scholarly journals Entwicklung von Schutzkonzepten gegen (sexuelle) Gewalt im medizinisch-‌therapeutischen Bereich

2021 ◽  
Vol 30 (4) ◽  
pp. 227-235
Author(s):  
Ulrike Hoffmann ◽  
Jörg M. Fegert ◽  
Elisa König ◽  
Anna Maier ◽  
Maik Herberhold

Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Bekannt gewordene Fälle von (sexuellen) Übergriffen in Institutionen sowie Befragungsergebnisse zeigen, dass es auch in medizinischen Einrichtungen Fälle von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche gibt. Fragestellung: Im Kontext von Krankenbehandlung liegen systemische Risikofaktoren für Übergriffe vor. Es ist deshalb wichtig, dass sich medizinische Einrichtungen mit dieser Problematik auseinandersetzen und Schutzkonzepte entwickeln. Methode: Es wird ein Überblick über Risikofaktoren sowie die Elemente von Schutzkonzepten gegeben. Ergebnisse: Ein Schutzkonzept ist ein System von Maßnahmen, die für einen besseren Schutz vor (sexuellen) Übergriffen in der Institution sorgen. Diskussion und Schlussfolgerung: Es ist notwendig, dass es in Institutionen eine klare Haltung gegen (sexuelle) Gewalt gibt. Die Erarbeitung eines Schutzkonzeptes trägt zur (Weiter–) Entwicklung dieser Haltung bei und erhöht das Sicherheitsgefühl der Fachkräfte zum Vorgehen im konkreten Fall.

2021 ◽  
Vol 30 (4) ◽  
pp. 205-207
Author(s):  
Jörg M. Fegert ◽  
Ulrike Hoffmann

Zusammenfassung. Die Auseinandersetzung mit Fällen von (sexualisierter) Gewalt gegen Kinder und Jugendliche sowie die Entwicklung von Schutzkonzepten war in den Institutionen des medizinisch-therapeutischen Bereiches über lange Zeit ein eher marginalisiertes Thema. Mit der Verankerung der Verpflichtung zur Erstellung von Schutzkonzepten gegen (sexualisierte) Gewalt in der Qualitätsmanagement-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) müssen sich jedoch nun alle Kliniken und Praxen dieser Thematik stellen. Der vorliegende Themenschwerpunkt gibt einen Überblick über Daten und Zahlen (sexueller) Übergriffe gegen Kinder und Jugendliche in medizinischen Institutionen und beschäftigt sich mit den Ursachen von Übergriffen durch Angehörige der Heilberufe sowie den daraus folgenden notwendigen Interventionen. Weiteres Thema ist die Entwicklung von Schutzkonzepten gegen (sexuelle) Gewalt. Es werden Hinweise zum Aufbau sowie zur praktischen Umsetzung im klinischen und ambulanten Bereich gegeben.


Author(s):  
Katharina Hellwig ◽  
Christoph Kröger ◽  
Stefanie Franke ◽  
Matthias Wehrmeyer ◽  
Nina Heinrichs

Zusammenfassung. Fragestellung: Die deskriptive Untersuchung von Anträgen auf Opferentschädigung für Kinder und Jugendliche sowie der soziodemografischen und traumaspezifischen Daten der Betroffenen. Methodik: Eine Analyse von 100 Akten der Opferentschädigung von Kindern und Jugendlichen mittels eines selbstentwickelten Kategoriensystems. Ergebnisse: Die Akten beinhalten ausschließlich interpersonelle Traumata, wovon 59 % Typ-II-Traumata sind. Die häufigste Gewaltform ist sexuelle Gewalt. Die Täter sind überwiegend Personen aus dem häuslichen Umfeld. Bei 79 % der Opfer wurden psychische Störungen diagnostiziert, am häufigsten die Posttraumatische Belastungsstörung. Schlussfolgerungen: Sexuell missbrauchte Kinder und Jugendliche machen einen Großteil der Zielgruppe von kinder- und jugendpsychotherapeutischen Traumaambulanzen nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG) aus. Solche Traumaambulanzen sollten demnach eine spezifische Expertise in der psychotherapeutischen Behandlung dieser Kinder und Jugendlichen anbieten.


2014 ◽  
Vol 6 (1) ◽  
pp. 167-176 ◽  
Author(s):  
Martin Wazlawik ◽  
Arne Dekker ◽  
Anja Henningsen ◽  
Alexandra Retkowski

2021 ◽  
Author(s):  
Patrizia Richter ◽  
Marco Baz Bartels ◽  
Matthias Kieslich

Zusammenfassung Hintergrund Sexueller Missbrauch ist bei Kindern schwierig zu diagnostizieren und stellt eine erhebliche Herausforderung für alle beteiligten Fachdisziplinen einer medizinischen Kinderschutzambulanz dar. Die vorliegende Arbeit zeigt Fallkonstellationen und die zu verwendende Diagnostik, um ein Verdachtsmoment zu erhärten oder nachzuweisen. Patienten und Methode Die Studie erfolgte retrospektiv anhand der Patientendokumentation von 210 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 4 Monaten und 18 Jahren, die mit Verdacht auf sexuellen Missbrauch im Zeitraum von 2010 bis 2015 in der Kinderschutzambulanz Frankfurt am Main vorgestellt wurden. 173 Fälle wurden detaillierter analysiert. Mit Hilfe von standardisierten Erfassungsbögen wurden die Fälle analysiert und die Verdachtsmomente bezüglich ihrer Signifikanz beurteilt. Ergebnisse Insgesamt wurden 173 Kinder und Jugendliche mit Verdacht auf sexuellen Missbrauch detailliert analysiert. Der Großteil dieser Kinder und Jugendlichen war weiblich und unter 10 Jahre alt. Häufig wurde der Vater des Kindes im Rahmen von Trennungssituationen oder Sorgerechtsstreits der Eltern des sexuellen Missbrauchs beschuldigt. Vor allem die eigenanamnestischen Angaben der Patientinnen und Patienten hatten in 60% für die Erhärtung der Verdachtsmomente Bedeutung. Die Einschätzung gelang umso sicherer, wenn der mutmaßliche Täter nicht dem engen Familienkreis angehörte und wenn andere Formen körperlicher Gewalt assoziiert vorlagen. Schlussfolgerung Die Studie zeigt, dass der gynäkologische bzw. anogenitale Untersuchungsbefund relativ wenig Bedeutung für die Erhärtung eines Verdachts auf sexuellen Missbrauch hat. Viel mehr unterstreichen die Ergebnisse den Stellenwert weiterer diagnostischer Maßnahmen, insbesondere die anamnestische und psychologische Evaluation.


Pflege ◽  
2007 ◽  
Vol 20 (6) ◽  
pp. 331-336 ◽  
Author(s):  
Sabine Metzing ◽  
Wilfried Schnepp

Kinder und Jugendliche, die mit chronisch kranken Eltern aufwachsen und zusätzlich in deren Pflege involviert sind, können in ihrer gesamten Entwicklung nachhaltig beeinträchtigt werden. Die vorliegende Literaturstudie ist Teil einer Studie, deren Ziel es ist, Grundlagen für spezifische Unterstützungsangebote für pflegende Kinder in Deutschland zu erarbeiten. In Publikationen der letzten 15 Jahre wurde Fragen nach Auswirkungen einer Pflegerolle auf Kinder sowie nach dem Erleben einer elterlichen Erkrankung nachgegangen. Pflegende Kinder erfahren sowohl negative als auch positive Auswirkungen im Zusammenhang mit ihrer Pflegerolle. Allerdings lässt sich schwer unterscheiden, welchen spezifischen Einfluss die Übernahme pflegerischer Tätigkeiten über die allgemeinen Wirkungen der elterlichen Erkrankung per se hinaus hat. Als positive Folgen werden ein gesteigertes Selbstwertgefühl, frühe Reife, Schaffung von Identität, eine besonders enge Beziehung zu den Eltern wie auch das Gefühl, gut auf das Leben vorbereitet zu sein, beschrieben. Negative Folgen werden für die gesamte körperliche, psychosoziale und schulische Entwicklung der Kinder sichtbar. Jedoch nicht jedes pflegende Kind erfährt negative Auswirkungen seiner Rolle, und nicht jedes Kind, das mit chronisch kranken Eltern aufwächst, nimmt zwangsläufig Schaden. Dennoch verweisen die Ergebnisse auf Handlungsbedarf, um Spätfolgen für Kinder zu verhindern. Bei der Planung von Hilfsangeboten gilt es, die gesamte Familie zu integrieren und neben der Unterstützung der Kinder auch die Eltern zu stabilisieren.


Author(s):  
Elke Wriedt ◽  
Anja Wiberg ◽  
Vehbi Sakar ◽  
Michele Noterdaeme

Einleitung: Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über psychiatrische Störungen, komorbide somatische Erkrankungen, psychosoziale Belastungsfaktoren sowie psychosoziale Anpassung von Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung, die durch den Mobilen kinder- und jugendpsychiatrischen Dienst des Heckscher Klinikums behandelt wurden. Methodik: Die Befunde von 257 psychiatrisch auffälligen Kindern und Jugendlichen mit Intelligenzminderung wurden ausgewertet. Ergebnisse: In den betreuten ambulanten und teilstationären Einrichtungen waren ca. 14 %, im Wohnheimbereich über 40 % der Kinder und Jugendlichen mit intellektueller Behinderung psychiatrisch auffällig. Der Schwerpunkt der gestellten Diagnosen lag bei den Anpassungsstörungen, hyperkinetischen Störungen, Störungen des Sozialverhaltens, emotionalen Störungen sowie tiefgreifenden Entwicklungsstörungen. Die untersuchten Patienten, insbesondere mit schwerer Intelligenzminderung, wiesen ein großes Spektrum an zusätzlichen körperlichen Erkrankungen und Behinderungen auf und waren in ihrer psychosozialen Anpassung schwer beeinträchtigt. Schlussfolgerungen: Anhand der vorliegenden Zahlen lässt sich der große Bedarf nach psychiatrischer Versorgung in den Einrichtungen für Kinder und Jugendliche mit Intelligenzminderung belegen. Die Entwicklung integrativer, multidimensionaler und multiprofessioneller Behandlungsmodelle, die die besonderen Bedürfnisse der jungen Menschen mit Intelligenzminderung bzw. Mehrfachbehinderung berücksichtigen, ist dringend erforderlich.


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