Soziale Ängste im klinischen Hochrisikostadium für Psychosen

2018 ◽  
Vol 87 (05) ◽  
pp. 284-297
Author(s):  
Theresa Katharina Haidl ◽  
Marlene Rosen ◽  
Stephan Ruhrmann ◽  
Joachim Klosterkötter

ZusammenfassungIn den letzten Jahren wird zunehmend über die Komorbidität von schizophrenen Störungen mit Angsterkrankungen berichtet. So wurde bei Patienten mit einer Störung aus dem Schizophrenie-Spektrum in 38,3 % eine Angsterkrankung und darunter mit 14,9 % am häufigsten eine soziale Phobie (SP) gefunden. Gerade sozialer Angst kommt bei Patienten mit Psychose eine besondere Bedeutung zu, weil sie sich oft mit Depressivität verbindet und zur Entstehung von psychosozialen Behinderungen beitragen kann. Auch im Hochrisikostadium für Psychosen („Clinical High- Risk State for Psychosis“, HRP) treten Angsterkrankungen bereits gehäuft auf. Daher stellen sich die Fragen, ob auch hier die soziale Angststörung dominiert und welche Bedeutung dies für die Arbeit in den Früherkennungs- und Präventivzentren hätte. Um diese Fragen zu klären, gibt diese Arbeit erstmals einen systematischen Überblick über alle bisher publizierten Untersuchungen zu sozialen Ängste im klinischen HRP.Insgesamt wurden 124 Studien eingeschlossen. Nach der aussagekräftigsten dieser Arbeiten kamen Angsterkrankungen bei den HRP-Probanden mit knapp 51 % hochsignifikant häufiger als bei Kontrollpersonen mit nur knapp 4 % vor. Die SP dominierte und war mit einer Prävalenz 14,4 % gegenüber nur 0,36 % bei den Kontrollpersonen fast genauso häufig vertreten, wie man sie unter den Angststörungen im Schizophrenie-Spektrum (14,9 %) gefunden hat. Der in 9 Studien mit Hilfe der Social Interaction and Anxiety Scale (SIAS) ermittelte Ausprägungsgrad sozialer Ängstlichkeit (SÄ) lag im Mittel bei den HRP Gruppen nahezu genauso hoch (SIAS-Score = 34,4; SD = 6,11) wie bei den bereits an einer Psychose erkrankten Patienten (SIAS-Score = 35,0; SD = 9,56) und hob sich deutlich von den Werten für Angehörige von Psychosekranken (SIAS-Score = 22,1; SD = 8,7) und Kontrollen (SIAS Score =  14,6; SD = 7,28) ab. Der Ausprägungsgrad der SÄ stand zwar mit der für das HRP maßgeblichen attenuierten psychotischen Symptomatik im Zusammenhang, ließ aber keine Vorhersagekraft für den Übergang in die psychotische Erstmanifestation erkennen. Die psychosozialen Funktionsverluste im HRP scheinen zudem nicht nur mit der SÄ, sondern auch mit den ebenfalls häufigen komorbiden depressiven Störungen in Verbindung zu stehen. Ferner konnte eine Studie zeigen, dass es erfolgversprechend ist, die SÄ im HRP durch neu entwickelte spezialisierte kognitive Verhaltenstherapien anzugehen.

1999 ◽  
Vol 28 (1) ◽  
pp. 28-36 ◽  
Author(s):  
Ulrich Stangier ◽  
Thomas Heidenreich ◽  
Andrea Berardi ◽  
Ulrike Golbs ◽  
Jürgen Hoyer

Zusammenfassung. Die vorliegende Arbeit berichtet erste Analysen zur Reliabilität und Validität sowie klinische cut-off-Werte der deutschen Bearbeitung der Social Interaction Anxiety Scale und der Social Phobia Scale ( Mattick & Clarke, 1989 ). Die Skalen wurden 43 Patienten mit Sozialer Phobie, 69 Patienten mit anderen psychischen Störungen und 24 Kontrollpersonen ohne psychische Störungen vorgelegt. Die ermittelten Werte für die innere Konsistenz und Test-Retest-Korrelation sprechen für eine sehr hohe Reliabilität. Hinweise auf eine konvergente Validität ergaben sich aus hohen Korrelationen mit konstruktnahen Meßinstrumenten zur Sozialen Phobie, während die Korrelationen zu Depressions- und Angstmaßen erwartungsgemäß geringer ausfielen. Die beiden Skalen diskriminieren Soziophobiker sehr gut von Personen ohne psychische Störung und Angstpatienten, während die Diskriminationsleistung von depressiven Patienten geringer ausgeprägt ist. Die ermittelten cut-off-Werte liegen deutlich unter den amerikanischen Werten und sind als vorläufig zu betrachten. Insgesamt sprechen die Ergebnisse für den Einsatz der Instrumente als reliable und spezifische Screening-Instrumente für Soziale Phobie.


2019 ◽  
Vol 32 (2) ◽  
pp. 559-572 ◽  
Author(s):  
K. Juston Osborne ◽  
Teresa Vargas ◽  
Vijay A. Mittal

AbstractEffective social functioning requires a broad range of social communication skills that are impaired in psychosis populations. However, little is known about early childhood (4- to 5-year period) social communication during the premorbid (pre-illness) stage of psychosis. The present study utilized retrospective parent reports to examine total early childhood social communication deficits, as well as deficits in two distinct domains, reciprocal social interaction (social smiling/eye gaze) and communication (social chat/gesture), in youth at clinical high-risk (CHR) for psychosis (ages 13–21; 37.2% female). Furthermore, associations between early childhood social communication and CHR youth's current functioning (social, academic/work), symptoms (positive/negative), and risk for conversion to psychosis were examined. Compared to healthy controls, CHR individuals had greater deficits in total and communication-specific early childhood social communication. Early childhood total, communication, and reciprocal social interaction deficits were associated with worse current functioning and greater current negative symptom severity (amotivation/anhedonia) in CHR youth. Early childhood total and reciprocal social interaction deficits were also associated with increased risk for conversion. These findings inform the field's understanding of the etiology and pathophysiology of psychosis by extending the current developmental literature on premorbid deficits in psychosis populations to specific domains of social behavior in a critical developmental period.


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