Arzneimittelversorgung für Menschen in prekären Lebenssituationen – Schriftliche Befragung von medizinischen Hilfen
Zusammenfassung Hintergrund Obwohl der weit überwiegende Teil der in Deutschland lebenden Bevölkerung Zugang zur gesundheitlichen Regelversorgung hat, trifft dies für einen Teil nicht zu. Um die Not zu lindern, haben sich auf Ehrenamt fußende medizinische Hilfen gebildet, die für eine rudimentäre medizinische Versorgung sorgen. Während darüber bereits vereinzelt berichtet wurde, gibt es bislang zur Arzneimittelversorgung von nicht abgesicherten Menschen so gut wie keine Kenntnisse. Hier will der vorliegende Bericht Anstoß geben, genauer hinzuschauen und Lösungen zum Abbau der Not zu entwickeln. Methodik Mithilfe eines Fragebogens wurden mittels Internetrecherche auffindbare medizinische Hilfen gefragt, wie die Arzneimittelversorgung organisiert ist, ob der Bedarf gedeckt werden kann und welche Arzneimittel hauptsächlich zum Einsatz kommen. Ergebnisse In erster Linie werden Arzneimittel auf Privatrezept verordnet und über Spenden finanziert. Zum Teil werden auch nicht regelkonforme Lösungen gefunden. Arzneimittel zur Behandlung von Infektionskrankheiten, psychischen und Hauterkrankungen sowie Schmerzmittel und – im Rahmen der Selbstmedikation – Erkältungsmittel werden am häufigsten angewendet. Chronische Erkrankungen können in der Regel dauerhaft nicht behandelt werden. Diskussion Die Akutversorgung mit Arzneimitteln über medizinische Hilfen scheint weitgehend gewährleistet zu sein, die Behandlung chronischer Erkrankungen jedoch meist nicht. Da nur über das Internet verfügbare Informationen genutzt wurden, um deutschlandweit bestehende Einrichtungen zu finden, kann diese Untersuchung nur einen ersten Einblick zur Arzneimittelversorgung der betroffenen Personengruppen liefern. Zudem waren oftmals nur Abschätzungen möglich, da in den Einrichtungen die behandelten Fälle nicht ausreichend dokumentiert wurden. Schlussfolgerungen Die im Rahmen dieser Untersuchung aufgefundene Arzneimittelversorgung ist defizitär. Es fehlt an (Spenden-)Geldern, um den Bedarf an Akut-, insbesondere aber Dauermedikation zu decken und die Versorgung auf dem üblichen hohen Niveau zu gewährleisten. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um die Defizite genauer quanti- und qualifizieren zu können. Zudem müssen Wege gefunden werden, wie eine Regelversorgung für diese Menschen realisiert werden kann.