Der Schlaganfall als Risikofaktor für osteoporotische Frakturen

2019 ◽  
Vol 28 (04) ◽  
pp. 274-277
Author(s):  
Petra Benzinger ◽  
Jürgen M Bauer

ZusammenfassungIm Rahmen der demographischen Entwicklung in Deutschland nimmt die Zahl der Personen, welche einen Schlaganfall erleiden, stetig zu. Überlebende eines Schlaganfalls haben im Vergleich zur altersgleichen Bevölkerung ein erhöhtes Risiko, eine Fragilitätsfraktur zu erleiden. Für Personen über 65 Jahre mit Schlaganfall wurde eine Inzidenz von 33,6 Frakturen pro 1000 Personenjahre berechnet im Vergleich zu 21,4 pro 1000 Personenjahre in der altersgleichen Bevölkerung. Ursachen sind hier die erhöhte Sturzneigung sowie eine Verminderung der Knochendichte auf der paretischen Seite. Das Risiko für eine sturzbedingte Fraktur ist dabei abhängig von der wiedererlangten Selbständigkeit. Personen mit anhaltendem Pflegebedarf weisen daher ein deutlich erhöhtes Frakturrisiko auf. In Ermangelung einer ausreichenden spezifischen Evidenz für diese Risikogruppe sollten die Empfehlungen zur Sturzprävention für ambulant lebende Menschen berücksichtigt werden. Hier ist insbesondere ein Gleichgewichtstraining in Kombination mit einem Krafttraining anzuraten. Die Indikation zu einer Basisdiagnostik nach DVO Leitlinie sollte unter besonderer Berücksichtigung des Sturzrisikos überprüft werden. Bei Personen mit einer residuellen Hemiparese sollte die DXA Messung auf der paretischen Seite erfolgen.

2019 ◽  
Vol 39 (06) ◽  
pp. 375-384
Author(s):  
Verena Buschhorn-Milberger ◽  
Judith Erkenberg ◽  
Barbara Guminski ◽  
Friederike Thomasius ◽  
Jürgen Braun ◽  
...  

ZUSAMMENFASSUNGOsteoporose ist eine Volkskrankheit, die sich durch niedrigtraumatische Frakturen manifestiert. Sie ist durch eine niedrige Knochendichte und verschlechterte ossäre Mikroarchitektur charakterisiert. Osteoporotische Frakturen führen zu Mobilitätsverlusten, Schmerzen und erhöhter Morbidität und Mortalität. Trotz ihrer Häufigkeit und schlimmen Konsequenzen bleibt die Osteoporose untertherapiert. Der Dachverband Osteologie (DVO) hat 2017 seine Leitlinie „Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern“ aktualisiert. Diese Übersichtsarbeit fasst die wichtigsten Empfehlungen und Neuerungen zusammen und gibt einen Ausblick auf Entwicklungen in den nächsten Jahren


2020 ◽  
Vol 29 (03) ◽  
pp. 207-214
Author(s):  
Simon von Stengel ◽  
Wolfgang Kemmler

ZusammenfassungOsteoporotische Frakturen sind ein hochrelevantes Problem unserer überalterten Gesellschaft. Die zentralen Zielparameter, welche in diesem Zusammenhang im Rahmen eines körperlichen Trainings angesteuert werden können, sind die Bereiche „Sturzhäufigkeit“ und „Knochenfestigkeit“ als wesentliche Determinanten des Frakturrisikos. Die Konzeption und Durchführung eines frakturwirksamen Trainings ist aus trainingswissenschaftlicher Sicht allerdings äußerst komplex und verlangt eine auf die anvisierte Zielsetzung und Personengruppe abgestimmte Komposition von Trainingsinhalten und Belastungsnormativen. Zur Senkung des Sturzrisikos sind neben einem gezielten Gleichgewichtstraining insbesondere multimodale Bewegungsprogramme, welche Gleichgewichts- und Kraftübungen beinhalten, geeignet. Für ein knochenwirksames Training können intensive osteogene Reize am Knochen über Muskelzüge im Rahmen eines Krafttrainings oder durch axiale Belastungen im Rahmen von gewichtstragenden High-impact-Übungen generiert werden. Ziel dieses Übersichtsartikels ist es, basierend auf der aktuellen Evidenz, Grundlagen und Strategien zur effektiven Frakturprophylaxe durch Sturzreduktion und positive Beeinflussung der Knochendichte durch körperliches Training herauszuarbeiten.


2010 ◽  
Vol 30 (01) ◽  
pp. 40-44
Author(s):  
R. Stange ◽  
M. Raschke ◽  
U. Frerichmann

ZusammenfassungDie steigende Lebenserwartung wird zu einer Häufung von osteoporotisch bedingten Frakturen und Verletzungen von geriatrischen Patienten führen. Die häufigste Ursache von Frakturen sind dabei Stürze in Kombination mit Osteoporose. Durch spezielle Implantate konnte zwar eine Verbesserung der Möglichkeiten in der operativen Therapie erreicht werden, der Patient im hohen Lebensalter ist jedoch häufig multimorbide und benötigt eine interdisziplinäre Versorgung mit anschließender geriatrischer Rehabilitation zur vollständigen Wiedereingliederung. Art der Zusatzerkrankungen und zusätzlicher, altersbedingter Degeneration aller Organe beeinflussen die Indikation zum operativen Vorgehen und die Wahl des Behandlungsverfahrens nachhaltig. Osteoporotische Frakturen sind durch Mehrfragment- und Splitterbrüche, ausgeprägte metaphysäre Defektzonen sowie typische Lokalisationen wie an Wirbelsäule, proximalem Femur, distalem Radius sowie proximalem Humerus gekennzeichnet. Die Indikation zur operativen Stabilisierung von Frakturen bei Patienten im höheren Lebensalter muss der individuellen Erkrankungsschwere, dem spezifischen Verletzungsmuster und den Fähigkeiten des Patienten, die rehabilitativen Maßnahmen aktiv zu unterstützen, Rechnung tragen. Intramedulläre Verriegelungsnagelsysteme bieten wesentliche Vorteile gegenüber anderen speziellen Verfahren in Bezug auf ein geringeres Operationstrauma und eine frühere Belastungsstabilität und sind der „goldene Standard“ für schaft- und gelenknahe Frakturen. Winkelstabile Formplatten weisen ein geringeres Risiko einer sekundären Fraktur-Dislokation auf, können häufig über einen minimal invasiven Zugang nach gedeckter Reposition verankert werden und bieten vor allem bei periprothetischen Frakturen – ohne Lockerung des Implantats – eine dauerhafte Stabilisierung.


OP-Journal ◽  
2017 ◽  
Vol 33 (01) ◽  
pp. 64-71
Author(s):  
Michael Plecko

ZusammenfassungOsteoporotische Frakturen am proximalen Humerus stellen auch heute noch, trotz der stark verbesserten Implantate und der verfeinerten Operationstechnik, eine große Herausforderung dar. Neben der Komplexität der Frakturen und den häufigen Komorbiditäten dieser Patienten ist es vor allem der schlechte Halt der Implantate im osteoporotischen Oberarmkopf, der zu einer hohen Rate an Komplikationen führt. Hier stehen der sekundäre Repositionsverlust und das Durchschneiden bzw. Ausreißen der Schrauben an führender Stelle. Durch Verbesserung des Knochen-Implantat-Interfaces kann die In-situ-Schraubenaugmentation mit Knochenzement deren Halt deutlich verbessern und damit ein Nachsinken der Fragmente verhindern und trotz der schlechten Knochenqualität eine frühfunktionelle Nachbehandlung ermöglichen.


2018 ◽  
Vol 27 (03) ◽  
pp. 154-160 ◽  
Author(s):  
F. Thomasius ◽  
E. Baum ◽  
P. Bernecker ◽  
W. Böcker ◽  
T. Brabant ◽  
...  

ZusammenfassungDiese DVO Leitlinien, die in erster Linie für Allgemeinmediziner und Spezialisten für Knochenerkrankungen bestimmt sind, sollten von allen im klinischen und ambulanten Bereich tätigen medizinischen Fachkräften angewendet werden. Ziel der Leitlinie ist die Verbesserung der Diagnose, Prävention und Behandlung von Osteoporose und der Folgen der Erkrankung auf der Grundlage evidenzbasierter Medizin.Klare Empfehlungen, welche Patienten zu diagnostizieren und behandeln sind (basierend auf Risikofaktoren [einschließlich sekundärer Osteoporose]) sowie Primär-, Sekundär- oder Tertiärprävention werden dargestellt, mit dem Schwerpunkt auf der postmenopausalen Osteoporose und der Osteoporose bei Männern.Die Identifizierung von Patienten mit einem hohen Risiko für Frakturen wird hervorgehoben, und spezifische Schwellenwerte für die Intervention sind definiert (20 % Hüftfrakturrisiko innerhalb von 10 Jahren diagnostischer Schwellenwert, 30 % Hüftfrakturrisiko innerhalb von 10 Jahren therapeutische Schwelle). Die Diagnose von Osteoporose basiert auf der Anamnese des Patienten, der körperlichen Untersuchung, dem Funktionstest (z. B. Timed Up and Go Test), konventionellen Röntgenaufnahmen der Brust- und Lendenwirbelsäule und der Bestimmung der Knochenmineraldichte (BMD) durch das DXA Verfahren.Die Anamnese ist entscheidend für die Abschätzung des Frakturrisikos auf der Grundlage von 40 wissenschaftlich überprüften Risikofaktoren, die das Frakturrisiko mindestens verdoppeln (z. B. Begleiterkrankungen, Hüftfrakturen in der Familie, prävalente Frakturen an jedem Ort, Lebensstil, Anwendung von Medikamenten, körperliche Aktivität und Stürze). Röntgenaufnahmen der Brust- und Lendenwirbelsäule sind wichtig, um prävalente Wirbelkörperfrakturen zu erkennen. Beim Fehlen eines großen Traumas kann jede Fraktur bei Erwachsenen über dem Alter von 50 Jahren eine Diagnose von Osteoporose nahelegen, mit dem höchsten Risiko für eine nachfolgende Fraktur innerhalb einer kurzen Zeit nach der ersten Fraktur. BMD-Messungen mit DXA sind wichtig, um das individuelle Frakturrisiko besser abschätzen zu können. Eine grundlegende Laboruntersuchung ist obligatorisch, um verschiedene Formen der sekundären Osteoporose ausschließen zu können.Der DVO-Patientenfindungs-Algorithmus basiert auf dem Geschlecht, Alter, Knochenmineraldichte und vorbestehenden Frakturen als wichtigste Informationen. Die Indikation für eine aktive anti-osteoporotische Therapie kann durch multiple Risikofaktoren modifiziert und verfeinert werden. Dieser Algorithmus wurde seit dem Richtlinien-Update 2006 verwendet und wurde entsprechend der internationalen Literatur zu Risikofaktoren für Osteoporose und osteoporotische Frakturen aktualisiert und angepasst.Die Behandlung der Osteoporose enthält viele Therapiepfeiler. Zusammen mit Empfehlungen für Bewegung, Physiotherapie und Sturzprävention sowie Ernährung (z. B. Calcium, Vit. D), werden pharmakologische Behandlungen basierend auf evidenzbasierter Medizin empfohlen. Die aktiven Anti-Osteoporose-Medikamente müssen für die Indikation postmenopausale Osteoporose und männliche Osteoporose in Deutschland, Österreich und der Schweiz zugelassen sein. Das Management und die Vorbeugung von häufigen oder seltenen Nebenwirkungen aufgrund von Anti-Osteoporose-Behandlungen, die in der klinischen Praxis angewendet werden, werden ebenfalls detailliert behandelt.


2018 ◽  
Vol 157 (02) ◽  
pp. 144-153 ◽  
Author(s):  
Ulrich Spiegl ◽  
Klaus Schnake ◽  
Georg Osterhoff ◽  
Max Scheyerer ◽  
Bernhard Ullrich ◽  
...  

ZusammenfassungSakrumfrakturen, die ohne adäquates Trauma entstanden sind, werden in Insuffizienzfrakturen und Stressfrakturen eingeteilt. Während Insuffizienzfrakturen bei physiologischer Belastung meist auf dem Boden einer relevanten Osteoporose entstehen, beruhen Stressfrakturen auf einer mechanischen Überlastung. Der vordere Beckenring ist regelmäßig beteiligt. Aufgrund des fehlenden bzw. niederenergetischen Unfallhergangs wird die korrekte Diagnose oft verspätet gestellt. Demzufolge war es das Ziel der AG Osteoporotische Frakturen der Sektion Wirbelsäule der DGOU, die einzelnen bildgebenden Verfahren zur korrekten, schnellen und kosteneffektiven Diagnostik vorzustellen. Zur Diagnosesicherung sollte neben der konventionell radiologischen Diagnostik zeitnah eine Schnittbildgebung in die Wege geleitet werden. Mittels CT kann die Frakturmorphologie am besten beurteilt werden, wodurch potenzielle Instabilitätszeichen der Verletzung erkannt werden können. Die MRT kann aufgrund der hohen Sensitivität bei fehlendem Frakturnachweis im CT, bei jungen Patienten und unklaren Situationen zusätzliche wichtige Informationen liefern. Im Falle einer Kontraindikation für das MRT stellen nuklearmedizinische Untersuchungen eine gute Alternative dar.


Der Chirurg ◽  
2012 ◽  
Vol 83 (10) ◽  
pp. 858-865 ◽  
Author(s):  
H. Lill ◽  
A. Ellwein ◽  
C. Katthagen ◽  
C. Voigt

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