Zugangsbarrieren zu und Wirksamkeit medizinischer Rehabilitation bei Rückenschmerz: Aktueller Stand einer Kohortenstudie mit Versicherten der Deutschen Rentenversicherung Nord und Mitteldeutschland

2018 ◽  
Vol 28 (06) ◽  
pp. 372-382
Author(s):  
Kerstin Mattukat ◽  
David Fauser ◽  
Nadine Schmitt ◽  
Matthias Bethge ◽  
Wilfried Mau

Zusammenfassung Hintergrund Muskuloskelettale Erkrankungen, v. a. chronische Rückenschmerzen, sind der zweithäufigste Grund für Erwerbsminderungsberentungen (EM-Berentungen) in Deutschland. Trotz des Grundsatzes „Reha vor Rente“ hat nur die Hälfte der EM-Rentner wegen Rückenschmerzen zuvor an einer medizinischen Rehabilitation teilgenommen. Dies kann auf eine Unterinanspruchnahme hindeuten und lässt die Frage nach möglichen Barrieren der Reha-Inanspruchnahme aufkommen. Untersuchungen hierzu sind jedoch rar. Zudem ist unklar, ob eine vorgeschaltete Reha-Maßnahme die EM-Verrentung hätte verhindern können, da die wenigen Studien zur Wirksamkeit medizinischer Rehabilitation bei Rückenschmerzen in Deutschland bisher widersprüchliche Befunde erbrachten. Studienziele Die vorliegende Studie verfolgt vorrangig 2 Ziele: Erstens werden Zugangsbarrieren zu Rehabilitationsleistungen bei Personen mit Rückenschmerzen analysiert und zweitens wird die Wirksamkeit medizinischer Rehabilitation in der erreichten Zielgruppe untersucht. Methoden In dieser prospektiven Beobachtungsstudie wurde zunächst eine Zufallsstichprobe von 45 000 Personen zu gleichen Teilen aus den Versichertenkonten der Deutschen Rentenversicherung (DRV) Nord und der DRV Mitteldeutschland gezogen. Einschlusskriterien erwerbstätige Männer und Frauen von 45–59 Jahren, keine Rehabilitation in den letzten 4 Jahren und bisher kein EM-Rentenantrag. Nach der Erstbefragung (2017; t1) werden im Jahr 2019 (t2) lediglich Personen mit Rückenschmerzen zu t1 nachbefragt. Die Fragebogendaten werden mit administrativen Daten der DRV verknüpft (u. a. Reha-Antrag, Reha-Inanspruchnahme, EM-Rentenantrag, Krankengeldtage). Die Wirksamkeit medizinischer Rehabilitation wird zu t2 über den Vergleich einer mittels Propensity Score gematchten Stichprobe von Reha-Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern ermittelt. Aktueller Stand Die Erstbefragung ist abgeschlossen. Aktuell werden die Fragebogendaten aufbereitet, um v. a. Personen mit Rückenschmerzen für die Nachbefragung zu identifizieren, und die Zusammenführung der Forschungsdaten mit den administrativen Daten der DRV vorbereitet. Diskussion Die Kohortenstudie untersucht prospektiv Hindernisse der Inanspruchnahme medizinischer Reha-Leistungen bei Personen mit Rückenschmerzen und liefert Ergebnisse zur Effektivität der Rehabilitation in dieser Zielgruppe. Die Ergebnisse können dazu beitragen, die evidenzbasierte Versorgung von Personen mit Rückenschmerzen in Deutschland zu verbessern.

2010 ◽  
Vol 24 (1) ◽  
pp. 5-22 ◽  
Author(s):  
Jürgen Baumert ◽  
Michael Becker ◽  
Marko Neumann ◽  
Roumiana Nikolova

Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, ob Schülerinnen und Schüler, die nach der vierten Klasse in Berlin in ein grundständiges Gymnasium wechseln, in Abhängigkeit vom Profil des besuchten Gymnasiums im Vergleich zu Grundschülern mit vergleichbaren Lernvoraussetzungen unterschiedliche Lernzuwächse im Leseverständnis, in Mathematik und Englisch erreichen. Auf der Datengrundlage der ELEMENT-Studie wurde die Leistungsentwicklung von Schülerinnen und Schülern an grundständigen Gymnasien (N = 1758) und Grundschulen (N = 3169) während der 5. und 6. Jahrgangsstufe mithilfe von Propensity Score Matching-Analysen (PSM) modelliert. Nach Kontrolle von leistungsrelevanten Unterschieden zwischen den Schülergruppen am Ende der 4. Jahrgangsstufe zeigten sich für das Leseverständnis am Ende der 6. Klasse keine statistisch signifikanten Unterschiede. Für die Mathematikleistung ließen sich Unterschiede lediglich zugunsten eines grundständigen Gymnasiums, das zum Untersuchungszeitpunkt noch kein spezifisches Profil entwickelt hatte, nachweisen. In der Domäne Englisch, in der die curricularen Unterschiede zwischen den Schulzweigen stärker akzentuiert sind, wurden positive Ergebnisse im Vergleich zu den Grundschulen für die so genannten Schnellläuferzüge, die englisch-bilingualen Klassen und das grundständige Gymnasium ohne spezifisches Profil ermittelt. Die Lernstände am Ende der 6. Klasse in den altsprachlichen Gymnasien fielen dagegen im Vergleich zu den Grundschulen geringer aus. Die Befunde widersprechen der Annahme, dass mit dem frühen Übergang auf ein grundständiges Gymnasium automatisch eine besondere Förderung der Lesefähigkeit und des mathematischen Verständnisses besonders leistungsfähiger Schülerinnen und Schüler erreicht werde. Die Ergebnisse zu den Englischleistungen weisen hingegen darauf hin, dass Unterschiede in der Leistungsentwicklung auftreten können, sofern die Aufteilung auf Schulen mit unterschiedlichen Bildungsprogrammen mit curricularen Unterschieden im Unterricht einhergeht. Methodische und inhaltliche Implikationen der Befunde und Grenzen ihrer Generalisierbarkeit werden diskutiert.


2008 ◽  
Vol 24 (3) ◽  
pp. 165-173 ◽  
Author(s):  
Niko Kohls ◽  
Harald Walach

Validation studies of standard scales in the particular sample that one is studying are essential for accurate conclusions. We investigated the differences in answering patterns of the Brief-Symptom-Inventory (BSI), Transpersonal Trust Scale (TPV), Sense of Coherence Questionnaire (SOC), and a Social Support Scale (F-SoZu) for a matched sample of spiritually practicing (SP) and nonpracticing (NSP) individuals at two measurement points (t1, t2). Applying a sample matching procedure based on propensity scores, we selected two sociodemographically balanced subsamples of N = 120 out of a total sample of N = 431. Employing repeated measures ANOVAs, we found an intersample difference in means only for TPV and an intrasample difference for F-SoZu. Additionally, a group × time interaction effect was found for TPV. While Cronbach’s α was acceptable and comparable for both samples, a significantly lower test-rest-reliability for the BSI was found in the SP sample (rSP = .62; rNSP = .78). Thus, when researching the effects of spiritual practice, one should not only look at differences in means but also consider time stability. We recommend propensity score matching as an alternative for randomization in variables that defy experimental manipulation such as spirituality.


2012 ◽  
Author(s):  
Xin Liu ◽  
Xiaobin Zhou ◽  
Jianjun Zhu ◽  
Jing-Jen Wang

2019 ◽  
Vol 29 (05) ◽  
pp. 267-274 ◽  
Author(s):  
Franziska Maria Kessemeier ◽  
Markus Bassler ◽  
Franz Petermann ◽  
Axel Kobelt-Pönicke

Zusammenfassung Ziel der Studie Die therapeutische Allianz ist ein wichtiger Wirkfaktor in der psychotherapeutischen Behandlung. Der Zusammenhang von Rehabilitationszufriedenheit und therapeutischer Allianz ist gut belegt. Arbeiten zum Einfluss des Migrationshintergrundes stehen aus. Untersucht wird, ob der Migrationsstatus Einfluss auf die therapeutische Allianz und die Rehabilitationszufriedenheit von PatientInnen der psychosomatischen Rehabilitation hat. Methodik Zunächst werden PatientInnen mit und ohne Migrationshintergrund hinsichtlich soziodemografischer Variablen und der Symptomschwere verglichen. Die gefundenen Unterschiede werden in einem Propensity Score Matching berücksichtigt. Die Patientengruppen werden vor und nach dem Matching mittels Varianzanalyse auf Unterschiede hinsichtlich ihrer Reha-Zufriedenheit und therapeutischen Allianz analysiert. Ergebnisse PatientInnen mit Migrationshintergrund waren häufiger weiblich, hatten ein niedrigeres Bildungsniveau und berichteten eine stärkere Symptomschwere. PatientInnen mit Migrationshintergrund bewerteten sowohl die Rehabilitationszufriedenheit als auch die therapeutische Allianz negativer. Die gefundenen Effekte waren jedoch sehr klein und konnten nach dem Matching nicht repliziert werden. Schlussfolgerungen Die negativere Bewertung der Rehabilitationszufriedenheit und der therapeutischen Allianz durch PatientInnen mit Migrationshintergrund ist auf ihre problematischere soziodemografische und psychosomatische Ausgangslage zurückzuführen. Werden diese Merkmale konstant gehalten, werden keine Unterschiede zwischen den Patientengruppen gefunden. Der hohe Zusammenhang von therapeutischer Allianz und Rehabilitationszufriedenheit unterstreicht die Bedeutung der therapeutischen Allianz für eine gelingende psychosomatische Rehabilitation.


ergopraxis ◽  
2020 ◽  
Vol 13 (10) ◽  
pp. 50-50

Führende Fachkräfte der Ergotherapie haben diese Leitlinie ursprünglich für den US-amerikanischen Ergotherapieverband AOTA veröffentlicht.


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