Akute vorübergehende psychotische Störungen
ZusammenfassungAkute psychotische Zustandsbilder mit raschem Beginn, dramatischem Erscheinungsbild und günstiger Prognose sind eine klinische Realität. Sie sind aber auch ein Ärgernis, da sie sich schlecht in das Raster der Kraepelin’schen Dichotomie von Dementia praecox/Schizophrenie und affektiven Störungen einfügen. Die Weltgesundheitsorganisation hat sie 1992 mit der ICD-10-Kategorie F23 der „Akuten vorübergehenden Psychosen“ vorläufig als diagnostische Einheit anerkannt, aber auch den offenen Forschungsbedarf konstatiert. Inzwischen haben empirische Untersuchungen viele der Charakteristika der Akuten vorübergehenden Psychosen bestätigt. Es zeigte sich aber auch eine gewisse syndromale Instabilität im longitudinalen Verlauf. Einige Autoren hat dies zu der Forderung geführt, die Diagnose der Akuten vorübergehenden Psychosen wegen mangelnder Stabilität zu verwerfen. Im Folgenden wird begründet, warum die diagnostische Kategorie der Akuten vorübergehenden Psychosen aus nosologisch-theoretischen und klinisch-praktischen Gründen beibehalten werden sollte.