Behandlungseffekte auf Verhaltensstörungen, psychotische und somatische Symptome bei Patienten mit Demenz

2004 ◽  
Vol 23 (09) ◽  
pp. 539-544
Author(s):  
A. Schmitt ◽  
S. Schwalen ◽  
M. Haupt

ZusammenfassungVerhaltensstörungen und psychotische Symptome bei Demenzen werden überwiegend mit Neuroleptika behandelt. Risperidon ist bisher als einziges atypisches Neuroleptikum zur Behandlung von Aggressivität oder psychotischen Symptomen bei Demenz-Patienten zugelassen, wobei im März 2004 die Indikation hinsichtlich schwerer, chronischer Aggressivität, durch die sich die Patienten selbst und andere gefährden, oder psychotische Symptome, durch die die Patienten erheblich beeinträchtigt werden, spezifiziert wurde. In der vorliegenden offenen prospektiven Untersuchung wurden die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Risperidon im Vergleich zu Melperon bei einem Patientenkollektiv erfasst, für das noch die weiter gefasste Indikation vor März 2004 galt, sodass auch Demenz-Patienten mit leichterer Ausprägung von Aggressivität und psychotischen Symptomen dokumentiert werden konnten. Bei 302 leicht-und mittelgradig dementen Patienten in Praxen von niedergelassenen Ärzten war Risperidon gegenüber Melperon wirksamer über den 4-wöchigen Behandlungszeitraum bei psychotischen Symptomen (z. B. Wahn, Halluzinationen) und Verhaltensstörungen (z.B.Misstrauen) und bewirkte eine signifikante Reduktion von somatischen Symptomen wie Tagesmüdigkeit, Tagesschlaf, aber auch Schwindel und Gangunsicherheit. Das Sturzrisiko war unter Risperidon 4-fach geringer als unter Melperon. Die Verträglichkeit war bei beiden Substanzen sehr gut. Unerwünschte Ereignisse traten unter Risperidon bei 7,2% und unter Melperon bei 14,8% der Patienten auf. Die Inzidenz gering ausgeprägter EPS-Symptomatik war in beiden Gruppen sehr niedrig. Zerebrovaskuläre Ereignisse traten in dieser Studie weder unter Risperdal noch unter Melperon auf. Die Ergebnisse dieser Studie bestätigen die gute Wirksamkeit von Risperidon in der Behandlung von psychotischen Symptomen, Aggressivität und weiteren Verhaltensstörungen bei Demenz. Darüber hinaus belegen die Ergebnisse dieser Studie die positiven Effekte einer Behandlung mit Risperidon auf somatische Störungen, die mit dem Krankheitsbild einer Demenz assoziiert sind.

2012 ◽  
Vol 69 (6) ◽  
pp. 335-340 ◽  
Author(s):  
Koppenberg

Die Patientensicherheit ist in den letzten Jahren aufgrund diverser Publikationen immer mehr in den Fokus der Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, aber vor allem auch der Politik und Öffentlichkeit geraten. Man kann heute klar nachweisen, dass die Patientensicherheit in der Gesundheitsversorgung kein "nice to have", sondern ein absolutes "must" ist, analog anderen Hochrisikobereichen. Dieser Artikel stellt die wichtigsten Grundlagen der Patientensicherheit dar. So wird die Entwicklung von der Fehler- zur Sicherheitskultur vorgestellt. Die Begriffe unerwünschte Ereignisse, Fehler und Schäden sowie weitere wichtige Definitionen werden ebenso erläutert wie mögliche menschliche Fallstricke. Zuletzt werden epidemiologische Zusammenhänge dargestellt, um die Bedeutung der Patientensicherheit in der Medizin zu betonen. Der Artikel soll helfen, die Terminologie der Patientensicherheit verständlich zu machen, um so die eigentlich wichtigen Ideen und Zusammenhänge der Patientensicherheit besser zu verstehen.


2016 ◽  
Vol 64 (1) ◽  
pp. 25-36 ◽  
Author(s):  
Eric Hahn ◽  
Ronald Burian ◽  
Annegret Dreher ◽  
Georg Schomerus ◽  
Michael Dettling ◽  
...  

Zusammenfassung. Studien in der Allgemeinbevölkerung zeigen uneinheitliche Ergebnisse bezüglich häufigerer Somatisierung bei Migranten. Vergleichende Untersuchungen fanden bei depressiven Patienten ostasiatischer Herkunft geringere Angaben von psychologischen Symptomen und häufigere somatische Beschwerden, als bei Patienten westlicher Herkunft. Aufgrund einer geringen Inanspruchnahme psychiatrischer Versorgungsangebote in Deutschland, insbesondere durch vietnamesische Migranten der ersten Generation, existieren bisher keine Studien zu einer psychischen und somatischen Symptomausprägung bei Patienten vietnamesischer Herkunft im Vergleich zu deutschen Patienten ohne Migrationshintergrund. Im Kontext kultursensibler Diagnostik von Migranten in Deutschland wurde als ausreichend messäquivalentes Selbstbeurteilungsinstrument insbesondere der Patient Health Questionnaire bzw. der Gesundheitsfragebogen für Patienten als ein valides und einfach verwendbares Instrument für eine Erfassung von Symptomen und Schweregraden häufiger psychischer Störungen, wie der Depression empfohlen. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung wurden bei 66 vietnamesischen Patientinnen der ersten Generation und 83 deutschen Patientinnen während des erstmaligen psychiatrischen Kontaktes psychische Symptome einer Depression mittels des PHQ-9 und somatische Symptome mittels des PHQ-15 in der jeweiligen Muttersprache erfasst. Für beide Gruppen fand sich für beide Instrumente eine zufriedenstellende interne Konsistenz. Ein möglicher Zusammenhang zwischen der Herkunft und dem Schweregrad der Ausprägung psychischer depressiver und somatischer Symptome bei diagnostizierter depressiver Episode erfolgte mittels einer multivariaten Analyse. Für die Selbstbeurteilung mittels des PHQ-9 fanden sich keine Gruppenunterschiede hinsichtlich des Gesamtsummenwertes und des Schweregrades psychischer depressiver Symptome. Dagegen berichteten vietnamesische Patientinnen in der Selbstwahrnehmung anhand des PHQ-15 von einem insgesamt höheren Schweregrad von somatischen Symptomen. Insbesondere waren bei depressiven vietnamesischen Patientinnen die Mittelwerte der Einzelitems Kopfschmerzen, Glieder- und Gelenkschmerzen, Schmerzen im Brustbereich sowie Schwindel und Ohnmachtsanfälle gegenüber deutschen Patientinnen deutlich erhöht. Entgegen der Untersuchungshypothese und früherer Studien ging die häufigere Selbstbeurteilung oder Aufmerksamkeit auf somatische Symptome bei vietnamesischen Patientinnen nicht mit einer verminderten Eigenwahrnehmung von psychischen Symptomen einer depressiven Episode anhand des PHQ-9 einher.


2011 ◽  
Vol 40 (3) ◽  
pp. 198-205
Author(s):  
Daniel Nischk ◽  
Miriam Gasser ◽  
Karin Polaine ◽  
Johannes Rusch ◽  
Klaus Schonauer ◽  
...  
Keyword(s):  
Icd 10 ◽  

Zusammenfassung. Hintergrund: In der vorliegenden Studie wurde ein kurzes psychoedukatives Programm (PE) für akut psychotische Patienten evaluiert. Das PE-Programm nahm besonders Rücksicht auf die in der Akutphase vorherrschenden neuropsychologischen Defizite und fokussierte darüber hinaus auf den Austausch über gegenwärtige psychotische Symptome. Methode: 57 Probanden mit ICD-10-Diagnosen aus dem F2-Bereich wurden randomisiert einer Kontrollgruppe (KG: TAU) oder Experimentalgruppe (EG: TAU + PE) zugewiesen und vor der Intervention (t1), danach (t2) und vier Wochen später (t3) hinsichtlich Wissenszuwachs, Einsicht und Krankheitskonzept untersucht. Ergebnisse: Die EG wies im Vergleich zur KG einen signifikanten Wissenszuwachs und höhere globale Krankheitseinsicht zu t2 und t3 auf. Diskussion: Auch Patienten mit relativ akuten psychotischen Symptomen können von PE profitieren, wenn die Maßnahmen neuropsychologische Einschränkungen berücksichtigen.


2011 ◽  
Vol 31 (05) ◽  
pp. 334-342 ◽  
Author(s):  
I. Foeldvari ◽  
K. Minden ◽  
G. Ganser ◽  
J.-P. Haas ◽  
A. Hospach ◽  
...  

Zusammenfassung Hintergrund: Seit Einführung der TNF-Inhibitoren in die Therapie der juvenilen idiopathischen Arthritis (JIA) hat sich die Prognose für viele Patienten erheblich verbessert. Ziele und Methoden: Daten des deutschen JIA-Etanercept-Registers wurden in Jahreskohorten von 2000–2010 bzgl. Patientencharakteristika, Vorbehandlung, Begleittherapie und Krankheitsaktivität analysiert. Die Wirksamkeit der Therapie wurde anhand der PedACR30/50/70-Kriterien und Kriterien für inaktive Erkrankung und Remission analysiert. Sicherheitsbewertungen erfolgten auf der Basis von Berichten über unerwünschte Ereignisse. Ergebnisse: Von 2000 bis 2010 wurden 1335 mit Etanercept behandelte JIA-Patienten in das Register aufgenommen. Am häufigsten erhielten Patienten mit einer seronegativen Polyarthritis Etanercept. In den frühen Jahreskohorten lag der Anteil von Patienten mit einer systemischen JIA bei 26 %, zuletzt zwischen zwei und fünf Prozent. Demgegenüber stieg der Anteil von Patienten mit einer Enthesitis-assoziierten Arthritis von zwei Prozent auf 17 % an. Die initial aufgenommenen Patienten wurden zuvor mit zahlreichen Antirheumatika (Mittel 3,4) einschließlich Zytostatika vorbehandelt. Diese Anzahl reduzierte sich über die Jahre auf 1,3/Patient. In der initialen Patientenkohorte wurden Kortikosteroide bei 83 %, Methotrexat bei 95 % und andere DMARDs bei 45 % der Patienten begleitend eingesetzt. Diese Begleitmedikation verminderte sich bei der Patientenkohorte mit Behandlungsbeginn in 2010 auf 27 %, 67 % und zehn Prozent. Die mittlere Krankheitsdauer vor Behandlungsbeginn nahm von 6,1 Jahren (Median 4,5 Jahre) auf 3,4 Jahre (Median 1,9 Jahre) ab. Der Anteil der Patienten mit einem PedACR70-Score nach Abschluss der ersten zwölf Behandlungsmonate stieg von 57 % auf 74 % an. Eine inaktive Erkrankung innerhalb eines Jahres wurde bei 24 % der initialen Patientenkohorte dokumentiert, während sich diese Rate im Beobachtungsverlauf auf 54 % erhöhte. Die Gesamtzahl unerwünschter Ereignisse im ersten Jahr der Behandlung war konstant, während die Rate schwerwiegender unerwünschter Ereignisse von 0,13/Patient auf 0,02/Patient sank. Fazit: Bei JIA-Patienten wird eine Therapie mit Etanercept zunehmend früher begonnen. Es erfolgen weniger Vorbehandlungen und es werden weniger Medikamente begleitend eingesetzt. Dabei zeigt sich eine verbesserte Verträglichkeit mit weniger ernsthaften Nebenwirkungen und eine höhere Effektivität.


2006 ◽  
Vol 26 (01) ◽  
pp. 15-21
Author(s):  
A. Dorst ◽  
H. Faber ◽  
C. Kipshoven ◽  
L. C. Rovati ◽  
I. Setnikar ◽  
...  

ZusammenfassungInnerhalb einer dreijährigen Pilotstudie an 52 Frauen mit schwerer postmenopausaler Osteoporose wurden die Behandlungen mit Etidronat und anschließender Gabe von Kalzium und Vitamin D (ECaD) einerseits bzw. mit Etidronat und anschließender Verabreichung von Monofluorphosphat plus Kalzium und Vitamin D (EFCaD) andererseits miteinander verglichen. Die Knochenmineraldichte (BMD) von Lendenwirbelsäule, Gesamthüfte und Schenkelhals nahm mit dem EFCaD-Regime signifikant stärker zu als mit dem ECaD-Regime. Der Score für Schmerzen/Mobilität ging mit EFCaD signifikant stärker zurück als mit ECaD (p=0,006).Neue vertebrale Frakturen traten beidrei Patientinnen unter EFCaD (12%) bzw. neun Patientinnen unter ECaD (35%) auf (p = 0,048). Bei drei Patientinnen unter EFCaD (12%) bzw. 15 Patientinnen unter ECaD (58%) war kein Ansprechen (Response) auf die Therapie zu verzeichnen (p-Wert des Unterschieds = 0,001). Bei 25 Patientinnen wurde über leichte bis mittelschwere unerwünschte Ereignisse berichtet, wobei zwischen den beiden Behandlungsgruppen keine signifikanten Unterschiede zu beobachten waren. Die Pilotstudie deutet darauf hin, dass Etidronat, sequenziell gefolgt von Monofluorphosphat, eine sichere, wirksame und relativ kostengünstige Therapie bei schwerer postmenopausaler Osteoporose darstellen könnte.


2020 ◽  
Author(s):  
D Krug ◽  
MT van Mackelenbergh ◽  
T Heilmann ◽  
M Elessawy ◽  
A Schreiber ◽  
...  

Author(s):  
Cathérine Kollmann ◽  
Mia Kim

ZusammenfassungNach der erfolgreichen Etablierung des sakralen Nervenschrittmachers in der Therapie der fäkalen Inkontinenz zeigten erste Kohortenstudien ebenfalls vielversprechende Ergebnisse in der Therapie der konservativ refraktären chronischen Konstipation und obstruktiven Defäkation. Langzeitdaten wie auch Studien höchster Evidenz konnten diese jedoch nicht bestätigen. So zeigten randomisierte Studien keinen Vorteil einer sakralen Nervenstimulation verglichen mit nicht stimulierten Patienten. Im Langzeitverlauf erleiden viele Patienten einen Wirkverlust oder unerwünschte Ereignisse nach Implantation, die wiederum zu hohen Explantationsraten führen. Aufgrund der aktuellen Studienlage kann der sakralen Nervenstimulation momentan noch kein klarer Stellenwert im Allgemeinen Therapiealgorithmus der chronischen Konstipation und der obstruktiven Defäkation zugeordnet werden. Noch ist unklar, ob und welches Patientenkollektiv von einer sakralen Nervenstimulation (SNS) profitieren könnte. Weitere Studien zur Identifikation möglicher Selektionskriterien für die sakrale Nervenstimulation bei chronischer Konstipation und obstruktiver Defäkation sind hierfür notwendig. Ziel dieses narrativen Reviews ist es, einen Überblick über die aktuelle Datenlage in Hinblick auf den Stellenwert der SNS-Therapie bei der obstruktiven Defäkation als eine Subgruppe der chronischen Konstipation zu geben.


2020 ◽  
Vol 52 (04) ◽  
pp. 148-151
Author(s):  
Holger Cramer ◽  
Heidemarie Haller

ZusammenfassungYoga, ursprünglich eine spirituelle indische Praxis, ist längst als Präventionsmaßnahme etabliert, findet aber auch immer mehr seinen Weg in die unterstützende Therapie von chronischen Erkrankungen. In der supportiven Onkologie kann Yoga für verschiedene Symptome empfohlen werden. Die Evidenzlage überzeugt insbesondere zur Linderung von krebs- bzw. krebstherapieassoziierter Fatigue. Bei Patientinnen mit Mammakarzinom liegen darüber hinaus vielversprechende Studien zur Wirksamkeit von Yoga bei Ein- und Durchschlafstörungen und bei therapieassoziierten menopausalen Symptomen vor. Da unerwünschte Ereignisse unter Yoga nicht signifikant häufiger auftreten als bei anderen Formen körperlicher Aktivität oder unbehandelten Kontrollgruppen, ist insgesamt von einem positiven Nutzen-Risiko-Verhältnis für Patienten mit onkologischen Erkrankungen auszugehen.


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