Zusammenfassung
Hintergrund Für den Beruf des Physiotherapeuten sind fachliche Kompetenzen nötig, z. B. Fakten- und Handlungswissen. In Deutschland werden diese in einer Berufsausbildung, einem berufsbegleitenden, dualen oder primärqualifizierenden Studium vermittelt. Ebenfalls als erfolgskritisch gelten außerfachliche Kompetenzen, z. B. Freude an der Arbeit mit Menschen. Forschungsbefunde aus der Arbeits- und Organisationspsychologie zeigen, dass eine gute Passung von Berufstätigen zu ihrer Arbeitsstelle (Person-Job-Fit) mit positiven Effekten für die Berufstätigen sowie für Bildungsträger und Arbeitgeber einhergehen kann.
Ziel Es wurde der Frage nachgegangen, ob sich (angehende) Physiotherapeuten in ihrer Persönlichkeitsstruktur, d. h. in außerfachlichen Kompetenzen, von der Allgemeinbevölkerung unterscheiden. Es wurde erwartet, dass ein Selbstselektionseffekt auftritt, d. h., dass den Bewerbern Stellenanforderungen bekannt sind und sie sich für eine Bewerbung entscheiden, wenn diese ihren Bedürfnissen und Interessen entsprechen.
Methode Erhebung von Daten aus fünf Physiotherapieschulen in privater Trägerschaft. Die Auszubildenden (N = 256) wurden anschließend anhand zweier Persönlichkeitsfragebögen, die zentrale Persönlichkeitsdispositionen und Motive erfassen, mit einer repräsentativen Stichprobe der Allgemeinbevölkerung verglichen.
Ergebnisse Es wurden signifikante Unterschiede zwischen beiden Stichproben gefunden, die mit den im Berufsbild beschriebenen Anforderungen korrespondieren. Die Auszubildenden zeigten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung höhere Ausprägungen bei den Motiven „Sozialkontakte“, „Extraversion“, „Verträglichkeit“, „Soziales Engagement“ und „Bewegung“ sowie niedrigere Ausprägungen beim Motiv „Revanche“.
Schlussfolgerung Auf der Grundlage der Ergebnisse empfehlen wir, dass außerfachliche Kompetenzen in Personalauswahlprozessen berücksichtig werden sollten.