Alkoholkonsumstörungen und Suizidalität: Ein narratives Review

Suchttherapie ◽  
2019 ◽  
Vol 20 (03) ◽  
pp. 135-143
Author(s):  
Ulrich W. Preuss ◽  
Jessica Wei Mooi Wong

ZusammenfassungEpidemiologisch ist die Häufigkeit von Suizidalität bei Personen mit einer Alkoholkonsumstörung hoch und in der Diagnostik und Behandlung der Betroffenen oftmals eine Herausforderung. Ziel dieser narrativen Übersicht ist es, nicht nur Risikofaktoren für suizidale Ideationen und Handlungen zu identifizieren, sondern auch Hinweise auf Diagnostik und Behandlung aufzuzeigen. Risikofaktoren beinhalten affektiven Störungen, impulsives und aggressives Verhalten, Drogenkonsumstörungen sowie die Schwere der Alkoholabhängigkeit. Veränderungen in der Neurotransmission des serotonergen und noradrenergen Systems und eine Dysfunktion des präfrontalen Kortex sind von biologischer Seite beteiligt. Behandlungssuchende Alkoholkranke weisen oftmals multiple Risikofaktoren auf. Für die Diagnostik weist eine Vorgeschichte von Suizidversuchen auf eine höhere Krankheitslast komorbider psychischer Störungen hin. In der Behandlung wurden psychotherapeutische Strategien wie die kognitive Therapie, die DBT (dialektisch behaviorale Therapie) und die Behandlung der affektiven Störungen mit Antidepressiva als mögliche Behandlungsansätze vorgestellt. Zukünftige Studien sollten die Wirksamkeit dieser Ansätze bestätigen und neue Strategien entwickeln und erproben.

Author(s):  
Thomas Heidenreich ◽  
Johannes Michalak

Fragestellung: Der Artikel stellt wesentliche Ansatzpunkte achtsamkeitsbasierter Psychotherapie dar und stellt das Konzept einer „dritten Welle“ der Verhaltenstherapie vor. Inhaltsübersicht: Zentrale Ansätze, die sich der „dritten Welle“ zuordnen lassen (Achtsamkeitsbasierte Stresssreduktion, achtsamkeitsbasierte kognitive Therapie, Acceptance and Commitment Therapy, Dialektisch-behaviorale Therapie) sowie der Stand zur Wirksamkeitsforschung werden kurz vorgestellt. Im Anschluss daran werden Chancen und Gefahren achtsamkeitsbasierter Ansätze diskutiert. Schlussfolgerungen: Achtsamkeitsbasierte Interventionen stellen für die Psychotherapie allgemein und für den Suchtbereich interessante Perspektiven dar. Mögliche Gefahren der Umsetzung achtsamkeitsbasierter Verfahren sollten berücksichtigt werden.


2007 ◽  
Vol 38 (1) ◽  
pp. 43-52 ◽  
Author(s):  
Georges Steffgen

Zusammenfassung: Ausgehend von dem theoretischen Modell von Baumeister, Smart und Boden (1996) kann der bedrohte Selbstwert als eine bedeutsame Ursache für aggressives Verhalten angesehen werden. Insbesondere narzisstische Personen mit einem instabilen Selbstwert neigen stärker dazu, Situationen als selbstwertbedrohlich zu erleben und mit Aggressionen zu reagieren. Stucke (2001) belegte in diesem Kontext, dass aggressives Fahrverhalten durch die Interaktion von Narzissmus und Selbstkonzeptklarheit vorhergesagt werden kann. In der vorliegenden Studie wird die Rolle der Persönlichkeitsvariablen Selbstwertbedrohung, Narzissmus und Selbstkonzeptklarheit für aggressives Fahrverhalten von Motorradfahrern/-innen untersucht. Untersuchungsteilnehmer/-innen waren 126 Motorradfahrer/-innen (98 Männer und 28 Frauen) in dem Altersbereich von 19 bis 61 Jahren. Die regressionsanalytischen Befunde belegen, dass Ärgerreaktionen von Motorradfahrern/-fahrerinnen im Straßenverkehr durch die Interaktion von Narzissmus, Selbstkonzeptklarheit und Selbstwertbedrohung vorhergesagt werden können. Die theoretischen und empirischen Implikationen der Befunde werden abschließend diskutiert.


Pflege ◽  
2013 ◽  
Vol 26 (5) ◽  
pp. 321-335 ◽  
Author(s):  
Adelheid Zeller ◽  
Ian Needham ◽  
Theo Dassen ◽  
Gerjo Kok ◽  
Ruud J. G. Halfens

Die vorliegende deskriptiv-explorative Querschnittstudie, an der 814 Pflegende (51.8 %) aus 21 Schweizer Alters- und Pflegeheimen teilnahmen, gibt einen Einblick in die Erfahrungen und den Umgang mit aggressivem Verhalten der Bewohner(innen). Zudem wurde die Belastung aggressiven Verhaltens auf die Pflegenden und die Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Pflegenden und Bewohner(inne)n erfasst. Die Befragung wurde mithilfe eines validierten Fragebogens durchgeführt. Rund 38 % der Pflegenden haben in den letzten sieben Arbeitstagen vor der Datenerhebung Aggressionsereignisse erlebt. In den meisten Fällen ging die Aggression von Bewohner(inne)n aus, die an Demenz und/oder Depression litten und trat während einer pflegerischen Tätigkeit mit Körperkontakt auf. Als Auslöser vermuteten die Teilnehmenden in erster Linie das «Nichtverstehen» und die «Überforderung» der Bewohner(innen). Ein «beruhigendes Gespräch» und «Distanz einnehmen» wurde am häufigsten eingesetzt, um die Situation zu beruhigen. Rund 40 % der Teilnehmenden empfinden körperliche Angriffe als belastend und etwa 23 % haben Angst, vor allem, wenn aggressives Verhalten ohne Vorwarnung auftritt. Rund 4 % der Pflegenden vermeiden anschließend häufig oder immer den Kontakt zu den betreffenden Bewohner(inne)n und 12.3 % erleben eine Störung in der Beziehung. Es ist zu vermuten, dass die Pflegenden die Emotionen der Bewohner(innen), die dem aggressiven Verhalten zugrunde liegen, in der akuten Phase der Eskalation unzureichend erfassen sowie mögliche Frühwarnzeichen beginnender Aggression spät oder nicht erkennen.


Author(s):  
Manuela Gander ◽  
Anna Buchheim

Fragestellung: Um die Effektivität von Lehrerausbildungsprogrammen zu verbessern, ist es wichtig die unterschiedlichen Manifestationsformen der Depression bei jugendlichen Schüler und Schülerinnen gründlicher zu analysieren. Diese Studie untersucht die Ausprägung und Häufigkeit internalisierender Auffälligkeiten bei Jugendlichen mit depressiver Symptomatik und deren Zusammenhang zu einem erhöhten Suizidrisiko. Methodik: Mit dem Reynolds Adolescent Depression Scale-2, dem Youth Self-Report und dem Suicide Probability Scale wurden 403 Jugendliche an österreichischen allgemeinbildenden höheren Schulen (212 Mädchen und 191 Buben) im Alter zwischen 16 und 18 Jahren untersucht. Ergebnisse: 35 %, also über ein Drittel der Jugendlichen mit depressiven Symptomen, liegen zwar im internalisierend auffälligen Bereich, jedoch zeigen sie keine Auffälligkeiten im externalisierenden Bereich. Anhand der Regressionsanalyse zeigte sich, dass im internalisierenden Bereich insbesondere körperliche Beschwerden, Angst und Depressivität ausgeprägt sind. Neben diesen deuten aber auch Aufmerksamkeitsprobleme und schizoid zwanghaftes Verhalten auf eine depressive Symptomatik hin. Hinsichtlich des Suizidrisikos sind Depressivität, Angst, schizoid zwanghaftes Verhalten, soziale Probleme und aggressives Verhalten prädiktiv. Schlussfolgerungen: Diese Studienergebnisse werden im Zusammenhang mit bereits bestehenden Studien zur Erkennung von Verhaltensauffälligkeiten im schulischen Kontext diskutiert. Durch die Integration der Ergebnisse in Aus- und Fortbildung von Lehrpersonen soll eine Sensibilisierung auf den Bereich depressiver Jugendlicher mit internalisierenden Symptomen ermöglicht und die Identifikation erleichtert werden.


2018 ◽  
Vol 66 (2) ◽  
pp. 95-105 ◽  
Author(s):  
Sebastian Euler ◽  
Esther Stalujanis ◽  
Carsten Spitzer

Zusammenfassung. Vor dem Hintergrund der epidemiologischen Bedeutung und den fortschreitenden Erkenntnissen zu biopsychosozialen Ätiopathogenesemodellen fokussiert diese Arbeit auf den aktuellen Stand der Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen als Behandlungsmethode der Wahl. Der Schwerpunkt wird dabei auf die Borderline-, antisoziale, narzisstische und ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung gelegt. Gerade für die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) als klinisch bedeutsamste Persönlichkeitsstörung sind verschiedene schulenübergreifende, transtheoretische Therapieansätze entwickelt und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit mit guten Ergebnissen empirisch überprüft worden. Zu diesen evidenzbasierten Behandlungsverfahren zählen die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), die Mentalisierungsbasierte Therapie (MBT), die Übertragungsfokussierte Therapie (TFP) und die Schematherapie (ST), die alle in allgemeinen Grundprinzipien konvergieren. Auch für die antisoziale, narzisstische und ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung können allgemeine Behandlungsprinzipien formuliert werden, die den jeweiligen Besonderheiten der Störungsbilder Rechnung tragen; allerdings liegen diesbezüglich weniger Hinweise auf die Wirksamkeitsevidenz von Psychotherapie vor als bei der BPS. Abschließend werden zukünftige Herausforderungen für die Psychotherapie(-forschung) diskutiert.


Author(s):  
Ilka Eichelberger ◽  
Julia Plücka ◽  
Christopher Hautmann ◽  
Charlotte Hanisch ◽  
Manfred Döpfner

Abstract. Zusammenfassung: Fragestellung: Das Präventionsprogramm für Expansives Problemverhalten (PEP), entwickelt für Eltern (EL) und ErzieherInnen (ER) von Vorschulkindern, zeigte in beiden Modulen (PEP-EL und PEP-ER) in der Routineversorgung positive Effekte. Das Ziel dieser Sekundäranalyse war die Untersuchung der Effekte beider Module bezogen auf Vorschulkinder mit hoch ausgeprägter ADHS-Symptomatik im Vergleich zu Kindern mit keiner oder wenig ausgeprägter ADHS-Symptomatik. Methodik: In einem Eigenkontrollgruppendesign werden die Veränderungen der Symptomatik und des Problemverhaltens der Kinder in spezifischen Situationen zu Hause und in der Schule in einer Wartephase mit den Veränderungen in einer Interventionsphase verglichen (jeweils 3 Monate). Ergebnisse: Durch das Elterntraining reduzieren sich für Kinder mit hoch ausgeprägter ADHS-Symptomatik die spezifischen Problemsituationen zu Hause (HSQ-D) und durch das ErzieherInnentraining zeigen sich signifikante Effekte für oppositionell-aggressives Verhalten und im Gesamtscore des Fragebogen für ErzieherInnen von Klein- und Vorschulkindern (C-TRF 1½-5). Kinder mit keiner oder weniger ausgeprägter ADHS-Symptomatik zeigen Veränderungen im HSQ-D, im oppositionell-aggressiven Verhalten und im Gesamtwert des Elternfragebogen für Klein- und Vorschulkinder (CBCL 1½-5), während sich für das ErzieherInnentraining in allen Zielvariablen signifikante Effekte zeigen. Schussfolgerungen: Die Befunde, dass sich Effekte auf unterschiedlichen Dimensionen von Problemverhalten zeigen, legen nahe, dass die Kombination beider Trainingsmodule eine potentielle präventive Strategie für Vorschulkinder mit ADHS darstellt.


2009 ◽  
Vol 18 (4) ◽  
pp. 244-253 ◽  
Author(s):  
Franz Petermann

Das Verhaltenstraining in der Grundschule ist ein dreistufiges Programm zur Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen sowie der moralischen Entwicklung von Kindern im Alter von neun bis zwölf Jahren. Es wurde die Effektivität des Trainings ein Jahr nach Trainingsende an einer Stichprobe von N = 85 Kindern untersucht. Die Studie umfasste drei Erhebungen (Prätest, Posttest und 12-Monats-Follow-up), zu denen Lehrkräfte und Kinder in Trainings- und Kontrollgruppe befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen signifikante Effekte des Verhaltenstrainings zum Follow-up: Eine Zunahme sozialer Kompetenzen sowie eine Abnahme sozial-emotionaler Probleme. Geschlechtsspezifische Effekte in Bezug auf Aggression und Viktimisierung weisen darauf hin, dass sich das Training besonders eignet, aggressives Verhalten bei Jungen zu reduzieren.


2010 ◽  
Vol 19 (4) ◽  
pp. 205-208 ◽  
Author(s):  
Franz Petermann ◽  
Ulrike Petermann

Bei aggressiven Verhalten im Kindes- und Jugendalter handelt es sich um eine besonders häufig auftretende und stabile Problematik. Entwicklungsmodelle aggressiven Verhaltens tragen dazu bei, dass Erscheinungsformen, komorbide Störungen und Verläufe präziser eingeordnet und fundierte Behandlungsprognosen erstellt werden können. Evidenzbasierte Präventions- und Behandlungsprogramme liegen altersspezifisch ausgestaltet vor. Aggressives Verhalten und die in der Regel auftretenden komorbiden Störungen stellen die höchsten Anforderungen an die Behandlung, wobei Therapieansätze langfristig und komplex (unter Einbezug des sozialen Umfeldes des Kindes) angelegt sein müssen.


2014 ◽  
Vol 43 (4) ◽  
pp. 233-240 ◽  
Author(s):  
Thomas Heidenreich ◽  
Christoph Grober ◽  
Johannes Michalak

Unter den im Zentrum dieses Sonderhefts stehenden Neuentwicklungen nehmen achtsamkeitsbasierte Verfahren eine bedeutsame Rolle ein: Während die „Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion” (mindfulness-based stress reduction, MBSR) bereits in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre entwickelt wurde ( Kabat-Zinn, 1990 ), erlangte insbesondere die von Segal, Williams und Teasdale (2002) speziell für die Rückfallprävention bei rezidivierender depressiver Störung entwickelte „Achtsamkeitsbasierte Kognitive Therapie” (mindfulness-based cognitive therapy, MBCT) eine zunehmende Bedeutung im Bereich kognitiv-behavioraler Ansätze. Der vorliegende Beitrag geht zunächst auf den historischen und theoretischen Hintergrund der Achtsamkeitsbasierten Kognitiven Therapie ein. Im Anschluss daran wird die praktische Umsetzung des Gruppenkonzepts vorgestellt und der Stand der Forschung anhand aktueller Metaanalysen referiert. Der Beitrag schließt mit einer kritischen Diskussion einer allzu verkürzten Anwendung von Achtsamkeit in der klinischen Praxis.


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