Arzneimittelversorgung für Menschen in prekären Lebenssituationen – Schriftliche Befragung von medizinischen Hilfen

2021 ◽  
Author(s):  
Andreas Fey

Zusammenfassung Hintergrund Obwohl der weit überwiegende Teil der in Deutschland lebenden Bevölkerung Zugang zur gesundheitlichen Regelversorgung hat, trifft dies für einen Teil nicht zu. Um die Not zu lindern, haben sich auf Ehrenamt fußende medizinische Hilfen gebildet, die für eine rudimentäre medizinische Versorgung sorgen. Während darüber bereits vereinzelt berichtet wurde, gibt es bislang zur Arzneimittelversorgung von nicht abgesicherten Menschen so gut wie keine Kenntnisse. Hier will der vorliegende Bericht Anstoß geben, genauer hinzuschauen und Lösungen zum Abbau der Not zu entwickeln. Methodik Mithilfe eines Fragebogens wurden mittels Internetrecherche auffindbare medizinische Hilfen gefragt, wie die Arzneimittelversorgung organisiert ist, ob der Bedarf gedeckt werden kann und welche Arzneimittel hauptsächlich zum Einsatz kommen. Ergebnisse In erster Linie werden Arzneimittel auf Privatrezept verordnet und über Spenden finanziert. Zum Teil werden auch nicht regelkonforme Lösungen gefunden. Arzneimittel zur Behandlung von Infektionskrankheiten, psychischen und Hauterkrankungen sowie Schmerzmittel und – im Rahmen der Selbstmedikation – Erkältungsmittel werden am häufigsten angewendet. Chronische Erkrankungen können in der Regel dauerhaft nicht behandelt werden. Diskussion Die Akutversorgung mit Arzneimitteln über medizinische Hilfen scheint weitgehend gewährleistet zu sein, die Behandlung chronischer Erkrankungen jedoch meist nicht. Da nur über das Internet verfügbare Informationen genutzt wurden, um deutschlandweit bestehende Einrichtungen zu finden, kann diese Untersuchung nur einen ersten Einblick zur Arzneimittelversorgung der betroffenen Personengruppen liefern. Zudem waren oftmals nur Abschätzungen möglich, da in den Einrichtungen die behandelten Fälle nicht ausreichend dokumentiert wurden. Schlussfolgerungen Die im Rahmen dieser Untersuchung aufgefundene Arzneimittelversorgung ist defizitär. Es fehlt an (Spenden-)Geldern, um den Bedarf an Akut-, insbesondere aber Dauermedikation zu decken und die Versorgung auf dem üblichen hohen Niveau zu gewährleisten. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Defizite genauer quanti- und qualifizieren zu können. Zudem müssen Wege gefunden werden, wie eine Regelversorgung für diese Menschen realisiert werden kann.

2021 ◽  
Vol 83 (04) ◽  
pp. 282-290
Author(s):  
Martin Olivieri ◽  
Susan Halimeh ◽  
Cornelia Wermes ◽  
Wolf Hassenpflug ◽  
Katharina Holstein ◽  
...  

Zusammenfassung Fragestellung Chronische Erkrankungen, wie z. B. angeborene Blutungsneigungen (IBD: Inherited Bleeding Disorders), gehen häufig mit einem erhöhten Versorgungsaufwand einher. Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19 Pandemie, inklusive Isolation und Triageierung, haben zu Einschränkungen in der Krankenversorgung von chronisch kranken Patienten geführt. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die Krankenversorgung von IBD-Patienten zu untersuchen. Methodik In dieser multizentrischen Querschnittsstudie zur Bewertung der Auswirkungen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit und Versorgungsqualität von Patienten mit angeborener Blutungsneigung wurde ein ad-hoc Fragebogen an 586 Patienten/Eltern von Kindern mit Hämophilie A, B oder von Willebrand Syndrom Typ 3 verschickt. Neben demografischen und klinischen Daten wurden IBD Patienten zu ihren Gedanken, Sorgen und Erfahrungen in Bezug auf ihre medizinische Versorgung während der COVID-19 Pandemie befragt. Unterschiede zwischen klinischen Subgruppen wurden berechnet. Ergebnisse Signifikante Unterschiede zeigten sich zwischen Subgruppen (Schweregrad, Art der Therapie, Produktklasse, Komorbiditäten) bezüglich Übertragung von COVID-19 durch Plasmaprodukte, Auswirkungen COVID-19 positiver Testergebnisse, Angst COVID-19 zu bekommen, verzögerter Medikamentenversorgung und Physiotherapiebehandlung. Diskussion Die medizinische Versorgung von IBD-Patienten, die eine kontinuierliche Versorgung mit lebensnotwendigen Medikamenten benötigen, stellt in Pandemiezeiten eine besondere Herausforderung dar. Daher sollten Sorgen und Ängste von IBD-Patienten ernst genommen und innovative Kommunikationswege zur Aufrechterhaltung von Therapiestandards und Versorgungsqualität etabliert werden.


Author(s):  
Christine M. Freitag ◽  
Luise Poustka ◽  
Inge Kamp-Becker ◽  
Kai Vogeley ◽  
Ludger Tebartz van Elst

Zusammenfassung. Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) sind Krankheitsbilder, die in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie regelhaft behandelt werden und für die in diesem Altersbereich auch viele therapeutische und integrative Angebote zur Verfügung stehen. Erwachsenen-Psychiaterinnen und -Psychiatern sind die Krankheitsbilder eher unbekannt, obwohl sie chronische Erkrankungen darstellen und in der Regel für die Betroffenen ein Unterstützungsbedarf über die Lebensspanne existiert. Insbesondere der Bereich der gelingenden Transition vom Kindes- in das Jugendalter (weiterführende Schulen) und vom Jugendalter in das Erwachsenenalter einschließlich Ausbildung und Beruf ist von zahlreichen Hürden geprägt, die der Artikel nach Beschreibung der Kernsymptomatik aufführt. Der Artikel schließt mit Vorschlägen zur Verbesserung der Versorgung.


2019 ◽  
Vol 08 (06) ◽  
pp. 249-253
Author(s):  
Susanne Schiff

Chronische Erkrankungen und akute Erkrankungen und Verletzungen stellen Schulen auch national vor Herausforderungen. Das internationale Berufsbild der School Nurse – Schulgesundheitspflege – greift viele diese Herausforderungen als regelhaftes Angebot auf. Ein Potenzial auch für nationale Entwicklungen?


2020 ◽  
Vol 25 (04) ◽  
pp. 188-188
Author(s):  

Vier bis sechs Wochen – länger sollte es nicht dauern, bis ein Patient mit Anzeichen für eine entzündlich-rheumatische Erkrankung einem Facharzt vorgestellt wird und die richtige Diagnose erhält. Dieses Ziel wird in Deutschland jedoch weit verfehlt. Ein Grund hierfür ist der ausgeprägte Mangel an rheumatologischen Fachärzten. Nach Ansicht der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e. V. (DGRh) hat dieser inzwischen ein Ausmaß erreicht, welches die medizinische Versorgung der Bevölkerung gefährdet.


Schlaf ◽  
2016 ◽  
Vol 5 (01) ◽  
pp. 4-9
Author(s):  
Wolfgang Galetke

Die allergische Rhinitis und das Asthma bronchiale sind chronische Erkrankungen mit einer hohen Prävalenz. Veränderungen der Atmung und der Lungen - funktion im Schlaf können beim Asthma bronchiale zu einer Verstärkung der bronchialen Obstruktion führen. Bei beiden Erkrankungen besteht zudem eine erhöhte Prävalenz schlafbezogener Atmungsstörungen. Dieser Artikel versucht die komplexen Zusammenhänge zwischen den Erkrankungen und dem Schlaf aus pathophysiologischer Sicht zu beleuchten und Konsequenzen für Diagnostik und Therapie aufzuzeigen.


2007 ◽  
Vol 26 (04) ◽  
pp. 256-259
Author(s):  
A. Spottke ◽  
R. Dodel

ZusammenfassungZiel ist es, die Kosten und Versorgung von Patienten mit dem Parkinson-Syndrom und anderen neurologischen Erkrankungen in Deutschland zu untersuchen. Krankheitskostenstudien wurden für folgende Erkrankungen durchgeführt: Morbus Parkinson, Multisystematrophie, Progressive supranukleäre Blickparese, Restless-legs-Syndrom, Epilepsie, Narkolepsie, neuromuskuläre Erkrankungen und Schlaganfall. Es wurden für viele Erkrankungen erstmalig in Deutschland die direkten und indirekten Kosten der Erkrankung erhoben. Darüber hinaus wurden für die Behandlungsoptionen der Parkinson-Krankheit vergleichende Studien begonnen. Alle untersuchten Erkrankungen sind chronische Erkrankungen und führen zu einer schweren Beeinträchtigung und Belastung nicht nur für die Patienten, sondern auch für deren Angehörige und zu hohen Folgekosten für die Gesellschaft. Diese Belastungen werden sich durch die sich verändernde Altersstruktur verschärfen. Deshalb wird sich unsere zukünftige Forschung mit Versorgungsaspekten und deren Verbesserung auseinandersetzen.Diese Studien wurden alle erst ermöglicht durch die Forschungsförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Kompetenznetzes Parkinson Syndrome.


2017 ◽  
Vol 36 (01/02) ◽  
pp. 23-27
Author(s):  
M. Vorgerd ◽  
J. Kirschner ◽  
M. C. Walter

ZusammenfassungMuskeldystrophien (MD) bilden eine klinisch heterogene Gruppe genetisch determinierter, progredienter Erkrankungen des Muskels. Gemeinsames Symptom aller MD ist eine fortschreitende Muskelschwäche und Muskelatrophie, die sich in Verteilungsmuster und Schweregrad zwischen den MD-Formen deutlich unterscheidet. Die ständig zunehmende Anzahl bekannter Genorte, spezifischer Gene und Genprodukte machen eine exakte Diagnostik schwierig, jedoch ist eine präzise Diagnose wichtig für Verlauf und Prognose der Erkrankung. Bislang stehen überwiegend symptomatische Therapieformen zur Verfügung. Allerdings sind in den letzten Jahren innovative kausale molekulartherapeutische Ansätze entwickelt worden, die hoffentlich in naher Zukunft eine wirksame Therapie ermöglichen. Das deutsche Muskeldystrophie-Netzwerk (MD-NET), eine deutschlandweite vom BMBF geförderte Arbeitsgemeinschaft zur Verbesserung der medizinischen Versorgung von Menschen mit neuromuskulären Erkrankungen, hat es sich seit 2003 zum Ziel gesetzt, zielgerichtete Forschung zu Prävention, Diagnose und Therapie von Muskeldystrophien zu leisten und die medizinische Versorgung von Patienten nachhaltig zu verbessern.


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