Burn-on statt Burn-out: Selbstfürsorge und funktionale
Bewältigungsstrategien schützen PsychotherapeutInnen vor
psychischen Belastungen während der Corona-Pandemie
Zusammenfassung Ziel der Studie Durch die Corona-Pandemie sind PsychotherapeutInnen mit neuen beruflichen Herausforderungen konfrontiert. Im Hinblick auf die zu gewährleistende PatientInnenversorgung, erscheint die Frage nach Risiko- und Schutzfaktoren zum Erhalt des Wohlbefindens während der Pandemie relevant, um Folgeerscheinungen wie Burnout vorzubeugen. Dies ist die erste Studie, die den Einfluss von Bewältigungs- und Selbstfürsorgestrategien auf die psychische Belastung ambulant arbeitender PsychotherapeutInnen in Deutschland während der Corona-Pandemie untersuchte. Methodik Von April bis Juni 2020 nahmen 155 PsychotherapeutInnen an der Online-Fragebogenstudie teil. Untersucht wurden neben beruflichen Veränderungen, die Stressbelastung, Burnout-Symptome und das Wohlbefinden. Darüber hinaus wurde der Einfluss aktiver und vermeidender Bewältigungsstrategien sowie verschiedener Arten der Selbstfürsorge (z. B. berufliche Unterstützung, Achtsamkeit für arbeitsbezogenen Stress und die Balance zwischen Berufs- und Privatleben) auf die psychische Belastung untersucht. Ergebnisse PsychotherapeutInnen waren während der Pandemie im Schnitt 1,22 Stunden pro Woche weniger therapeutisch tätig als vor der Pandemie. 38% der Behandlungen erfolgten per Videotherapie. Vermeidende Bewältigungsstrategien waren mit einem erhöhten Stresserleben assoziiert, was wiederum höhere Burnout-Werte und ein geringeres Wohlbefinden vorhersagte. Eine gute Work-Life-Balance, eine gute tägliche Balance im Arbeitsalltag und aktive Bewältigungsstrategien wirkten sich hingegen positiv aus. Entgegen der Erwartung hing Achtsamkeit für berufsbezogenen Stress mit einem geringeren Wohlbefinden zusammen. Diskussion Die Balance zwischen Berufs- und Privatleben kann als eine präventive Maßnahme dienen, um Stress während der Corona-Pandemie zu reduzieren und dadurch das Burnoutrisiko zu senken und das Wohlbefinden zu verbessern. Vermeidende Bewältigungsstrategien stellen hingegen einen Risikofaktor für ein erhöhtes Stresserleben während der Pandemie dar und begünstigen Burnout sowie ein geringeres Wohlbefinden. Schlussfolgerung Diese Studie lieferte Hinweise darauf, wo präventive Maßnahmen zur Stressprophylaxe und zum Erhalt des Wohlbefindens von PsychotherapeutInnen perspektivisch ansetzen könnten, um dazu beizutragen, dass diese Ihre PatientInnen während der Pandemie weiterhin gut versorgen können.