Zusammenfassung
Zielsetzung Minimalinvasive Eingriffe im Bereich der Leberchirurgie werden aufgrund des intraoperativ geringeren Blutverlustes, der verringerten postoperativen Morbidität sowie der verkürzten Aufenthaltsdauer im Vergleich zur offenen Leberchirurgie immer häufiger durchgeführt. Bei primären Lebertumoren erscheinen exakte Resektionsränder als vorteilhaft, stellen allerdings eine Herausforderung in der minimalinvasiven Technik dar. In diesem Fallbericht zielten wir darauf ab, die chirurgische Präzision durch Kombination des Glissonean Pedicle Approach mit intraoperativer Fluoreszenzfärbung zu erhöhen.
Indikation Eine 73-jährige Patientin mit einer CHILD-A-Leberzirrhose durch eine chronische Hepatitis-C-Infektion wurde mit erhöhten Werten des Tumormarkers Alphafetoprotein (792 ng/ml) unserer Klinik vorgestellt. Die Verdachtsdiagnose eines einzelnen hepatozellulären Karzinoms (HCC) mit einer Größe von 2,2 cm in den Segmenten 6/7 wurde mittels Schnittbildgebung bestätigt. Entsprechend der Empfehlung des Tumorboards wurde eine anatomische posterolaterale Resektion entsprechend dem Glissonean Pedicle Approach geplant.
Methode Die Patientin wurde in französischer Position gelagert. Nach der Mobilisierung der rechten Leber wurde der posterolaterale Pedikel identifiziert und ligiert. Anschließend wurde Indocyaningrün (ICG) in einer Dosierung von 0,2 mg/kg Körpergewicht intravenös injiziert. Das perfundierte Parenchym der Segmente I–V und VIII färbte sich grün, während die nicht perfundierten posterolateralen Segmente VI und VII ungefärbt blieben. Die Transsektionslinie wurde unter ICG-Bildgebung markiert und zeigte den Übergang des posterolateralen zum anteromedialen Sektor an. Die Dissektion des Parenchyms wurde unter intermittierender ICG-gesteuerter Bildgebung durchgeführt. Die histopathologische Untersuchung des Resektats bestätigte eine R0-Resektion eines gut differenzierten HCC in einer zirrhotischen Leber (Grad 4). Die Patientin konnte am 6. postoperativen Tag nach unkompliziertem Verlauf aus dem Krankenhaus entlassen werden und war in der Verlaufskontrolle nach 6
Monaten nachweislich tumorfrei.
Schlussfolgerung Als zusätzliches intraoperatives Hilfsmittel ermöglicht die ICG-Bildgebung die Visualisierung von Segment- und Sektorgrenzen und erlaubt damit eine präzise anatomische Resektion. Weitere prospektive Studien sind nötig, um den Mehrwert dieser Technik zu evaluieren, insbesondere im Hinblick auf die Rate der R0-Resektionen.