Rivaroxaban höhere Wirksamkeit als Enoxaparin zur Vorbeugung von VTEs bei Kniegelenkersatzoperationen bei vergleichbar niedrigen Blutungsraten. Rivaroxaban wird zudem zur Therapie und Sekundärprävention von VTEs, zur Schlaganfallprophylaxe bei Vorhofflimmern und zur Sekundärprävention bei Patienten mit akutem Koronarsyndrom geprüft. Rivaroxaban ist eine vielversprechende Alternative zur aktuellen Therapie mit Antikoagulanzien bei thromboembolischen Erkrankungen.


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